Saalhausen. Internationales Entwicklungsprojekt: Bodenradar erkennt Fremdleitungen im Untergrund und soll grabenlose Technik sicherer machen.

Seit zwei Tagen ist eine Kolonne in der Hundemstraße in Altenhundem dabei, alte Gehwegplatten aufwendig per Hand auszutauschen. Die Platten waren bei der Glasfaserverlegung im letzten Jahr zu Bruch gegangen. Mit dem Einsatz grabenloser Technik wären die Platten erst gar nicht bewegt worden. „Warum Gräben aufreißen, wenn es bessere Lösungen gibt?“, unter diesem Leitmotto hatte die Firma Tracto aus Saalhausen, Pionier auf dem Gebiet der grabenlosen (NODIG) Technik, in der letzten Woche auch zu seinem Technik-Forum „Hands On Days“ auf das Werksgelände in Saalhausen geladen. Gemessen an dem großen Besucherinteresse wird die NODIG-Technik offenbar immer interessanter. Rund 1000 internationale Besucher tummelten sich trotz nass-kalten Wetters in „Tracto-City“, wie die eigens aufgebaute Zeltstadt benannt wurde, um sich hautnah über neue Produkte, Serviceleistungen und Trends zu informieren:

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Als Weltpremiere präsentierte Tracto auf den „Hands on Days“ das Entwicklungsprojekt „Orfeus“. Dabei handelt es sich um eine Art Bodenradar zur Erkennung vorhandener Fremdleitungen im Boden. Es wurde durch einen Zusammenschluss von Unternehmen aus Deutschland, Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich entwickelt und jetzt erstmals im Einsatz präsentiert. „Orfeus wurde entwickelt um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen und Neuleitungen auch bei großer Belegungsdichte im innerstädtischen Raum grabenlos zu verlegen“, so Elmar Koch, Leiter Forschung und Entwicklung bei Tracto.

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Damit soll ein oft genannter Nachteil der NODIG-Methode in Zukunft minimiert werden. Die Vorteile der Methode sind ohnehin unbestritten. Die grabenlose Bauweise reduziert Bauzeiten und Kosten sowie den Eingriff in die Umwelt. Emissionen von CO2, Staub und Lärm werden verringert, da nur Gruben am Anfang und Ende der Bohrung ausgehoben werden müssen. Auch IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener zeigte sich bei der offiziellen Eröffnung der „Hands On Days“ als Fan der grabenlosen Technik. Einsetzbar ist diese Technik bei Neubau und Modernisierung von Infrastruktur aller Art für Ver- und Entsorgung, zum Beispiel bei Wasser, Gas, Fernwärme, Glasfaser, Strom oder Pipelinebau.

An den Nachhaltigkeitskriterien der EU und deren Einhaltung kommt in Zukunft kein Unternehmen mehr vorbei. Deshalb beschäftigt Tracto jetzt eine hauseigene Nachhaltigkeitsbeauftragte. Neu ist auch der Recycling-Truck, in dem verwendete Bohrspülung gereinigt und dem Bohrgerät direkt wieder zur Verfügung gestellt wird. „Dies ist in Ländern mit Wasserknappheit ein großes Thema. Nachhaltigkeit wird ein immer größeres Thema“, so Yvonne Hennecke.

Für „minimal-invasive“ Einsätze stellt das Unternehmen kompakte Grubenbohrgeräte mit sehr geringem Platzbedarf her. 
Für „minimal-invasive“ Einsätze stellt das Unternehmen kompakte Grubenbohrgeräte mit sehr geringem Platzbedarf her.  © privat | Privat

Kompakt und in einer bisher noch nicht dagewesenen Dimension präsentierte Tracto in Saalhausen an den fünf Tagen die ganze Welt der grabenlosen Technologie und ihre Anwendungsbereiche. Das Unternehmen (800 Mitarbeiter weltweit) entwickelt, produziert und vertreibt seit 1962 am Stammsitz in Saalhausen Maschinen und Zubehör für die unterirdische Verlegung und Erneuerung von Rohrleitungen. Die Kunden stammen hauptsächlich aus dem Bereich Tiefbau und Spezialtiefbau, aber auch Versorger und Netzbetreiber zählen dazu. Auf dem Vorführgelände hatten Besucher die Chance, 20 ausgestellte Maschinen in 120 Live-Vorführungen zu erleben und Fragen direkt mit den Experten zu klären. Der eine oder andere traute sich hier auch einmal selbst auf den Sitz des Bohrgeräteführers, um ein Gefühl für die Praxis zu bekommen. Fazit in Tracto-City: Der riesige Aufwand hat sich gelohnt, das Konzept mit einer Kombination aus Ausstellung, Live-Erlebnis und Wissenstransfer kam prima an.

Im Rahmen der „Hand on Days“ fand auch das IHK-Wirtschaftsgespräch Lennestadt statt. Dort zeichneten Unternehmen und Funktionäre ein positives Bild der Wirtschaft im Stadtgebiet. Die Achillesferse bleibt der „Fachkräftemangel“. (Weiterer Bericht folgt.)