Menden/Hemer. Nach dem Fund zweier toter Hunde in der Messie-Wohnung einer Mutter von zwei Kindern: Das Jugendamt Menden hat sich sofort eingeschaltet.

Oberste Priorität für das Mendener Jugendamt haben jetzt die beiden Kinder der Mutter, in deren verwahrloster Hemeraner Wohnung die Polizei am 11. Juni zwei tote Hunde fand – einer mit einem Spaten erschlagen, der andere in einem Käfig verendet. Nachdem die Familie kurzzeitig gar nicht auffindbar war, wohnt sie jetzt in Menden. „Wir sind dem sofort nachgegangen“, berichtete auf Anfrage der Mendener Jugendamtsleiter Christian-Peter Goebels.

Untereinander vernetzt

Sein Amt habe von der Polizei die Meldung erhalten, als der neue Aufenthaltsort der Familie bekannt war. Zudem stehe man auch in Kontakt zum Jugendamt in Hemer: „Wir sind im heimischen Raum untereinander vernetzt.“

Im Polizeibericht hatte es geheißen, dass die 38-Jährige als Mietnomadin gelte. Das Jugendamt werde indes aus Datenschutzgründen keine genaueren Angaben zum Einzelfall und bereits getroffenen oder geplanten Maßnahmen machen, betont Goebels. Der übliche Weg sei eine sofortige Risiko-Abschätzung für die Kinder, und die passiere grundsätzlich nach dem Vier-Augen-Prinzip. „Da gehen unsere Leute immer zu zweit hin.“

Zweiter Hundekadaver nicht untersucht

Woran der in einem Käfig in der Hemeraner Wohnung gefundene zweite Hund verendete, ist nach Polizeiangaben nicht mehr untersucht worden.

Den Fall des Verdachts auf Tierquälerei hat jetzt die Staatsanwaltschaft übernommen. Die Beschuldigte wird inzwischen anwaltlich vertreten.

Diese Kräfte hätten kleinere Kinder bei jedem Besuch in einer Wohnung sorgfältig auf etwaige Vernachlässigungs- oder Misshandlungssymptome hin anzusehen: „Das ist in Menden Handlungsanweisung.“ Fällt etwas Verdächtiges auf, werde sofort ein Arzt gerufen. „Eine hundertprozentige Sicherheit“, setzt Goebels aber hinzu, „kann es aber auch hier nie geben.“

150 Anzeigen im Jahr

Mit etwa 150 Anzeigen wegen des Verdachts der Kindeswohlgefährdung hat es das Mendener Jugendamt in jedem Jahr zu tun, berichtet der Leiter, der zuvor lange in Hagen gearbeitet hatte. „Für eine kleine Stadt wie Menden ist das eine relativ hohe Zahl.“

Hoch brisant seien davon fünf bis zehn Fälle im Jahr, wobei der aktuelle auch daraus noch hervorsteche: „Es ist schon haarsträubend, wenn man den Polizeibericht über die Lebensumstände dort liest.“

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Das Jugendamt gehe aber an jeden Einzelfall nicht als Wegnahmebehörde heran, sondern wolle grundsätzlich familienerhaltend und begleitend wirken. Wenn es etwa um Messie-Wohnungen gehe, könnten ein Aufräumtrupp und die anschließende sozialpädagogische Begleitung der richtige Weg sein. Goebels macht zugleich aber unmissverständlich klar, wo der vorläufige Schlussstrich zu ziehen ist: „Sehen wir eine andauernde Kindeswohlgefährdung, etwa bei psychisch kranken oder drogenabhängigen Eltern, schalten wir das Familiengericht ein.“ Auch nach Kindesentnahmen bleibe das langfristige Ziel indes die Rückführung.

Amt wandelt auf schmalem Grat

Die Gratwanderung zwischen der von Laien immer rasch geforderten Kindesentnahme und dem schonenden Weg zum Erhalt einer Familie – „das macht den Druck in unserer Arbeit aus“, erklärte Goebels. Und er selbst habe in Hagen Fälle erlebt, die sich trotz gegenteiliger Prognosen krisenhaft entwickelt hätten. „Man kann Menschen tatsächlich immer nur vor die Stirn gucken.“ Im aktuellen Fall werde das Mendener Jugendamt daher „ganz eng am Ball bleiben“.