Menden. . Helene Zapantis ist mit 101 Jahren die älteste Mendenerin. Sie kam über Kairo und Athen nach Menden.
In Kairo multikulturell aufgewachsen, den größten Teil des Arbeitslebens in renommierten Hotels in Athen verbracht und den Lebensabend in der Hönnestadt. Helene Zapantis – Mendenerin griechischer Herkunft – ist gerade 101 Jahre alt geworden. Bei sehr guter geistiger und guter körperlicher Verfassung lächelt sie den WP-Besucher an: „Die Liebe zur Familie hat mich so alt werden lassen.“ Und vom Wunder der Liebe weiß sie viel zu berichten.
Schicksalsminuten am Flughafen
Schimpfen kann sie trotz aller Gelassenheit des Alters aber auch. „Ich verfolge seit Jahren alle Debatten des griechischen Parlaments im Fernsehen. Ach, hätten die Griechen doch bloß eine Angela Merkel. Mit ihr wäre es auch nicht zur Finanzkrise gekommen.“
Es war einst der Ruf der Tochter, dem sie folgte: „Mama, komm’ doch bitte zu uns.“ Das legte Stella Bichmann (geborene Zapantis) ihrer Mutter ans Herz. Sie konnte es überhaupt nur sagen, weil auch bei ihr in besonderer Weise das Wunder der Liebe im Spiel war. „Ich war auf dem Flughafen Athen für die Lufthansa tätig und lernte einen Passagier kennen, dessen Maschine eine Verspätung hatte. Wir haben uns prompt verliebt.“ Der Mann war Mendener und erfolgreicher Geschäftsmann. Und schnell galt Helene Zapantis’ Zuneigung auch dem künftigen Schwiegersohn.
Mendens älteste Bürgerin spricht fließend bis perfekt griechisch, arabisch, italienisch, französisch, englisch und deutsch. „Ich hatte noch das Glück, das damals sehr tolerante Ägypten und Kairo kennenzulernen. Es war kein Problem, wenn wir als griechisch-orthodoxe Familie in Kairo an den kirchlichen Prozessionen teilnahmen. Alle haben sich gegenseitig sehr geachtet und respektiert.“
Doch mit zunehmenden Unruhen in Ägypten in den 1960er Jahren beschloss Familie Zapantis, zu den geografischen Wurzeln zurückzukehren. „Kaum eine Frau hatte ja damals einen richtigen Beruf gelernt“, war Helene Zapantis dennoch schnell in Athen eine äußerst gefragte Mitarbeiterin in der Hotelbranche. „Ich bin ja mit mehreren Sprachen groß geworden. Das hat es mir leicht gemacht.“
Die Familie gibt Halt
Die Liebe zu ihren beiden Töchtern – und später zu den Enkeln und Urenkeln – hat Helene Zapantis auch über den plötzlichen Tod ihres Mannes hinweggeholfen. „Er ist ohne Vorerkrankung von einer Minute auf die andere verstorben. Das war natürlich tragisch.“
Kairo, Athen, Menden. Helene Zapantis vergleicht nicht, sie lächelt: „Es ist wunderschön hier. Ich habe alles, was ich brauche und viele großartige Menschen um mich.“ Und im Alltag – zum Beispiel für den Einkauf — ist sie mit dem Rollator unterwegs. Auch der eigene Wagen fehlt ihr längst nicht mehr.
„Ich lese für mein Leben gern“, orientiert sich Helene Zapantis auch bei der Lektüre mehrsprachig. Und auch der christliche Glaube ist ihr wichtig. „Es war damals in Kairo gar kein Problem, dass ich als griechisch-orthodoxes Mädchen auf eine Schule ging, die von katholischen Nonnen geleitet wurde. Wir glauben doch alle an den einen Gott.“
Eigentlich hatte Helene Zapantis den 100. Geburtstag groß feiern wollen. „Doch hatte ich mir eine schwere Grippeeingefangen.“ So wurde das ganz große Fest eben zum 101. Lebensjahr nachgeholt. „Das war unbeschreiblich schön. Auch meine Enkel und Urenkel sind gekommen.“ In einem Punkt gibt es ohnehin nicht den Hauch eines Zweifels: „Ich liebe sie alle so sehr.“ Und so mangelt es ihr nicht an Plänen für weitere Feste.