Menden. . Annette Schrick (54) verlässt die SPD und wechselt zu den Grünen. Die Erzieherin hadert mit der Bundespolitik. Der SPD geht ein Sitz verloren.

Paukenschlag zum Ende der politischen Sommerpause. SPD-Ratsfrau Annette Schrick verlässt die SPD-Ratsfraktion und tritt aus der Partei aus. Schrick nimmt ihr Mandat mit zu den Grünen. Die 54-Jährige wollte im vergangenen Jahr noch Ortsvereins-Chefin der Sozialdemokraten werden.

Schrick bestätigt auf Nachfrage den Vorgang. „Es stimmt.“ Die Erzieherin erklärt: „Ich bin mit der Arbeit der Bundes-SPD außerordentlich unzufrieden.“ Sie nennt unter anderem das Einknicken bei der Großen Koalition. Ausschlaggebend sei „das Schweigen“ der Parteispitze zu Söders und Seehofers Flüchtlingspolitik gewesen. „Das hat mich sprachlos gemacht.“

Als „Huckepack-Kandidatin“ nachgerückt

Die Entscheidung sei ein gutes Jahr lang gereift, sagt Schrick. Jetzt wolle sie Nägel mit Köpfen machen. Sie habe schon immer eine Sympathie für Rot-Grün gehabt. Deshalb sei die Entscheidung für die Grünen gefallen

Schrick war als Nachrückerin an das SPD-Ratsmandat gekommen. Als sogenannte Huckepack-Kandidatin war sie direkte Vertreterin von Ann-Kristin Peters, die nach der Wahl 2014 nach nur kurzer Zeit aus dem Stadtrat ausschied. Ihr sei die politische Arbeit in Menden so wichtig, dass sie das Ratsmandat behalten und mitnehmen wolle, sagt Schrick. „Ich kann nur etwas bewegen, wenn ich selbst aktiv teilnehmen kann.“ Die Richtungskämpfe innerhalb der Mendener SPD hätten dabei keine Rolle gespielt Ihr tue es wegen der Freundschaften zu Menschen wie Fraktionschef Gisbert Gutberlet leid. Gleichzeitig sei ihr aber klar, dass sie sich auch unbeliebt mache.

Grüne sehen Aufnahme positiv entgegen

SPD-Parteichef Mirko Kruschinski bestätigt, dass Schrick ihm gegenüber den Partei-Austritt zum 31. August erklärt hat. Näher kommentieren wolle er den Vorgang zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht. „Sie hat bei uns angefragt, ob sie in Zukunft bei uns mitmachen kann“, sagt Grünen-Fraktionschef Peter Köhler. „Prinzipiell können wir uns das vorstellen.“ Gleichwohl sei der Übertritt kein Automatismus. Köhler kündigt an, Schricks Fall in der Fraktion beraten zu wollen. „Ich gehe aber davon aus, dass es einen Aufnahmebeschluss der Fraktion geben wird.“

Er sehe es nicht als Problem, dass Schrick ihr Mandat von der SPD zu den Grünen trägt: „Die Leute sind auf einer Liste gewählt. Und ab dann sind sie freie Abgeordnete“, sagt Köhler. Er erinnert an die UWG. Deren einziger Ratsherr Fabian Homberg hatte sich im vergangenen Jahr der FDP angeschlossen. „Wir werden die Tür nicht zuschlagen, wenn jemand anklopft.“ Es ei aber kein Abwerben: „Mir ist wichtig, dass das keine Aktion gegen die SPD ist.“

Schrick saß für die SPD auch im Kinder- und Jugendhilfe-, Sozial-, Kultur- und Schulausschuss. Die politische Gemengelage bleibt von Schricks Wechsel unbeeinflusst. Die CDU braucht weiter die Stimmen einer weiteren Fraktion um eine Mehrheit zu erlangen. Wenn die anderen Parteien gegen die CDU etwas durchsetzen wollen, müssen sie sich komplett einig sein.