Menden/Fröndenberg. . Ann-Cathrin Potthoff zahlt ihr Medizinstudium selbst – in Bulgarien. Dort erhält sie jetzt ein Rückkehr-Stipendium aus dem MK.

  • Ann-Cathrin Potthoff: Kein Studienplatz hier, aber in Bulgarien – und dann ein Rückkehrer-Stipedium vom MK
  • Bundesgesundheitsminister erkennt Handlungsbedarf: Medizinstudium stärker in die Region bringen
  • Die Hälfte über 60: Menden wird in wenigen Jahren die Hälfte seiner heutigen Hausärzte verlieren

„Solche Geschichten sind im zusammenwachsenden Europa möglich. Aber sie müssen für uns auch Anlass sein, die Studienmöglichkeiten für Medizin bei uns zu verbessern.“ Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sieht angesichts der Geschichte der Fröndenbergerin Ann-Cathrin Potthoff, die zum Medizinstudium ins bulgarische Plowdiw ausweichen musste, Handlungsbedarf auf politischer Ebene. Das erklärte Gröhe auf Anfrage der WP jüngst nach seinem Wahlkampf-Auftritt in der Platte Heider Schützenhalle.

Minister für mehr Medizinplätze

Wie berichtet, hat die junge Frau in Menden ein Abitur mit der Note 1,7 geschafft. Sie absolviert zurzeit ein Praktikum am Mendener St.-Vincenz-Krankenhaus. Nach dem Abi hatte sie sich jahrelang vergebens um einen Studienplatz beworben. Sie legte derweil ein Examen in Sozialer Arbeit hin und ging als Au-pair in die USA. Doch am Traumberuf hielt sie immer fest.

2014 bekam sie dann die Chance in Plowdiw auf eigene Kosten zu studieren. Dort ist die 28-Jährige jetzt im siebten Semester – und erhielt vom Märkischen Kreis kürzlich ein Stipendium über 500 Euro im Monat. Die Bedingung: Nach ihrem Examen in Plowdiw muss sie als Ärztin für fünf Jahre in ihre Heimatregion zurückkehren. So will der Märkische Kreis den heraufziehenden dramatischen Ärztemangel im heimischen Raum abmildern.

Nicht nur Noten sollen entscheiden

Doch auch für einen Bundesgesundheitsminister stellt sich damit die Frage, wie absurd das ist: Erst werden angehende medizinische Fachkräfte hierzulande abgelehnt, um sie dann aus dem Ausland mit Stipendien wieder in die Heimat zu locken. Gröhe: „Auch die Kassenärztliche Vereinigung in Sachsen vergibt Stipendien für Ungarn. Solche Beispiele zeigen mir aber auch, dass wir bei uns mehr Studienplätze für Medizin schaffen müssen.“ Und: Bei der Auswahl der Bewerber sollten kommunikative und soziale Fähigkeiten eine Rolle spielen, nicht allein der Notenschnitt.

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Hermann Gröhe verwies gegenüber der WP zudem auf ein Modell für Ostwestfalen-Lippe. Dort haben sich 14 Kliniken zusammengeschlossen, um die in Bochum angesiedelte Ausbildung von Medizinstudenten in die Region hinauszutragen. So sollen neue Mediziner für den ländlichen Raum gewonnen werden.

Dass auch Menden unmittelbar vor einer großen Versorgungslücke bei Hausärzten steht, hatte ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe im Juni im Sozialausschuss erklärt. So nahm die KV erstmals Menden ins Förderverzeichnis für den Aufbau neuer Praxen auf. Nach den Ferien will sie alle Ärzte ansprechen.