Lennestadt. Mit eigener Band hat sich der Lennestädter Jazz-Gitarrist Jan Schrüllkamp einen Namen gemacht. Jetzt erscheint die erste CD.
Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Als Jan Schrüllkamp als kleiner Junge erstmals eine Gitarre in der Hand hielt, konnte er sich für das Instrument nur wenig erwärmen. Aber irgendwie muss es damals schon gefunkt haben, ohne dass er es ahnte. Zehn Jahre später kaufte er einem Freund für 60 Euro eine E-Gitarre mit Verstärker ab – und begann zu üben. Heute, weitere zehn Jahre danach, tourt der Jazz-Gitarrist mit eigener Band und den verschiedensten Formationen durch die Konzertsäle der Republik und steht kurz vor dem Abschluss seines Studiums an der renommierten Folkwang-Musikhochschule in Essen. Nächstes Highlight: Am 19. April kommt die erste CD des Jan Schrüllkamp-Quintetts mit dem Namen „Fractured“ auf den Markt.
Es ist eine steile Karriere, die der 25-Jährige, der in Bilstein und Elspe aufwuchs und heute in Essen wohnt, hingelegt hat. Für ihn selbst kein Grund zum Abheben. Dabei wäre der erste Tonträger mit sechs Titeln durchaus ein Anlass. Denn die ersten Kritiken in der Fachpresse sind mehr als positiv. Aber Jan Schrüllkamp ist bodenständig und vor allem authentisch geblieben, so klingt auch seine Musik. Wer sich auf die Stücke, allesamt von ihm selbst komponiert, einlässt, bekommt schnell einen Zugang zu der Musik. Selbst diejenigen, die mit Jazz nicht viel anfangen können, verstehen nach den ersten Takten, was Schrüllkamp mit seinen Tönen aussagen will. Für einen Komponisten gibt es kaum ein größeres Kompliment.
Neue CD ab 19. April im Handel
Die CD „Fractured“ des Jan Schrüllkamp Quintetts (Sechs Stücke, 38 Minuten) kommt am Freitag, 19. April, in den Handel und kann jetzt schon online vorbestellt werden.
Im Booklet zur CD gibt es kleine Einführungen in die Stücke in englischer Sprache. Das Design von Booklet und das Cover der CD stammen von Lorena Droste aus Grevenbrück, die an der Folgwang-Hochschule in Essen Industrial Design studiert.
Weitere Infos zur Band sowie einige Trailer zur neuen CD gibt es unter dem Suchwort Jan Schrüllkamp Quintett im Internet. Kontaktadresse: jan.schruellkamp@gmx.de.
„Unsere Musik ist ziemlich emotional und mitreißend, mal leise und ruhig, mal sehr energetisch“, beschreibt er selbst seinen Stil: „Ich lasse mich von Geschichten aus dem Leben inspirieren. Ich versuche, dem Publikum mitzugeben, was ich fühle, das kann Freude, Trauer oder Aufgeregtheit sein.“ Im CD-Titelsong „Fractured“ (zu deutsch: gebrochen) vertont er die Situation, wie er sich bei einem Sturz die Hand verstaucht hat und nicht mehr üben mehr kann. In „Exasperation“ (Verzweiflung) lässt er seine Gefühle erklingen, nachdem er einen Zug zu einem Konzert von Jazzlegende Herbie Hancock (Piano) in Berlin verpasst hat. Christa-Maria Jürgens, Leiterin der Musikschule Lennestadt-Kirchhundem, nennt Schrüllkamps Musiksprache „erzählenden Jazz“. „Ich finde Jazz live eigentlich am schönsten, aber diese Musik, die kann man auch zu Hause hören und genießen.“
Dafür braucht es gute Instrumentalisten, die Jan Schrüllkamp (E-Gitarre) mit seinen Freunden und Kommilitonen Leon Dehne (Tenorsaxophon), Kevin Hemkemeier (Kontrabass), Jonathan Schierhorn (Drums) und Carlotta Ribbe (Vibraphon) gefunden hat. Mitreißende und gefühlvolle Soli, perfektes Zusammenspiel, Leichtigkeit und ungeheure Spielfreude sowie eine erstklassige Studio-Abmischung kennzeichnen den erstaunlich reifen Sound der noch jungen Band auf der CD. Betreut wurden die fünf Musiker bei dem Projekt von Frank Sichmann, Schrüllkamps Dozent an der Essener Hochschule. „Bei ihm habe ich viel gelernt und er hat uns bei der CD viele gute Tipps gegeben“, so der Bandleader.
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Seit drei Jahren arbeiten die fünf Musikstudenten zusammen, haben schon in vielen Städten (u.a. Dresden, Marburg, Essen, Düsseldorf) und bei Rundfunksendern gespielt. „Im Sauerland gibt es leider keine Konzerte für diese Musik“, sagt der Musiker. Dennoch ist er der Heimat verbunden, arbeitet als Vertretungsdozent in der Musikschule Lennestadt-Kirchhundem, die so etwas wie sein Sprungbrett in die höheren Regionen der Jazz-Musik war. Bestens vorbereitet von seinem Musikschullehrer Peter Autschbach konnte er sich 2019 unter 40 Bewerbern einen der drei Studienplätzen für Jazzgitarre an der Folgwang-Musikschule Essen erspielen. „Er ist ein Megamusiker und auch als Lehrer ein cooler Typ, unsere Schüler finden ihn spannend“, so Christa-Maria Jürgens. Sie hofft, dass er der Heimat auch weiterhin verbunden bleibt. „Wir brauchen solche guten Leute auch als Talententdecker bei uns“, sagt die Musikschulleiterin.
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Zum Thema „Talent“ hat Jan Schrüllkamp, der bis zu fünf Stunden pro Tag an seiner Gitarre übt, seine eigene Meinung: „Ich glaube, dass das mit dem Talent ein Mythos ist. Musik ist Fleißarbeit.“ Sein Tipp an alle Nachwuchsmusiker: „Man muss viel üben und spielen, am besten mit besseren Musikern und Profis, da kann man sich ganz viel abgucken.“ Er selbst will nach dem Abschluss „Bachelor of music“ noch zwei Jahre bis zum Master weiterstudieren, vielleicht in Oslo oder Amsterdam. Und dann: „Ich will weiterhin mein eigenes Ding machen, komponieren, viele Konzerte spielen.“ Mit der eigenen Band. Und nebenbei als Dozent arbeiten, denn von Jazzmusik allein zu leben, das schafften die wenigsten. Sein Traum ist, für einige Zeit ins Jazz-Mekka New York zu gehen. Keine Frage: Von Jan Schrüllkamp wird man weiter hören.