Menden. . 22 Uhr: Ob Knobler oder Darter, Schalker oder Dortmunder: Im Platte Heider Fasanenhof geht’s familiär zu.

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    Punkt 22 Uhr, als an diesem Samstagabend der Startschuss zur Reportage fällt, steht Edith Deppe – klar, am Zapfhahn. Ihr „Fasanenhof“ an der Hermann-Löns-Straße ist gut gefüllt, und das ist nicht bestellt. Am Abend vorher, als ich mich bei ihr angemeldet habe, war’s genauso voll. Nur ohne die Darter, die in ihrem eigenen Räumchen werfen und gerade ein Ligaspiel gegen Wickede vergeigt haben.

    Edith Deppe, in Wickede geboren, hat zu ihren „Mendener Jungs“ gehalten. „Aber die Wickeder sind Absteiger aus der Bundesliga, gegen die ist es natürlich schwer“, sagt sie, während sie schon wieder Biergläser spült und den Knobeltisch rufen hört: „Machste fünf neue?“

    Wiedereinstieg nach zehn Jahren

    Klaus, Herbert, Gerd, Hartmut und Jürgen schocken im Fasanenhof seit 2013 immer mal wieder einen aus. „Nur Theo fehlt heute!“ Nachnamen gibt’s hier nicht, und eine „Frau Deppe“ schon gar nicht. Kein Wunder, meint sie: „Wir sind ja alle Nachbarn.“ Sie wohnt nur vier Häuser weiter, und im Fasanenhof ist sie nicht etwa Pächterin: Das Gasthaus gehört ihr und ihrem Mann Peter.

    Als der Fasanenhof nach dem Abschied der letzten Pächterin leerzustehen drohte, stieg Edith nach zehn Jahren in anderen Jobs wieder voll in die Gastronomie ein, mit der sie als ganz junge Frau angefangen hatte. „Meine ganze Familie hat dabei hinter mir gestanden“, erzählt sie. „Und wenn das weiter so gut läuft wie bisher, dann bleibe ich jetzt auch dabei.“

    Viele Gäste werden umarmt

    Ihre Gäste lieben sie dafür. Anders kann man’s nicht sagen. Allein die Begrüßungen: Fast jeder, der durch die Tür kommt, wird von Frau Wirtin umarmt. Wenn sie Stammgast Klaus von draußen nahen sieht, macht sie ihm schon sein Weizen klar. Dass es sowas noch gibt – wenn dieser Satz nicht so platt klingen würde, man müsste ihn schreiben.

    Auch Kirsten wird geherzt, als sie im Eingang erscheint. Nach ihrer Wirtin gefragt, sagt die Mendenerin: „Dank Edith kannst du als Frau problemlos alleine herkommen. Anmache gibt’s nicht.“ Dass sie auch vor der Tür ein Auge auf die Gäste hat, beweist die Wirtin, als ich mit anderen Rauchern im Licht der Leuchtreklame stehe: „Denkt dran, es muss leise bleiben“, mahnt sie.

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    Wie es im Fasanenhof um diese Uhrzeit zugeht, ist mit dem Ausdruck „familiär“ am treffendsten umschrieben. Kellnerin Sabrina schwärmt: „Edith ist für mich erstmal Freundin und dann Chefin.“ Ob sie im Fasanenhof aushelfen wolle, hat Edith Deppe sie gefragt, als die beiden ihren Kindern beim Fußball zuguckten, im Ortsclub, dem VfL Platte Heide, klar.

    Ediths Sohn Fabian ist acht, ihre Tochter Lena 14. Beide helfen gelegentlich mit, auch der Kurze spült schon mal Gläser. Und im Biergarten, der im Sommer für Einnahmen und Zusatzarbeit gleichermaßen sorgt, sollen sich dank vieler Spielgeräte auch Kinder wohlfühlen.

    Schwärmen vom Zigeunerschnitzel

    Markus, der am Ende der Theke in der zweiten Knobelrunde dabei ist, verrät mir derweil sein Lieblingsessen im Fasanenhof: „Die Edith macht ein Zigeunerschnitzel, das findest du weit und breit nicht nochmal.“ Edith macht darum nicht viel Aufhebens: „Wir haben eine kleine Karte, und da muss es schmecken.“

    Und wie lange wird es für sie heute noch gehen? „Ich tippe mal auf eins, halbzwei“, sagt Edith Deppe. Die Nacht wird jedenfalls kurz: Morgens um acht gibt’s hinten im Saal wieder ein Frühstücksbuffet.“ Das nennt man ausgefüllte Tage.

    Dann kommt Benni rein, so um halb elf. Dass er Schalker ist, ist unschwer am Trikot zu erkennen, und er wird mit großem Hallo willkommen geheißen, auch wenn er heute nur einen Punkt aus der Arena mitbringt. Aber sie haben gegen Gladbach lange mit zehn Mann gespielt.

    Auch Blaue und Schwarzgelbe keine Feinde

    Vorher haben sich einige hier auch als Borussen zu erkennen gegeben – im Sauerland gibt’s halt beides. Ist das auch Thema im Fasanenhof? „Na klar“, strahlt Edith, die es selber mit den Blauen hält. „Sich darüber mal zu käbbeln, gehört doch dazu. Aber Feindschaft? Die gibt’s hier nicht."

    Das hätte auch nicht gepasst. Nicht zu den Fußballern, und auch nicht zu den Dartern.