Menden. . Insolvente Papierfabrik: Vorläufiger Verwalter sieht keine Chance auf rasche Wiederaufnahme der Produktion – doch die Hoffnung stirbt zuletzt.
Der Betrieb im Hönnetal steht, im Moment kann Tönnesmann kein Papier produzieren: Wenige Tage nach der zweiten Insolvenz binnen fünf Jahren (die WP berichtete) gibt es für das 165 Jahre alte Unternehmen mit 59 Beschäftigten weder Strom noch Material. Von beidem bräuchten sie jedoch reichlich, wenn es weitergehen soll: Rechtsanwalt Andreas Schoß aus der Kanzlei Biesinger, Wischermann & Partner aus Wuppertal sieht als vorläufiger Insolvenzverwalter denn auch keine Chance, den Betrieb rasch wiederaufzunehmen. Doch Aufgeben gilt nicht.
„Es sieht nicht so gut aus wie erhofft“, sagt Schoß mit Blick auf die Erwartungen vom Anfang. Da setzte er noch darauf, angesichts voller Auftragsbücher bald wieder Strom und Material zu erhalten. Doch der Energieversorger aus dem Ruhrgebiet, bei dem Tönnesmann tief in der Kreide steht, will laut Schoß binnen weniger Tage 320 000 Euro sehen, sonst bleibt der Strom gesperrt. Diese Summe umfasse nicht nur Außenstände, sondern auch eine Sicherheitsleistung plus Vorauskasse.
Dieses Geld bekomme man derzeit nicht zusammen, sagt Schoß. Tönnesmann verbraucht im Vollbetrieb nach eigenen Angaben im Monat Strom für etwa 90 000 Euro.
Aggregat zur Notversorgung
Das Unternehmen wolle sich jetzt zunächst mit einem Aggregat behelfen, das zumindest die Notversorgung der Pumpen und der EDV sicherstellen kann.
Auch der Materialfluss, der zur Herstellung von Papier benötigt wird, ist erst einmal versiegt. Obwohl die Hausbank zum Unternehmen stehe, werde die allernächste Zeit schwierig, weiß der vorläufige Verwalter. Dafür sorge schon die große Summe für die Energie. Auch bei einem heimischen Versorger habe man angefragt. „Doch der verwies auf die bereits nach der ersten Insolvenz erlittenen Verluste.“ Die damalige Zahlungsunfähigkeit, auch wenn man sich bis 2016 aus ihr herausgekämpft hatte, war „keine vertrauensbildende Maßnahme“, hatte Schoß gleich zu Beginn des Verfahrens geahnt.
Im März 2013 war Tönnesmann & Vogel, wie das Familienunternehmen damals hieß, erstmals in Zahlungsunfähigkeit gestürzt. Da zählte man noch 49 Beschäftigte, und die Produktion ruhte eine Zeit lang. Betroffen waren indes auch viele Mendener Firmen und Vereine, die ihr Altpapier direkt ins Hönnetal gebracht hatten. Auf dem von Branchenriesen beherrschten Papiermarkt hatte sich Tönnesmann stets Nischen gesucht. Seine Spezialpapiere lieferte das Unternehmen weltweit aus, bis nach Uganda, Israel oder Neuseeland.
Mit dem Einstieg von Dr. Clemens Bülow als Geschäftsführender Gesellschafter schien im September 2016 die „Papierfabrik Tönnesmann Hönnetal GmbH & Co. KG“, wie sie seither firmiert, besseren Zeiten entgegenzustreben. Vater und Tochter Tönnesmann zeichneten weiter für den Vertrieb verantwortlich.
Doch laut Andreas Schoß war dieser Neustart bereits wieder stark durch die zwischenzeitlich aufgelaufenen Schulden gehemmt. Die hätten trotz des positiven Abschlusses 2017 letztlich auch die zweite Insolvenz verursacht.