Menden. . Ab Juli fördert die Kassenärztliche Vereinigung auch in Menden finanziell die Gründung oder Übernahme von Arztpraxen.
Der Mangel an Hausärzten in Menden droht dramatische Ausmaße anzunehmen. Ab Juli nimmt die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) die Hönnestadt erstmals in ihr Förderverzeichnis für den Aufbau neuer Praxen auf. Nach den Sommerferien will sie alle Hausärzte in der Stadt ansprechen. Die sollen dann erfahren, was sie interessierten Jungmedizinern weitergeben können: Es gäbe bei Praxis-Übernahmen Darlehen, Umsatzgarantien bis zu einem Jahr und die Übernahme von Kosten der Niederlassung. Und: Um bei der Ansiedlung von Ärzten enger zusammenzuarbeiten, soll es künftig bei im Rathaus eine Schnittstelle zur KV geben.
Noch gibt es 29 Hausärzte in Menden, von denen drei allerdings schon Nachfolger suchen, berichtete Ansgar von der Osten, Abteilungsleiter der KV, am Mittwochabend im Sozialausschuss der Stadt. Mehr als die Hälfte der noch in Vollzeit praktizierenden 26 Hausärzte ist 60 Jahre alt und älter, sieben sind über 70. Dass Menden überdurchschnittlich viele ältere Einwohner hat, verschärft das Problem noch: „Sie haben angesichts Ihrer Versorgungslage einen dringenden Nachfolgebedarf!“, appellierte Ansgar von der Osten.
Doch wie sind junge Ärzte nach Menden zu locken? Diese Frage beschäftigte fortan die Politiker, die indes viel dazulernten. So hat der Hausarzt als immer ansprechbarer Einzelkämpfer sehr bald ausgedient. Nachwuchsmediziner sind heute überwiegend weiblich, stellte Von der Osten fest. Die jungen Frauen, aber auch männliche Kollegen suchten Gemeinschaftspraxen statt des finanziellen Alleinrisikos. Und sie achteten stärker auf eigene Bedürfnisse und die eigene Familie. Schon heute gibt es in Menden elf Gemeinschaftspraxen.
Von der Osten erklärte: „Sie müssen diesen Fachkräften den roten Teppich ausrollen.“ Auf die Frage, ob Klinikärzte die Lücken nicht füllen könnten, gab es im Konferenzraum des Vincenz-Krankenhauses zwei Antworten. Von der Osten sagte, es gebe grundsätzlich die Möglichkeit der Vertretung niedergelassener Mediziner durch Kollegen aus dem Krankenhaus – wenn es Personal entbehren kann. Hier zog Dr. Markus Berghoff, Ärztlicher Direktor in Menden, den Politikern den Zahn: „Der Ärztemangel herrscht an allererster Stelle hier. Wenn bei mir ein Arzt erkrankt, schließe ich einen Saal.“
Appell: Menden attraktiver machen
Der Weg müsse ein anderer sein: „Machen Sie Menden attraktiver“, appellierte er „als Bürger, der seit 17 Jahren hier lebt“, an die Sozialpolitiker. Und nannte ein Beispiel: Wenn eines seiner Kinder das Abitur nicht in Menden feiern könne, weil es auf der Wilhelmshöhe Nachbarschaftsprobleme gebe, dann sei das solch ein Punkt.