Menden. . Am Mittwoch wurde aus banger Ahnung harte Realität: Das St.-Vincenz-Krankenhaus schließt die Geburtsstation. 24 betriebsbedingte Kündigungen.
- Das Mendener St.-Vincenz-Krankenhaus schließt zum 30. März seine Geburtsstation
- 70 Mitarbeiter sind betroffen. 24 betriebsbedingte Kündigungen werden ausgesprochen
- Die übrigen Betroffenen sollen an anderer Stelle in der katholischen Klinik untergebracht werden
Das St.-Vincenz-Krankenhaus schließt zum 30. März seine Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Betroffen sind 70 Beschäftigte. 24 davon – darunter acht Mediziner mit dem Ärztlichen Leiter Dr. Latif, alle Hebammen und zwei Beschäftigte der „Elternschule Storchennest“ – erhalten betriebsbedingte Kündigungen. Für die übrigen zwei Drittel der betroffenen Mitarbeiter soll es Angebote für neue Stellen am Mendener Krankenhaus geben. Das erklärten am Mittwoch der Vorstandsvorsitzende der „Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis“ (KKiMK), Klaus Christophery, Geschäftsführer Thomas Wülle und Pfarrer Jürgen Senkbeil als Vorsitzender des Kirchenvorstands von St. Vincent und Gesellschafter der KKiMK.
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Mit 500 Geburten pro Jahr liege Menden seit Jahren deutlich unter dem Schnitt, der die Geburtsklinik „wirtschaftlich und qualitativ dauerhaft hätte sichern können“, erklärte Wülle. Der jährliche Verlust habe bei mindestens einer halben Million Euro gelegen – und sei seit Jahren immer aufs Neue ein Thema für die Verantwortlichen gewesen. Doch auch in Menden hätten sich viele Eltern gegen die Vincenz-Klinik entschieden. Ein wichtiger Grund: die fehlende Anbindung der Mendener Station an eine Kinderklinik.
Seit diesem Jahr komme noch eine Regelung hinzu, die das Krankenhaus obendrein zur Beschäftigung eigener Kinderärzte gezwungen hätte: „Alle Risikogeburten müssen jetzt von einem Pädiater begleitet werden“, erklärte Wülle.
Beschäftigte reagieren „geschockt“
Als Risikoschwangerschaften verstehe man heute alle werdenden Mütter ab 35 oder unter 17 Jahre, alle mit Diabetes oder Bluthochdruck, mit zurückliegenden Kaiserschnitt und vielem mehr. Da keine Möglichkeit gesehen werde, die Geburtenzahl zu erhöhen, würden stattdessen nur die roten Zahlen steigen. „In den Plänen der Kostenträger“, so Wülle weiter, „sind für unsere Region 40 überzählige Betten aufgeführt worden“. Das entspreche fast genau der Bettenzahl der Mendener Geburtsklinik (41). Der Standort werde in den Planungen bereits mit „0“ geführt. Das Aus hätte die Geburtsklinik aus Wülles Sicht folglich auch von außen ereilt – eher über kurz als über lang.
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Die betroffenen Beschäftigten seien am Vormittag informiert worden, viele hätten im ersten Moment „geschockt“ reagiert. Danach sei es aber sachlich und vorwärtsgewandt weitergegangen. Die Klinik habe die vier nächstliegenden Häuser in Unna, Hüsten, Schwerte und Iserlohn um die wohlwollende Prüfung von Bewerbungen und um Angebote perspektivisch offener Stellen gebeten. Ärzte wie auch Pflegepersonal seien gesucht. Dennoch schmerze es die Vincenz-Verantwortlichen sehr, diesen Einschnitt vornehmen zu müssen, betonten Wülle, Christophery und Senkbeil.
80 Schwangere müssen umplanen
Den kurzen Vorlauf bis zur Schließung begründete Wülle damit, dass sich das Personal sehr rasch anderweitig orientieren könne. Diese Erfahrung habe die Klinik in Meschede gemacht. Etwa 80 Schwangere, die im Vincenz entbinden wollten, würden nun an andere Kliniken verwiesen.