Dortmund. . Nach acht Jahren wieder auf Tour: Der Mendener Dendemann beeindruckt beim Konzert vor 3600 Menschen in Dortmund. Sprechgesang mit Reibeisenstimme.
Einer der derzeit erfolgreichsten deutschen Musiker kommt nicht von irgendwo, er kommt aus Menden. Das ist ihm wichtig. „Im Kopf und im Herz bin ich oft wieder hier, du kriegst mich aus dem Dorf, doch das Dorf nich’ aus mir“, sprechsingt Dendemann zum Auftakt seines Dortmunder Konzerts. Kopfnicken, Arme hoch, Jubel.
3600 Menschen in der industriebrachigen Eleganz der „Warsteiner Music Hall“ stimmen ein. Wobei das untertrieben ist. Sie brüllen. Vor Freude. Das Konzert ist ausverkauft.
Lausbube und Bühnenphänomen
Dendemann, geboren in Menden als Daniel Ebel, ist nach über acht Jahren mit einem neuen Album auf Konzerttour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Vierte Station ist Dortmund, sein Heimspiel. Soweit die Fakten. Das Bühnenphänomen Dendemann, diese Wucht, die er an diesem Abend bietet, ist komplizierter zu beschreiben: Am Mikrofon versprüht er den Esprit eines rotzigen Lausbuben.
Einem, von dem man denkt, dass aus dem Racker etwas werden könnte. Auch mit 44 Jahren trägt Dendemann einen formunschönen Pullover in rot, blau, weiß, verschlissene Käppi auf dem Kopf. Für dieses Outfit werden heutzutage Schüler eventuell verdroschen.
Wie ein Reibeisen
Das ist der visuelle Teil, der den unaufgeregten Dendemann-Charme teils erklärt. Der „Lebemann von nebenan“, wie er sich beschreibt, braucht also keine Hip-Hop-Attitüde, kein Prunk und Protz. Dendemann hat ja seine Texte und seine Stimme. Diese Stimme! Er sagt, sie sei ein Reibeisen. Das ist tiefgestapelt; der Mann hört sich an, als gurgele er jeden Morgen wollüstig mit rostigen Schrauben.
Diese Röhre verleiht seinen atemraubenden Wortdrechseleien („In meinem Garten da wachsen große Jamben und Trochäen, die andern behandeln die Pflanzen bloß wie Schlampen und Trophäen“) Wirkmacht. Dendemann liefert neue und alte Hits. Fast zwei Stunden, zwei Zugaben.
Rap-Held der Jugend
Sein Album „Da nich für!“ stand eine Woche lang auf Platz eins der Album-Charts. Auffällig politisch kommt es daher („Ich würd’ echt lieber chillen, aber Papa Staat hat die rechten Bazillen“). Besserwisserisch klingt Dendemann aber nicht. Für viele in der Halle ist er der Rap-Held ihrer Jugend. Mitnichten aber sind nur saturierte Vierziger im Publikum, die sich für einen wilden Moment wieder im Gestern wähnen. Die Jüngeren sind nämlich auch da, vielleicht angezogen durch seinen zweijährigen Ausflug in den TV-Show-Bereich (Neo Magazin Royale). Sie alle sind begeistert von der endlich frischen Sprechgesangspoesie Dendemanns. „Ich hab hier Blutsverwandte“, sagt er zum Abschluss. Dann: vorbei. Aber das Warten hatte ein Dende.