Menden. . Der Weg für die Industrie-Ansiedlung im Mendener Stadtteil ist frei. Archäologen hatten bei Ausgrabungen einen entscheidenden Fehler begangen.

Die Macher des künftigen Gewerbegebiets Hämmer-Süd dürfen jubeln, die Archäologen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) sind eher enttäuscht. Die jüngsten Grabungen nach weiteren Steinzeit-Relikten auf dem riesigen Areal haben kaum noch neue Funde erbracht. Damit ist zumindest aus dieser Warte der Weg frei für die Industrie-Ansiedlung. Das bestätigte Dr. Eva Cichy, Wissenschaftlerin an der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen, auf Anfrage der WP.

Wie berichtet, hatte der Fund eines mehrere tausend Jahre alten Steinbeils die Annahme ausgelöst, in Hämmer-Süd könnten die allerersten Mendener gelebt haben: Menschen aus der „Rössener Kultur“, die in Langhäusern lebten. „Das vermuten wir auch weiterhin, wir konnten es aber nicht untermauern“, erklärt Dr. Cichy.

Großräumige Flächengrabung wäre möglich gewesen

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Die Archäologen fanden nur den Rest einer Pfostengrube. In dieses Loch war in der Jungsteinzeit ein Pfahl gerammt worden, womöglich für ein Haus. „Mehr davon, womöglich noch mit Brunnenanlagen, und wir hätten eine groß angelegte Flächengrabung veranlasst“, beschreibt Cichy den Alptraum aller Wirtschaftsförderer – und des Stadtkämmerers, der all das hätte bezahlen müssen. „Jetzt“, sagt Cichy, „können die mit ihrem Gewerbegebiet vermutlich loslegen.“

Dr. Eva Cichy vor der Pfostengrube, dem einzig namhaften Fund – und der gelang auch noch auf dem falschen Feld.
Dr. Eva Cichy vor der Pfostengrube, dem einzig namhaften Fund – und der gelang auch noch auf dem falschen Feld. © Privat

Einen Vorbehalt gibt es aber noch: Die Archäologen haben mit ihren zwölf Sondageschnitten – jeweils sechs Meter breit, 110 Meter lang und 40 Zentimeter tief – bisher nur vier Fünftel untersucht gesehen. „Drei Schnitte fehlen uns noch, und die Hofstelle wird gesondert betrachtet.“ Dass die bisherigen Grabungen schon die Größe eines Fußballfeldes hatten, bedeutet laut Cichy nicht viel. „Das Gelände ist mit 32 Hektar ja riesig.“

Gelände erschwert Suche

Die Forscher aus Olpe wissen indes, warum sie kaum noch Spuren fanden: „Das Gelände wirkt heute nur leicht abfallend. Es war aber bis zum Mittelalter hügelig und bewaldet. Dann rodeten die Menschen die Bäume, die Erosion setzte ein.“ Über die Jahrhunderte verschwand seither Schicht um Schicht, in der Cichy und Kollegen wissenschaftliche Beute hätten machen können. „Es ist auch kein Zufall, dass die Pfahlgrube, die wir noch gefunden haben, ganz flach war, also den untersten Bereich darstellte.“

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Hinzu komme, dass diese Grube gar nicht im vorgesehenen Untersuchungsgebiet lag: Wegen eines Versehens habe die Fachfirma auf dem falschen Feld angefangen zu buddeln, einem Acker von Bauer Heinz Scheffer. Ohne diese Panne wäre die Sondage erst recht ergebnislos verlaufen.

Stadt hält Feld für DJK Bösperde fest

Am Mittwoch sagte die Politik Ja zum Aussparen einer fußballfeldgroßen Fläche für die DJK vom geplanten Tausch mit einem Areal in Hämmer-Süd, das die Stadt noch für das Gewerbegebiet braucht (die WP berichtete). Die Abstimmung im nichtöffentlich tagenden Fachausschuss ging 9:6 aus, hieß es jetzt.

Damit sei das Ja von CDU-Abweichler Udo Neff nicht das Zünglein an der Waage gewesen. Zudem bleibe genug Tauschfläche übrig.