Menden. . Das Vincenz-Krankenhaus wirbt überschwänglich mit Patienten-Geschichten. Die Behandlungsmethoden sind aber eher Standard.
- Patient schwärmt in Werbung von außergewöhnlicher Knie-OP
- Methoden sind an anderen Krankenhäusern genauso Standard
- PR-Abteilung: „Wir müssen auch darüber reden, wenn wir Gutes tun“
Das Lob kennt keine Grenzen. Der Patient schwärmt geradezu von seiner Knie-Transplantation im Vincenz-Krankenhaus. Er lässt sich begeistert von der PR-Abteilung zitieren: „Ich würde es immer wieder tun.“ Die Klinik-Betreiber versuchen zunehmend, solche erfolgreichen Patienten-Geschichten öffentlich zu platzieren. Das Schönwettermachen hat Gründe.
„Wir müssen auch daüber reden, wenn wir Gutes tun“, sagt Bea Pape aus der PR-Abteilung der Katholischen Kliniken MK. Während früher echte Patienten-Fälle in der Werbung für Ärzte und Krankenhäuser ethisch tabu waren, hat sich das geändert. Immer häufiger zeigen Patienten Gesicht für Kliniken und geben Privates, das sonst unter die Schweigepflicht fällt, in der Werbung preis. Sogar im Ärzteblatt wird zu dieser Form der Werbung aufgerufen – solange sie nicht missbräuchlich oder irreführend sei. „Wir diskutieren natürlich vorher, ob wir das machen“, sagt Pape. „Es wird nicht am Krankenbett darum geworben.“
Patient: Habe wirklich so gelobt
Aus der konkreten Geschichte liest sich viel Überschwang heraus: „Als ich ein Jahr nach der OP meines ersten Knies wieder ins Vincenz-Krankenhaus gekommen bin, begrüßten mich die Schwestern schon wie alte Freunde. Hier ist man eben ein Mensch und nicht irgendeine Patientenakte“, heißt es. Auch Chefarzt Dr. Hans-Joachim Neuhaus wird zitiert: „Die Prothesen-Chirurgie ist hochprofessionell.“ Der Patient habe durch seine Operationen seine Lebensqualität zurückbekommen. „Das möchte ich auch anderen Menschen ermöglichen.“ Der Fall des 73-jährigen Patienten sei schon außergewöhnlich, weil er schon im Aufwachraum eigenständig sein Knie bewegt habe.
Der Patient hat auf WP-Nachfrage kein Problem mit der Werbung. Er habe das Krankenhaus auch wirklich so gelobt, sagt Peter Antler deutlich. „Unser Krankenhaus wird immer nur schlecht gemacht. Wenn die Leute es dann brauchen, sieht es anders aus.“ Antler reagiert wütend auf die Nachfrage, ob er seine Rolle als sogenannter Testimonial auch vergütet bekommen hat: „Das weise ich entschieden zurück.“ Er stehe aus Überzeugung für das Mendener Krankenhaus.
Wie außergewöhnlich sind die Leistungen der Knie-Abteilung am Vincenz-Krankenhaus tatsächlich? Das lasse sich für kein Krankenhaus generell beantworten, sagt ein Mediziner auf Nachfrage. Grundsätzlich gelte eher: Je mehr Fälle, desto besser. Da seien in der Regel Großstadthäuser im Vorteil.
OP in vielen Häusern üblich
Fakt ist, dass gerade kleine Kliniken massiv um Patienten in dem Bereich buhlen. Die Knie-Transplantation ist eher Standard als Ausnahme. Arnsberg, Iserlohn, Hagen und Schwerte haben die Behandlung im Angebot. Ein Grund: Die Fallpauschalen bringen dem Krankenhaus für die Knie-OP weit mehr als 10 000 Euro. Das lohnt sich im Vergleich zu Standard-Geburten, die im Schnitt nur etwas mehr als 3000 Euro einbringen.
Die Werbebotschaft klingt übrigens fast überall genau gleich: Die Klinik leistet medizinisch Besonderes. Und: Der Patient ist bei uns schnell mobil. – Auch das Arnsberger Klinikum wirbt gerade so mit einem Patienten. Dort heißt es doppeldeutig: „Ein Kreuzbandriss ist doch kein Beinbruch.“ Die Klinik präsentiert die Geschichte eines Hobby-Fußballers, der mit einem Kreuzbandriss schon nach drei Wochen wieder auf dem Fahrrad gesessen haben soll.
PR-Frau Bea Pape weist darauf hin, dass solche Geschichten immer nur ein Angebot seien.