Menden. . Ratschläge zum Aufforsten nach Sturm Friederike. Stadtwerke testen Solardächer. Grüne fordern Mendens Kohlendioxid-Ausstoß messbar zu machen.
„Wir holen die Weltklimakonferenz nach Menden!“ Ingrid Ketzscher vom Klimabündnis hatte am Samstag die Live-Schalte ins polnische Kattowitz organisiert: Auf der Leinwand im Casino der Stadtwerke erschien die grüne EU-Abgeordnete Anna Deparnay-Grunenberg. Sie berichtete exklusiv für ihre Mendener Zuhörer vom Klimagipfel. Der machte danach noch Schlagzeilen wegen der Schelte der 15-jährigen Greta aus Schweden.
Ungeachtet der Aufrufe im Vorfeld blieb die Mendener Runde überschaubar, doch diese Skype-Schalte erbrachte, anders als das von 33.000 Teilnehmern gestaltete Treffen in Kattowitz, handfeste Ergebnisse. So erklärte Stadtwerke-Marketingchef Alexander Nickel, sein Unternehmen sei bereit, weitere städtische Dachflächen auf die Eignung für Sonnenstromanlagen (Photovoltaik) zu untersuchen.
Wie berichtet, hatten die Mendener Grünen jüngst von der Stadtverwaltung gefordert, jedes geeignete Dach an PV-Betreiber zu vermieten. Ulrike Schriever, Leiterin des Immobilienservices Menden (ISM) hatte vor der Politik ihrerseits die grundsätzliche Bereitschaft dazu erklärt.
Stadt soll Klima-Beitrag messen
„Wir stehen zu unserem Wort“, bekräftigte Stadtwerke-Sprecherin Maria Geers die Zusage am Montag auf Nachfrage. Die Dachflächen, die der ISM nenne, würden von den Stadtwerken vor allem auf die statische Eignung, sprich die Tragfähigkeit hin überprüft. Auch Ausrichtung und Neigung eines Daches fließen in diese Bewertung ein. Es habe indes bereits einmal eine Überprüfung städtischer Dächer durch das stadteigene Unternehmen gegeben.
Menden ist Mitglied im Klima-Bündnis der Städte
Im „Klima-Bündnis“ der Städte arbeiten 1700 Mitgliedskommunen in 26 europäischen Staaten, Bundesländer, Provinzen und Organisationen gemeinsam daran, den Klimawandel zu bekämpfen. Auch Menden ist hier Mitglied.
Das Klima-Bündnis ist das größte europäische Städte-Netzwerk für den Klimaschutz. Die Spanne reicht von der kleinen Landgemeinde bis zur Millionenstadt. Alle Mitglieder verstehen den Klimawandel als eine weltweite Herausforderung, die Lösungen vor Ort erfordert.
Jede Stadt geht im Klima-Bündnis die Pflicht ein, ihre CO2-Emissionen alle fünf Jahre um zehn Prozent zu mindern. Das wäre bis 2030 eine Halbierung pro Kopf gegenüber 1990.
Praktischer Art waren auch die Fragen, die Deparnay-Grunenberg aus Menden gestellt bekam. So fragte Stadtförster Dirk Basse etwa nach den Waldflächen, die Orkan „Friederike“ freigeschlagen hatte. Basse wollte wissen, was besser sei: Die Flächen rasch wiederaufzuforsten oder sich selbst zu überlassen. Antwort: Fürs Klima sei beides gut. Bei der Aufforstung müsse man aber auf den richtigen Mix achten und ausschließlich heimische Pflanzen verwenden.
Zuvor hatte die Deparnay-Grunenberg die Mendener über Skype mit auf einen Erkundungsgang in die Weltklimakonferenz mitgenommen. Sie selbst zeigte sich beeindruckt von der geballten Fachkompetenz und der riesigen Teilnehmerzahl: „Es ist möglich, die Klimakatastrophe abzuwenden!“
Die globale Erwärmung sei nicht mehr zu leugnen: „Jedes der letzten drei Jahrzehnte war an der Erdoberfläche wärmer als alle vorangehenden Jahrzehnte seit 1880.“
Ingrid Ketzscher stellt für das Klimabündnis fest: „Deutschland verfehlt sein Klimaschutzziel. Ob Menden sein durch die Mitgliedschaft im Klimabündnis gestecktes Ziel, alle fünf Jahre zehn Prozent an Kohlendioxid-Ausstoß einzusparen, erreicht oder verfehlt, können wir vor Ort bisher nicht kontrollieren“ – die Daten würden schlicht nicht erhoben.
Das Klimabündnis biete aber Programme an, mit dem sich Kommunen ein Bild ihrer Verbräuche und Einsparungen machen könnten. Ketzscher: „Das empfehle ich auch für Menden.“ Und: Das Rathaus brauche Personal dafür.