Kreis Olpe. Die Kürzungspläne der Katholischen Kita gGmbH haben in den Einrichtungen im Kreis Olpe zu Unruhe geführt. Das sind die Folgen.
Mit „einem echten Schock“, so die Leiterin einer katholischen Kita, begann der erste Arbeitstag nach den Osterfeiertagen für viele Erzieherinnen in den 35 katholischen Kindergärten im Kreis Olpe. Die meisten Angestellten hatten erst aus den Medien von den Kürzungsplänen ihres Arbeitgebers, der Kath. Kindertageseinrichtungen Siegerland-Südsauerland gem. GmbH (Kita gGmbH), erfahren. Und auch manche Eltern, die ihre Kinder in einer katholischen Kita angemeldet haben, dürften sich fragend die Augen gerieben haben. Josef Mertens, Geschäftsführer der Kita gGmbH, gab jetzt Entwarnung. „Wir werden alle Erzieherinnen, Erzieher und Fachkräfte weiter benötigen, es wird nichts zusammengeschmolzen“, so Mertens. Auch die Betreuung der Kinder sei auf jeden Fall gesichert. Fakt ist aber auch: Die hohe Belastung der Erzieherinnen in den Kitas wird bleiben und nach dem Wegfall des Flex-Pool-Systems eher weiter anwachsen.
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In der Gesellschafterversammlung der Kita gGmbH in der letzten Woche hatte die Geschäftsführung angekündigt, den erst 2023 eingeführten Mitarbeiter-Flex-Pool zum neuen Kindergartenjahr am 1. August wieder abzuschaffen. Dadurch fallen pro Kitagruppe neun Arbeitsstunden pro Woche weg. Diese Stunden wurden bisher eingesetzt, um bei personellen Ausfällen flexibel und Kita-übergreifend Vertretungen zu organisieren. Denn die Ausfallzahlen unter den Erzieherinnen werden immer größer. „Wir haben ein tolles Team und wenn alle an Bord sind, dann ist das kein Problem, aber wenn mehrere ausfallen, werden die Belastungen für alle immer größer“, erklärt Bettina Vetter, Leiterin des St. Josefs-Kindergartens in Saalhausen. In solchen Situationen seien die Flex-Pool-Stunden „Gold wert“.
Doch diese Bonus-Stunden wird es nicht mehr geben. „Von diesen zusätzlichen Stunden müssen wir runter, die können wir bei den finanziellen Möglichkeiten, die wir derzeit haben, nicht mehr bereitstellen“, stellt Josef Mertens klar. Das bedeute aber nicht, dass die katholischen Kitas ihren gesetzlichen Auftrag nicht mehr erfüllen könnten. „Alle Kitas werden nach den gesetzlichen Vorschriften versorgt. Die vorgegebenen Mindeststandards werden eingehalten. Da kann man nicht kürzen und das wollen wir als Träger auch gar nicht.“ Man habe die Zusatzstunden aus freiwilligen Stücken heraus bereitgestellt, damit man sich innerhalb der Pastoralen Räume gegenseitig vertreten könne. Dass diese Flex-Pool-Stunden nun gestrichen werden müssten, tue auch ihm leid, „denn damit hängt ja auch unser eigener Qualitätsanspruch zusammen.“ Die Betreuung der Kinder bleibe aber gesichert, nur in Einzelfällen könne es dazu kommen, dass eine Kita-Gruppe wegen eines kurzfristigen personellen Engpasses als Notgruppe geführt werden müsse.
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Sparen will der Kindergarten-Träger im kommenden Kindergartenjahr auch bei der Ausbildung. Auch hier habe man in der Vergangenheit über den Bedarf hinaus ausgebildet. „Wir gehen jetzt ein Jahr auf die hälftige Besetzung und gucken uns an, was auf Landesebene passiert“, so Mertens. Denn der Ball, wie es in der Kitabetreuung weiter gehe, liege in Düsseldorf. Tariferhöhungen und Inflationsausgleichszahlungen hätten zu zusätzlichen Kosten in Höhe von 12 Prozent geführt, die durch das Land nur zum Teil refinanziert würden. Das betreffe nicht nur die Kita gGmbH, sondern alle Träger. „Wir brauchen eine Eins-Zu-Eins-Refinanzierung aller Personal- und Sachkosten.“ Im Moment zahle das Land anfallende Zusatzkosten erst 12 bis 18 Monate später. Dies hatte zu Defiziten in Millionenhöhe geführt. Die Kita gGmbH fordert deshalb eine direkte Finanzierung der erhöhten Kosten, wenn sie anfallen sowie einen realen Personalkostenansatz. „Wenn die Finanzierung sauber aufgestellt ist, werden wir auch wieder über die Mindeststandards hinaus mehr ausbilden“, so Mertens.
Im Moment halte der Finanzminister in Düsseldorf „alle Säckchen zu“. 2026 solle dann ein neues KiBiz oder zumindest ein Anschlussgesetz kommen. „Ich gehe davon aus, dass man sich dann der Realität annähern wird“, hofft der Geschäftsführer.