Elspe. Die Stadt will die marode historische Schultreppe in Elspe komplett abreißen und wieder aufbauen lassen. Ob das gelingt, ist ungewiss.
Die Elsper Bürger wird es freuen, andere werden mit dem Kopf schütteln. Trotz klammer Stadtkasse will die Stadt die alte, schon lange nicht mehr genutzte Bruchsteintreppe an der Kaiser-Otto-Straße wegen Baufälligkeit abreißen und dann möglichst originalgetreu wieder aufbauen lassen: Rund 500.000 Euro soll die Maßnahme kosten. Der Bauausschuss winkte die Investition am Dienstag durch, final entscheidet der Stadtrat im Mai.
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Aus Sicht des Denkmalschutzes ist der Fall klar. Die Treppe wurde vor mehreren hundert Jahren zusammen mit der Friedhofsmauer und einer Brücke über die Kaiser-Otto-Straße aus Bruchsteinen errichtet und bildete ein „Dreierensemble“ aus einem Guss. „Ein herausragendes Denkmal der Stadt Lennestadt“, so Bürgermeister Tobias Puspas (CDU) in der Sitzung. Schon lange hat die Treppe keinerlei Funktion mehr, vor vier Jahren wurde sie aus Sicherheitsgründen gesperrt und der Aufgang sicherlich kaum vermisst.
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Doch das Bauwerk-Ensemble wurde am 14. August 1989 in die Denkmalliste der Stadt eingetragen. Demnach ist die Kommune zur Erhaltung verpflichtet, es sei denn, die Kosten stehen in keinem Verhältnis. „Alle beteiligten Stellen sind der Überzeugung, dass hier die rechtliche Verpflichtung besteht, die Treppe zu erhalten“, stellte Puspas klar.
Wobei sich über den Begriff „Erhalt“ in diesem Fall durchaus streiten lässt. Denn zwei Fachunternehmen kommen zu dem Ergebnis, dass eine Sanierung zur Erhaltung der Treppenanlage nicht möglich ist. Stattdessen muss sie vollständig abgerissen werden, bekommt Fundamente aus Beton und soll dann „unter Verwendung möglichst vieler der vorhandenen Natursteine neu aufgebaut werden“, heißt es in der Vorlage der Stadt.
Fakt ist auch: „Es wird nicht gelingen, die Treppe mit den gleichen Steinen wieder aufzubauen“, so der Bürgermeister. Derzeit ist aber völlig unklar, wie viele der alten Steine noch nutzbar sind und wie viele durch andere, ähnliche Steine ersetzt werden. Das bedeutet, die neue Treppe und auch das „Dreierensemble“ werden nie wieder aussehen wie heute, höchstens so ähnlich. Vor einigen Jahren bereits wurde die Brücke des Bruchsteinensembles saniert, „nicht ganz fachmännisch“, so Stefan Schneider (CDU). Die Brücke unterscheidet sich nun sichtbar von den beiden verbundenen Stützmauern. Die homogene Optik „aus einem Guss“ ist schon heute nicht mehr vorhanden. Dennoch soll der Wiederaufbau der Treppe mit anderen Grauwackesteinen denkmalgerecht sein. Schneider erinnerte daran, dass es sich hier auch um die alte Schultreppe handle, über die Generationen von Elspern jahrhundertelang zur ehemaligen Grundschule gegangen seien.
Antrag auf Fördermittel abgelehnt
Die Kosten für Abriss und Neubau der Treppe werden auf 430.000 Euro geschätzt, hinzu kommen Planungskosten von 65.000 Euro.
Die westliche Kirchenmauer, drittes Element des historischen Deierensembles, gehört im unteren Bereich nicht der Stadt Lennestadt, sondern der Kirchengemeinde St. Jakobus Elspe – weiter oben geht die Mauer in den Besitz der Stadt über.
Der Versuch der Stadt, für die Maßnahme Fördermittel vom Bund zu bekommen, ist im letzten Jahr gescheitert. Nun hofft die Verwaltung auf Zuschüsse in diesem Jahr.
Die Grundschule ist schon vor einigen Jahren in die ehemalige Hauptschule umgezogen, die neue Treppe wird ihre frühere Funktion nicht wiedererlangen. Ähnlich sieht es die SPD-Fraktion. „Nur für die Treppenanlage 430.000 Euro auszugeben, da hätte ich Bedenken, aber es ist ja die gesamte rechte Seite“, so Ulrich Rameil, der dem Beschluss wie fast alle Stadtverordneten zustimmte. Nur drei SPD-Stadtverordnete enthielten sich ihrer Stimme.
„Wir sind dankbar, dass in das Thema nun endlich Bewegung kommt“, sagte Stefan Schneider (CDU), der auch Vorsitzender der ARGE, Arbeitsgemeinschaft für örtliche Belange, in Elspe ist. Wichtig sei, dass die Betonblöcke, die den einsturzgefährdeten Bereich absichern, nach vier Jahren nun endlich entfernt werden. Zumindest bei diesem Aspekt werden ihm wohl alle Elsper zustimmen.