Menden. . Über zwei Jahrzehnte ist Maik Schmidt alkohol- und drogenabhängig. Inzwischen ist er clean – und genießt sein Leben trotz seiner „Schwäche“.

Maik Schmidt griff gerne zur Nadel – und zur Flasche. Immer wieder. Über mehr als zwei Jahrzehnte war der 53-Jährige schwer heroin- und alkoholabhängig. Seit sechs Jahren ist er „clean“, wie er sagt. Und genießt sein Leben seither in vollen Zügen.

„Ich musste immer einen gewissen Pegel haben. Halb besoffen, ist rausgeschmissenes Geld“, sagt Maik Schmidt. Dabei konnte er seine Sucht über Jahre hinweg vor seinem Umfeld verschleiern. Denn soziale Kontakte außerhalb des Milieus hatte er zuhauf.

Dabei hat alles damit angefangen, die eigenen Glücksgefühle „toppen“ zu wollen, wie der 53-Jährige sagt. Kokain, Ecstasy und Alkohol als Stimmungsaufheller. „Ich habe mir nie Gedanken gemacht, dass ich süchtig bin.“ Mit 21 Jahren zieht es Schmidt aus dem Internat nach Spanien. Er will auf eigenen Beinen stehen und die Welt erkunden. „Am ersten Tag in Spanien hab’ ich mir einen Schuss gesetzt“, sagt er. Damals, so erzählt er, sei er extrem naiv gewesen. Der Drang nach Freiheit und Selbstständigkeit habe die Sucht zunächst überwogen. „Es war eine Sehnsucht nach innerem Frieden“, schildert Schmidt.

Kräfte entwickeln

Seinen Heroinkonsum konnte er zehn Jahre vor Freunden und Familie geheim halten. „Süchtige entwickeln da gewisse Strategien.“ Erst zum Dealer, dann ein Schuss und danach zur Arbeit. Für Schmidt ein normaler Tag. Irgendwann auch nötig, um weiter zu funktionieren.

Mehrere Entzüge und Entgiftungen scheitern. Er schlittert vom Heroin zum Alkohol – und wieder zurück. Irgendwann, als das Geld nicht mehr ausreicht und das Konto ausgereizt ist, fliegt alles auf. „Ich war mir voll bewusst, dass ich mich so zugrunde richte.“

Er krempelt sein Leben um. Seinen Kindern und seiner Lebensgefährtin zuliebe. Sechs Jahre ist das nun her. Seitdem lebt er mit seiner Sucht im Einklang; mehr noch: „Ich spüre Glücksmomente wesentlich intensiver als früher“, sagt der 53-Jährige. Sucht sei keineswegs eine Sache, die einschränke. Geholfen habe ihm vor allem seine Lebensgefährtin, die „durch viele Höhen und Tiefen“ gegangen sei.

„Ich schaue dem Tiger gern’ ins Auge“

Aber wie erlebt ein ehemals Süchtiger heutzutage Partys? „Bis zu einem gewissen Grad kann ich lachen und damit umgehen“, sagt Schmidt. Ufern die Diskussionen aus, zieht er sich auch mal raus. Dass seine Mitmenschen dabei gerne Alkohol trinken, sei für ihn kein Problem. „Ich schaue dem Tiger gern’ ins Auge.“ Statt vor der Gefahr zu fliehen, habe er gelernt, seine Schwäche, die Sucht, als einen Teil von sich selbst zu akzeptieren. Es sei paradox: Statt gegen die Sucht zu kämpfen, gestehe er sich seine „Niederlage“ ein. Doch jeder müsse in diesem Zusammenhang seinen eigenen Weg finden. Ihm habe es geholfen, Kräfte zu entwickeln, die „das Leben lebenswert machen“.

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