Kreis Olpe. Digitales Parken ist in Olpe wieder möglich, doch der E-Payment-Manager wartet bislang noch auf seinen Neustart. Was alles wieder funktioniert.

Nach wie vor herrscht beim kommunalen Dienstleister Südwestfalen-IT Ausnahmezustand. Seitdem Ende Oktober eine Hacker-Gruppe sich Zugriff auf die beiden Rechenzentren des Unternehmens in Iserlohn und Siegen verschafft hatte und die Rechner in den angeschlossenen Kreisen in einer Notfallaktion heruntergefahren worden waren, dauert die Wiederherstellung der IT-Infrastruktur in den Kreishäusern und Rathäusern zwischen Soest und Siegen, Bad Berleburg und Wenden weiter an. Dennoch gibt es viele Fortschritte. Eine Vielzahl von Anwendungen ist inzwischen wieder am Start, wenn auch oft nicht im vollen Umfang oder mit Behelfs-Lösungen.

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Der Olper Bürgermeister Peter Weber kündigte in der jüngsten Ratssitzung an, dass die Ratsarbeit ab sofort wieder im bekannten Umfang unter der Nutzeroberfläche „iRich“ laufe. Allerdings müssten die Daten der Sitzungen, die zwischen November und März stattgefunden haben, noch nachgetragen werden. Hauptamtsleiter Tobias Schulte berichtete auf Nachfrage unserer Redaktion, inzwischen laufe bei der Kreisstadt der Großteil aller für Bürger relevanten Dienstleistungen wieder, wenn auch im Hintergrund oft mit viel Aufwand verbunden, mit Fallstricken und Umwegen. Die auffälligste Lücke sei das noch nicht wieder in Betrieb gegangene Serviceportal samt der regulären Homepage der Stadt, auf dem etwa Zählerstände übersandt oder Urkunden-Kopien angefordert werden können. Auch seien Zahlungen weiterhin nur in bar möglich: „Unser E-Payment-Manager ist noch nicht im Betrieb, ich hoffe, dass dies in ein bis zwei Wochen auch wieder läuft.“ Dies betreffe aber überwiegend die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus; die Bürgerinnen und Bürger könnten fast alle Dienstleistungen wieder in Anspruch nehmen. Das gilt nun auch für das Parken: Die digitale Zahlung etwa auf dem Kurkölner Platz oder am alten Bahnhof via SMS oder App funktioniert nun wieder.

In der jüngsten Kreistagssitzung gab die Kreisverwaltung einen ausführlichen Überblick, wie dort die Situation inzwischen ist. Landrat Theo Melcher betonte, viele Systeme und Programme liefen zwar, dies jedoch lediglich im Basisbetrieb. Vielfach gebe es Einschränkungen, insbesondere fehlende Schnittstellen zu anderen Programmen und Anwendungen erschwerten die Sachbearbeitung nach wie vor. Daher könnten einzelne Verfahren längere Bearbeitungszeit in Anspruch nehmen als bekannt.

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Kämmerer Klaus Müller vom Fachdienst Finanzen berichtete, dass nach dem sicherheitsbedingten Abschalten der Finanzsoftware der Zahlungsverkehr bereits kurz nach dem Cyberangriff über ein Online-Banking sichergestellt worden sei. Die Leistung von Zahlungen sei daher durchgehend sichergestellt; auch die Abbuchung von Forderungen sei mit leichter Zeitverzögerung möglich gewesen. Die eigentliche Finanzsoftware laufe bereits seit Ende Dezember wieder in einem Basisbetrieb. Damit sei auch die Erstellung des Entwurfs des Kreishaushalts 2024 möglich gewesen. Er rechnet mit der Wiederaufnahme des Regelbetriebs in den nächsten Wochen. „Ein Baustein fügt sich zum anderen“, so der Kreiskämmerer.

Aus dem Fachbereich 1 (Zentrale Dienste, Schulen, Sport, Kultur) wurde berichtet, dass nicht nur die Kreisverwaltung seit längerer Zeit mit einer (Not-)Homepage erreichbar sei, sondern auch die Volkshochschule. Dort werde beschrieben, wie man sich zu den angebotenen Kursen – auch per E-Mail – anmelden kann. Online-Kurse finden aktuell noch nicht wieder statt. In der Ordnungs- und Ausländerbehörde, so Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum, könnten weitestgehend alle Dienstleistungen für die Kundinnen und Kunden wieder erbracht werden. Lediglich die Verlängerung von Jagdscheinen dauere länger als gewohnt.

Den Fachdienst Straßenverkehr betreffen die meisten Anfragen hinsichtlich des technischen Sachstands. Hier wurden inzwischen alle wesentlichen Bürgerservices bei Zulassung, Fahrerlaubnisbehörde und Bußgeldstelle wieder digital aufgenommen. Die vollständige Übersicht der wieder möglichen Dienstleistungen ist auf der Notfall-Homepage des Kreises Olpe abrufbar. Noch nicht möglich sind Wunschkennzeichen, der Umtausch ablaufender Führerscheine indes werde wieder angeboten.

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Beim Liegenschaftskataster ist bis auf wenige Fachprogramme der Großteil der Dienstleistungen wieder möglich. Allerdings werde hier noch oft ein Umweg gegangen: Digital eingereichte Anträge oder Anfragen werden manuell bearbeitet, dann wieder digitalisiert. Eine Online-Beantragung oder der direkte Bezug der Leistungen über ein Web-Portal hingegen sei noch nicht möglich, so die Kreisverwaltung.

Beim Bauamt des Kreises werden Baugenehmigungsverfahren seit dem 12. Februar wieder digital in der Fachanwendung bearbeitet und Genehmigungen analog erteilt. Ab Anfang April soll wieder voll digital gearbeitet werden. Und vom Fachbereich 3 (Jugend, Gesundheit und Soziales) hieß es, dass alle Dienstleistungen „mit gewissen Einschränkungen“ für die Bürgerinnen und Bürger erbracht werden können. Die Einschränkungen bestehen darin, als Online-Anträge nicht gestellt werden können. Die Antragstellung über das Serviceportal des Kreises Olpe seien daher noch nicht möglich. Anträge müssen per Post oder E-Mail schriftlich gestellt werden.

Um noch genauer zu informieren, wird Landrat Melcher zur nächsten Sitzung des Kreisausschusses die Geschäftsführung der Südwestfalen-IT nach Olpe einladen. Diese werde ausführlich auch zur Frage Stellung nehmen, wie sich das Unternehmen aufstellt, um künftige Hacker-Attacken zu vermeiden. Bis alles wieder im Normalzustand laufe, so Melcher, „werden noch Monate vergehen“.