Menden. . Für Ingelore Rudolf ist es ihr “schönstes Weihnachtsgeschenk“. Nach einem Schlaganfall war sie erst halbseitig gelähmt, jetzt ist sie gesund.

  • Nach einem Schlaganfall war die Lendringserin Ingelore Rudolf halbseitig gelähmt
  • Nach Eingriff ist Ingelore Rudolf wieder gesund: „Mein schönstes Weihnachtsgeschenk“
  • Enge Kooperation des Mendener Krankenhauses mit Hagener St.-Johannes-Hospital

Ein schöneres Weihnachtsgeschenk hätte Ingelore Rudolf nicht bekommen können: Die 72-jährige Lendringserin war nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt. Jetzt ist sie fast wieder vollständig wiederhergestellt. „Ich bin dem Herrgott und allen beteiligten Menschen unendlich dankbar“, sagt Ingelore Rudolf. Zu ihrer Genesung maßgeblich beigetragen hat die enge Vernetzung der Krankenhäuser in Menden und Hagen.

Sohn alarmiert Rettungswagen

Vor gut zwei Wochen erlitt Ingelore Rudolf den Schlaganfall. Selbst hat sie dies kaum bemerkt. Einer ihrer beiden Söhne stellte fest, dass die linke Seite ihres Mundes und das linke Augenlid plötzlich herunterhingen. „Ich habe gar nichts davon mitbekommen. Ich hatte auch kein Taubheitsgefühl oder Kribbeln“, erinnert sich Ingelore Rudolf. Auch ihr linkes Bein war durch den Schlaganfall gelähmt.

Ihr Sohn alarmierte den Rettungswagen, und sie wurde ins Mendener St.-Vincenz-Krankenhaus gebracht. Nach eingehender Untersuchung entschieden sich die Mediziner für eine so genannte Thrombektomie. Das Blutgerinnsel wird hierbei mit einem Katheter entfernt. Der Eingriff wurde im Schwesterkrankenhaus – dem Hagener St.-Johannes-Hospital – durchgeführt. Dorthin hatten die Mendener die entsprechenden Daten digital übermittelt, während Ingelore Rudolf nach Hagen gebracht wurde.

Achtsam und gelassen sein

„Die ganze Rettungskette hat perfekt funktioniert“, fasst Ehemann Kurt Rudolf (75) zusammen. „Diese Vernetzung mit dem Krankenhaus in Hagen war ein großer Glücksfall für mich“, ergänzt Ingelore Rudolf.

In Hagen wurde die Lendringserin sofort operiert – mit weitreichenden Folgen. Nach dem Eingriff waren die Lähmungen verschwunden. „Ich bin zwar noch etwas schneller erschöpft als früher“, sagt Ingelore Rudolf. „Ich muss mich öfter hinlegen, was ich früher gar nicht kannte. Aber sonst geht es mir wieder richtig gut.“

Gut eine Woche nach dem Schlaganfall durfte Ingelore Rudolf das Krankenhaus wieder verlassen. Erleichtert und dankbar. „Im Krankenbett hat man Zeit, da geht einem viel durch den Kopf“, sagt sie nachdenklich, während sie im Sessel ihres Wohnzimmers sitzt. Achtsam mit ihren eigenen Kräften umgehen, gelassen auf kleine Ärgernisse reagieren – das hat sich Ingelore Rudolf für die Zukunft fest vorgenommen. Und sie ist stolz auf ihre Familie, deren Zusammenhalt ihr durch den Schlaganfall noch mal vor Augen geführt wurde: „Es stand auf Messers Schneide. Dass ich das alles so gut überstanden habe, das ist mein schönstes Weihnachtsgeschenk.“

>>St.-Vincenz-Krankenhaus kooperiert bei Bedarf eng mit Hagener Hospital

Nach einem Schlaganfall geht es um jede Minute. Das St.-Vincenz-Krankenhaus will mit seiner neuen Neurologie-Station einen weiteren Schwerpunkt in der Patienten-Versorgung bieten – bei Bedarf in enger Kooperation mit dem Hagener St.-Johannes-Hospital.

Ultraschall der Schlagader: Hinten im Bild Dr. Christian Börnke, Leitender Oberarzt für den Bereich Neurologie im St.-Vincenz-Krankenhaus, vorne Oberarzt Dr. Heiko Rinsche.
Ultraschall der Schlagader: Hinten im Bild Dr. Christian Börnke, Leitender Oberarzt für den Bereich Neurologie im St.-Vincenz-Krankenhaus, vorne Oberarzt Dr. Heiko Rinsche. © Corinna Schutzeichel

„Time is brain“ (wörtlich: „Zeit ist Hirn“), sagt Dr. Markus Berghoff, Ärztlicher Direktor des St.-Vincenz-Krankenhauses. Das bedeutet: „Je weniger Zeit nach einem Schlaganfall vergeht, desto weniger Gehirnzellen sterben ab.“ Wird der Patient schnell behandelt, ist also die Wahrscheinlichkeit, dass er bleibende Schäden davonträgt, geringer.

Bei Ingelore Rudolf war durch den Schlaganfall die mittlere Hirnschlagader verschlossen. Die Folge: Sie war halbseitig gelähmt. Eine Thrombolyse – hierbei soll der Verschluss des Gefäßes durch ein Enzym aufgelöst werden, um die Blutversorgung wieder herzustellen – war keine Option, als die Patientin ins Krankenhaus kam. Sie hätte nur in den ersten viereinhalb Stunden durchgeführt werden können, erklärt Dr. Christian Börnke, Leitender Oberarzt für den Bereich Neurologie. Und bei Ingelore Rudolf stand der Zeitpunkt ihres Schlaganfalls nicht fest.

Mittel der Wahl war schließlich eine so genannte Thrombektomie – das Blutgerinnsel wird mit einem Katheter entfernt. Während Ingelore Rudolf mit dem Rettungswagen ins Hagener St.-Johannes-Hospital gebracht wurde, schickten die Mendener die entsprechenden Daten ins Schwesterkrankenhaus nach Hagen. Als Ingelore Rudolf eintraf, stand das medizinische Team dort schon parat. Nach dem Eingriff war die mittlere Hirnschlagader wieder frei. „Die Patientin hatte kaum noch neurologische Ausfälle“, freut sich Dr. Christian Börnke.

Stroke Unit vor Ort

Die meisten Schlaganfälle, so weiß der Neurologe, betreffen die kleinen Gefäße. Nur bei den drei bis fünf Prozent der Patienten, bei denen große Gefäße betroffen sind, kommt eine Thrombektomie in Frage – wie bei Ingelore Rudolf. Diese Patienten werden dann nach Hagen vermittelt. „Während des Transports wird die Bereitschaft in Hagen hochgefahren“, berichtet Dr. Berghoff. Für alle anderen Patienten gelte, „dass wir eine Stroke Unit hier haben“, also eine spezielle Einheit für Schlaganfallpatienten. Bald sollen für Notärzte und Rettungsdienst auch entsprechende Schulungen durchgeführt werden.

Trotz medizinischem Know-How und High-Tech-Geräten: Dass sich ein Patient nach einer halbseitigen Lähmung wieder vollkommen erholt, ist alles andere als selbstverständlich: „Da ist immer auch ein bisschen Glück dabei.“

>>Neurologie künftig zentral auf der Station 5

Ein Schlaganfall wird – anders als beispielsweise ein Herzinfarkt – nicht immer sofort erkannt. „Ein Herzinfarkt tut weh, ein Schlaganfall nicht unbedingt – aber er kann verheerende Folgen haben“, sagt der Ärztliche Direktor des Mendener St.-Vincenz-Krankenhauses, Dr. Markus Berghoff. Entweder werde ein Areal verstopft, oder es gebe – durch ein geplatztes Gefäß – Blutungen.

In der Neurologie in Menden, die zurzeit noch zur Abteilung für Innere Medizin gehört, werden nicht nur Schlaganfall-Patienten behandelt, sondern unter anderem auch Patienten mit Demenz, Gangstörungen, Gesichtsnervlähmung, Parkinson und epileptischen Anfällen. Neben dem Leitenden Oberarzt Dr. Christian Börnke sind dort die Oberärzte Dr. Heiko Rinsche und Dr. Radu Bistrian tätig. Anfang des Jahres soll das Team – ein Mediziner ist hier immer in Bereitschaft – noch aufgestockt werden.

Patienten des Neurologie sollen künftig auf der Station 5 des St.-Vincenz-Krankenhauses untergebracht werden. Zurzeit werden sie noch dezentral innerhalb des Hospitals behandelt. Die Station 5 ist ausgerichtet auf acht Betten mit Monitor-Überwachung für Schlaganfall-Patienten sowie 24 Normal-Betten.