Bilstein. Jan Schrüllkamp aus Lennestadt ist am Ziel. Er erspielte sich einen von drei Studienplätzen für Jazz-Gitarre an der Folkwang-Musikhochschule.
Jan Schrüllkamp liebt sein Instrument – und den Jazz. Zwei Voraussetzungen, um sich selbst einen Traum zu erfüllen. Wenn dann noch Disziplin und Fleiß dazu kommen, stehen die Chancen dafür noch besser. Das Üben hat sich gelohnt, denn am vergangenen Freitag erhielt der 20-Jährige die Nachricht, dass er nach bestandener Aufnahmeprüfung ab 1. Oktober als Student der Jazz-Gitarre an der renommierten Folkwang-Musikhochschule in Essen angenommen wurde, als einer von drei Bewerbern für den Studiengang „Bachelor of music Jazz Performing Artist.“
Die beiden Stücke, die er in der Aufnahmeprüfung vorspielte, „Blue Bossa“ von Kenny Dorham aus dem Jahr 1963 und „All the things you are“, ein Klassiker aus den Broadway-Musical Very Warm for May, komponiert von Jerome David Kern 1939, interpretierte er so überzeugend, dass ihm die Jury schon nach dem Vorspiel signalisierte, dass Jan beste Chancen auf einen der begehrten Studienplätze habe. Seit Freitag hat er nun die Gewissheit, dass es geklappt hat.
Der oft gebrauchte Begriff vom „Wunderkind“ passt allerdings nicht auf den sympathischen Künstler. Erst vor rund fünf Jahren entdeckte er die Gitarre - und das auf Umwegen. „Ein Freund von mir spielt Schlagzeug und der hatte noch eine Gitarre, die er mir für kleines Geld verkauft hat. Und dann habe ich angefangen zu spielen.“
Schon bald entdeckte er den Jazz. Das Faible für diese Musik fernab von den üblichen Charts-Klängen und dem allgegenwärtigen Mainstream teilt der Lennestädter wohl mit den wenigsten seiner Freunde, aber mit Peter Autschbach kam er in die richtigen Hände, denn man braucht Menschen, die einem den Jazz näher bringen, um einen Einstieg zu finden.
Feuer und Flamme
Peter Autschbach unterrichtet seit 1990 an der Musikschule Lennestadt-Kirchhundem Gitarre und er erkannte das Ausnahmetalent Jan schon sehr bald: Autschbach: „Jan ist Feuer und Flamme für die Improvisation, er will es wirklich wissen, er übt jeden Tag mehr als fünf Stunden und ich freue mich darüber, dass ich ihm helfen kann.“
Dass Jan Schrüllkamp Musik lebt, hat er schon 2017 eindrucksvoll bewiesen, denn er gewann den Hauptpreis bei dem bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerb „E-GiTraining“. Peter Autschbach hatte seinerzeit die dreitägige Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Musikschule Lennestadt-Kirchhundem auf der Burg Bilstein durchgeführt. Der damals 18-jährige Jan aus Bilstein gewann quasi vor der eigenen Haustür den internationalen Gitarren-Workshop als motiviertester Teilnehmer. Der Preis war ein wertvoller Gitarren-Soundprozessor AX8 im Wert von fast 2000 Euro. Ein Preis, der den jungen Künstler noch mehr motivierte, wie er gern zugibt.
Workshop-Organisator Peter Autschbach sagte damals. „Die Dozenten haben die Teilnehmer beobachtet, um herauszufinden, wer von dem AX8 am meisten profitieren kann. Es zählte daher auch nicht die Virtuosität des Vortrages, sondern vielmehr die Begeisterung, sich auf die E-Gitarre einzulassen“.
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Konzert in Singapur
Am Gymnasium Maria Königin, wo Jan im letzten Jahr sein Abitur machte, begleitete er viele Gottesdienste mit seiner Gitarre, sammelte hier erste Bühnenerfahrung. Seitdem tourt er auch öfter mit seinem Musiklehrer durch die Musikwelt.
Peter Autschbach: „Jan hat jede Menge Talent und das gehört gefördert. Ich habe ihn schon zu mehreren Konzerten und Workshops als Gitarrist eingeladen. Mit meiner Band Terminal A spielte er Konzerte in Deutschland und Singapur und er unterstützte mich bei einem meiner Workshops in Italien. Es ist faszinierend, seine Entwicklung zu begleiten. Gestern habe ich ihn für ein zweites Konzert in Singapur gebucht, im April 2020.“
Auf die Frage, wo er sich selbst in zehn Jahren sieht, antwortet Jan Schrüllkamp: „In New York City, in angesagten Clubs, mit krassen Musikern.“ Die ersten Schritte in Richtung seines Traums hat er jetzt vollzogen und er freut sich sehr darauf, an der Folkwang-Schule studieren zu dürfen. Eine andere Ausbildung war nie ein Thema. „Das Gitarrenstudium war die logische Konsequenz. Etwas anderes kam für mich nicht in Frage.“
Sprungbrett
Derzeit ist er auf Wohnungssuche in Essen. Die Ausbildung wird sein nächstes Sprungbrett und der Kontakt zu seinen Mitstudenten wird dabei für ihn genauso wegweisend sein wie der Unterricht bei den szenebekannten Dozenten und Professoren der Hochschule. Wer also 2029 eine Reise nach New York plant, sollte dort die Veranstaltungshinweise nach dem Namen Jan Schrüllkamp durchforsten. Das Zuhören und Genießen seines brillanten Gitarrenspiels lohnt sich aber auf jeden Fall schon jetzt.