Menden. . Nach der vermeintlichen Rettung 2016 ist die Papierfabrik Tönnesmann wieder in Not geraten. 59 Beschäftigte müssen über Pfingsten bangen.
Die Papierfabrik Tönnesmann Hönnetal GmbH & Co. KG ist nach ihrer vermeintlichen Rettung vor zwei Jahren jetzt erneut in die Insolvenz gestürzt. 59 Beschäftigte bangen um ihre Arbeitsplätze.
Der Betrieb läuft allerdings noch weiter. Ob das auch nach Pfingsten so bleibt, hängt nach den Worten des vorläufigen Insolvenzverwalters, des Arnsberger Rechtsanwaltes Andreas Schoß, von laufenden Verhandlungen mit Energieversorgern und Lieferanten ab. Die Auftragsbücher seien auf Wochen hinaus voll.
Insolvenzverwalter: Unternehmen ist lebensfähig
Grundsätzlich, sagt Schoß, sei das Unternehmen lebensfähig und nach Aussagen von Kunden mit seiner Produktpalette auch zurecht am Markt. Im Geschäftsjahr 2017, also nach der Übernahme durch den Düsseldorfer Unternehmer Dr. Clemens Bülow, habe man im Hönnetal einen fünfstelligen Gewinn eingefahren, bis April ‘18 einen „unmaßgeblichen“ Verlust.
Dennoch sei die Liquiditätslage derzeit extrem schwierig. In letzter Zeit hätten Lieferanten und Dienstleister auf Vorkasse bestanden, die noch aus dem Kontokorrentrahmen heraus bestritten werden konnte. Der sei unterdessen ausgeschöpft, aktuell werde wegen rückständiger Zahlungen mit dem auswärtigen Stromversorger uneinigen Lieferanten verhandelt. Fallen deren Entscheidungen positiv für das Unternehmen aus, könne weiterproduziert werden.
Zweite Insolvenz in zwei Jahren für Papierfabrik
Für die Zurückhaltung einiger Gläubiger zeigte Schoß Verständnis: Es handele sich zum Teil noch um Unternehmen, die nach der ersten Insolvenz ihr Geld nicht zurückbekommen hatten. „Das war natürlich keine vertrauensbildende Maßnahme.“
Als Hauptursache für die zweite Insolvenz binnen zwei Jahren nennt der vorläufige Verwalter die Belastungen aus der Neustart-Phase 2016: „Die Anlaufverluste der ersten Monate waren mit einer halben Million Euro so hoch, dass man gleich wieder mit zu geringer Liquidität operieren musste.“ So sei zum Neustart wieder der Strom abgestellt worden. Das Unternehmen habe sich zunächst aus dieser Lage herauskämpfen, die langen Schatten des belasteten Anfangs mit einer hohen Verschuldung dann aber doch nicht überwinden können. Managementfehler habe er bislang nicht feststellen können: „Im Gegenteil: Die Familie Tönnesmann, die das Unternehmen gemeinsam mit Dr. Bülow leitet, zeigt sich weiterhin hoch engagiert.“
Ende nächster Woche mehr Klarheit
Sollte es gelingen, die derzeit stotternde Produktion wieder in Gang zu bringen, werde er allerdings auch einen neuen Investoren-Prozess anstoßen, kündigte Schoß an. Gesucht würden Geldgeber, die bisher mit Blick auf die hohe Verschuldung abgewunken hatten. Mit der Insolvenz, in der Verbindlichkeiten nicht übernommen werden, könne sich einiges bewegen.
Gegen Ende nächster Woche, erklärte Schoß weiter, werde sich abzeichnen, wie es mit dem Unternehmen im Hönnetal weitergeht.