Finnentrop. Yvonne David hat genug gesehen: Zum wiederholten Male werden Gänse und Enten am Lennepark angegriffen. Hat die Polizei den Tierquäler ermittelt?

Yvonne David (45) ist schockiert und fassungslos. Warum schnappt sich ein junger Mann am frühen Abend des 18. Aprils am Lenneufer in Finnentrop eine hilflose Kanada-Gans, bricht ihr offensichtlich den Hals und wirft das tote Tier zurück in den Fluss? Warum befördert derselbe Mann eine Nutria mit einem Fußtritt ebenso gewaltsam in die Lenne? Eine Antwort auf diese Fragen hat die 45-Jährige, die den unglaublichen Vorgang aus ihrem Haus beobachtet und unserer Redaktion schildert, nicht. Zumal es nicht das erste Mal ist, dass David, die mit ihrem Mann, ihrem Sohn, einer Katze und ihren Hunden oberhalb des Lenneparks lebt und von dort besten Blick auf das Lenneufer hat, hilflos mit ansehen muss, wie die Tiere völlig grundlos gequält oder gar getötet werden. An diesem so idyllisch gelegenen Plätzchen am Lennepark halten sich viele Enten, Schwäne, Kanada-Gänse und Nutrias auf. Hier finden Sie Nahrung, hier leben sie friedlich miteinander, sind zutraulich und können brüten. Doch offenbar leben sie gefährlich.

An diesem Sonntag, 5. Mai, wird David tatsächlich schon wieder Zeugin einer Tierquälerei. Ist es derselbe Täter, der sich an den Tieren vergeht? Sie ruft erneut die Polizei, dieses Mal mit Erfolg. Die alarmierten Beamten treffen im Nahbereich einen 37-jährigen, tatverdächtigen Mann an, nehmen seine Personalien auf und schreiben eine Anzeige. „Wir prüfen jetzt, ob es einen Tatzusammenhang gibt“, erklärt Polizei-Pressesprecher Thorsten Scheen. Sollte es sich um dieselbe Person handeln, muss sich der 37-Jährige für seine Taten verantworten.

Kanada-Gänse auf einer Wiese (Symbolbild). Am Lenneufer in Finnentrop kam es zu einer abscheulichen Tat.
Kanada-Gänse auf einer Wiese (Symbolbild). Am Lenneufer in Finnentrop kam es zu einer abscheulichen Tat. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

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Der Anruf bei der Polizei am Sonntag ist ihr vierter. Regelmäßig, berichtet die Anwohnerin, die sich für die Wildvogelnothilfe engagiert, würden die Tiere von einer kleinen Plattform am Lenneufer mit Steinen beworfen und dabei verletzt. So kann es nicht weitergehen. „Dieses Verhalten muss öffentlich werden. Wir müssen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass diese Tier nicht angegriffen werden dürfen“, fordert David. Mitte April erstattet die 45-Jährige Anzeige bei der Polizei. Denn eine Bagatelle sind solche Vorfälle keineswegs, klärt Esther Schöttke, Sprecherin der Olper Kreispolizeibehörde, auf Nachfrage dieser Redaktion auf: Sollten die Täter gefasst werden, drohen ihnen laut Tierschutzgesetz nicht nur Geldstrafen, sondern in besonders schweren Fällen sogar Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren.

Dieses Verhalten muss öffentlich werden.
Yvonne David ist fassungslos über die Tierquälereien am Lenneufer.

Doch wie kann man diese Tierquäler dingfest machen? „Bei der Polizei gibt es keine Präventionsprojekte oder Ähnliches, jedoch nehmen wir jeden Hinweis ernst und gehen gegen Personen, die Tiere quälen, konsequent vor. Daher ist es besonders wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger aufmerksam sind und solche Fälle der Polizei zeitnah melden“, erklärt Esther Schöttke. In dem vorliegenden Fall, den Yvonne David zur Anzeige brachte, ist mittlerweile auch die Staatsanwaltschaft aus Siegen involviert.

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An jenem Abend Mitte April rief die Familie David auch Finnentrops Bürgermeister Achim Henkel an, der jedoch im Urlaub weilte und nicht helfen konnte. „Ich wäre ansonsten sofort vorbeigekommen und hätte mir die Sache angeschaut“, beteuert Henkel. Doch wirklich viel ausrichten könne die Gemeinde nicht, die Zuständigkeiten lägen bei anderen, sagt der Bürgermeister und meint damit unter anderem die Polizei. Dem Wunsch von Yvonne David, besagte Plattform am Lenneufer zumindest während der Brutzeit zu umzäunen, kann der Bürgermeister jedoch wenig abgewinnen. Das Wichtigste wird also in Zukunft sein, dass Spaziergänger oder Radfahrer, die den Lennepark durchqueren und Augenzeugen von Tierquälerein werden, unverzüglich die Polizei verständigen.