Menden. . Seit 2015 lockt die Stadt Familien mit einem kleinen Zuschuss zum Altbau-Kauf. Jetzt ist das ganze Fördergeld für 2017 schon weg.

  • Familien-Fördertopf der Stadt für 2017 ist schon nach einem Vierteljahr leer
  • Politik rätselt: Echter Anreiz oder reiner Mitnahme-Effekt auf boomendem Immobilienmarkt?
  • Bevölkerungsentwicklung und Nachfrage nach Immobilien zeigen nach oben

Um junge Familien zu locken oder zu halten, wurde vor zwei Jahren das Förderprogramm „Jung kauft Alt“ zum Erwerb von Altbauten aufgelegt. Das Programm war zuletzt viel erfolgreicher als geplant: Nach nur drei Monaten sind die Fördergelder fürs ganze Jahr an 31 Antragsteller vergeben. Der Topf für 2017 ist leer.

Wird die Gesamtsumme nicht erhöht, kann es passieren, dass Familien sogar erst wieder ab 2023 eine Chance auf das Stadtgeld bekommen, auch wenn sie es noch in diesem Jahr beantragen. Denn die Mittel fließen über sechs Jahre, und was bisher bewilligt wurde, bindet folglich schon mehr als die Hälfte der festgelegten Fördersumme. Die soll von jetzt 20 000 Euro im Jahr auf 50 000 in den nächsten Jahren ansteigen. Allerdings rechnet die Stadt für dieses Jahr noch mit 90 weiteren Anträgen. Davon könnte sie nur noch das erste Drittel genehmigen, falls der Topf auf Dauer klein bleibt. Alle weiteren Interessenten müsste sie auf das Auslaufen schon vergebener Förderungen vertrösten – in sechs Jahren.

Freiwillige Leistung

Deshalb hat die Verwaltung am Abend im Bauausschuss den Politikern vorgeschlagen, in den bald anstehenden Haushaltsberatungen zu klären, ob eine Erhöhung der Fördermittel erfolgen soll – und wenn ja, in welcher Größenordnung. Ob die Politik darauf eingeht, ist noch offen. Die Ratsfraktionen wollen erst eine Statistik über die Wirksamkeit sehen: Wie viele Antragsteller für „Jung kauft Alt“ kommen wirklich von außerhalb, wie viele aus Menden? Die Verwaltung will liefern, versprach sie am Abend im Bauausschuss.

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Stefan Band (Grüne) verwies darauf, dass es nicht nur um Bleibe-Anreize für Jüngere geht: Es gelte auch den Leerstand älterer Immobilien zu bekämpfen und die Überalterung der Stadtteile zu stoppen.

Heute indes erscheint vielen Jüngeren das Eigenheim dank anhaltender Niedrigzinsen attraktiver denn je. Was als Kauf-Anreiz gedacht war, könnte damit auch ein reiner „Mitnahme-Effekt“ sein, wie es Hubert Schulte (CDU) im Ausschuss ausdrückte. Zugleich ist „Jung kauft Alt“ eine freiwillige Maßnahme der Stadt. In den Richtlinien steht ausdrücklich, dass kein Rechtsanspruch besteht und genug Geld in der Stadtkasse liegen muss.

2016 nur 74 Einwohner weniger

Hinzu kommt die Bevölkerungsentwicklung. Auch 2016, als längst nicht mehr so viele Flüchtlinge kamen wie im Jahr davor, brachte für Menden stabile Zahlen. Ganze 74 Einwohner hatte die Stadt unterm Strich im letzten Jahr verloren, wie Bürgerbüro-Chefin Marion Klein vorrechnet: „436 Geburten standen 620 Sterbefälle gegenüber, aber bei 2419 Zuzügen gab es nur 2309 Wegzüge. Die Zeit großer Bevölkerungsverluste, als wir im Jahr regelmäßig 400 Bürger verloren, scheinen vorbei zu sein“, so Klein.

Übersetzt auf Wohnraum heißt das: Es wird nicht mehr so viel frei.