Menden. . Mendens Bürgermeister zeigt Mitgefühl mit Betroffenen in der Geburtsklinik. Sorge um das Netzwerk „Frühe Hilfen“. Elternschule bleibt erhalten.

  • Bürgermeister Martin Wächter kritisiert die Schließung der Geburtsklinik
  • Neue Stellen für zwei Drittel der 70 Beschäftigten
  • Angebote der „Elternschule Storchennest“ laufen bis mindestens Ende September

Als einen „Schlag für unsere Stadt, mit dem wir so auch nicht gerechnet haben“, bezeichnet Bürgermeister Martin Wächter die anstehende Schließung der Geburtsklinik im St.-Vincenz-Krankenhaus. Besonders bedauerlich sei die Schließung für die betroffenen Beschäftigten, „aber auch für Mendener Familien“. Er habe erst wenige Stunden vor der Bekanntgabe durch den katholischen Klinikverbund davon erfahren, dass die Gynäkologie und Geburtshilfe zum Ende des Monats geschlossen werden.

Strategie im Jugendamt

Mit Kämmerer und Sozialdezernent Uwe Siemonsmeier habe er noch am Mittwochnachmittag das persönliche Gespräch mit der Betriebsleitung des Krankenhauses gesucht. „Aus wirtschaftlicher Sicht kann ich die Beweggründe des Betreibers zwar verstehen“, erklärte Wächter danach. Krankenhäuser müssten sich heute spezialisieren, um zu überleben. Allerdings ergäben sich daraus auch Fragen für die Stadt, etwa mit Blick auf die vorbeugende Strategie im Jugendamt: die „Frühen Hilfen“.

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Darin arbeiten niedergelassene Kinderärzte, Hebammen, Familienlotsinnen, Sozialarbeiter und viele weitere Beteiligte zusammen. In erster Linie geht es darum, Misshandlungen oder Vernachlässigung von Kleinkindern möglichst früh zu erkennen und abzustellen. Auch in weniger brisanten Fragen sollen die Frühen Hilfen jungen Familien einen unbürokratischen Zugang zu den Unterstützungs-Angeboten der Stadt ebnen. „Mit der Geburtsklinik“, erklärte Siemonsmeier, „steht ein wichtiger Partner aus diesem Netzwerk künftig nicht mehr zur Verfügung“.

Hier gab es am Donnerstagnachmittag zumindest eine gute Nachricht: Die Angebote in der Geburtsvor- und -nachbereitung durch die „Elternschule Storchennest“ bleiben mindestens bis Ende September im Krankenhaus erhalten. „Das haben wir gerade mit beiden Kräften der Elternschule vereinbaren können“, erklärte Kliniksprecher Christian Bers. Auch die langfristige Zukunft der Einrichtung könnte mit etwas Glück gesichert werden: Es gebe Interessenten für einen Weiterbetrieb.

Intensive Gespräche laufen

Im Krankenhaus liefen derzeit intensive Gespräche mit betroffenen Mitarbeitern, berichtete Bers weiter. Für zwei Drittel der 70 Beschäftigten aus der Geburtsklinik will das Krankenhaus neue Stellen anbieten. Das hatte auch Thomas Wülle als Geschäftsführer des Klinik-Verbundes betont: „Das zeigt, dass wir wachsen wollen“, hielt er Fragen nach dem Bestand des Krankenhauses entgegen.

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Ausbau der Geriatrie und Neurologie

Auch Wächter blickt bereits vorsichtig nach vorn. So schmerzhaft der Einschnitt jetzt auch sei: Die Klinik wolle damit auch ein Stück Zukunftssicherheit gewinnen. „Damit werden wir auch künftig in Menden noch ein eigenes Krankenhaus behalten – anders als das zum Beispiel vor ein paar Jahren in Balve der Fall war oder erst kürzlich in Altena.“ In Menden sollen jetzt die Bereiche Geriatrie und Neurologie ausgebaut werden.