Altenhundem. Matthias Schütte schließt seine Bahnhof-Apotheke in Altenhundem am Marktplatz. Was die Gründe dafür sind und wie seine weiteren Pläne aussehen.

Nach 65 Jahren und in zweiter Generation geführt, schließt am 31. Mai die Bahnhof-Apotheke am Marktplatz in Altenhundem. Apotheker Matthias Schütte, der die Apotheke vor 30 Jahren von seinem Vater Hermann-Josef Schütte übernommen hat, möchte so nicht weiter machen und hat nun die Konsequenzen gezogen. „Es ist nicht einfach, einen Traditionsbetrieb mit tollen Mitarbeitern zu schließen, aber meine Entscheidung war ein schleichender Prozess, der sich über die letzten Jahre hingezogen hat“, erklärt der 60-Jährige.

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Viele Gründe für die Schließung

Eine Entscheidung, die von mehreren Faktoren abhängig war. Der auslaufende Mietvertrag, die steigenden Kosten und die Gesundheitspolitik der letzten Jahre sind einige der Gründe für diesen Schritt. „Die vergangenen Jahre mit den ständigen Lieferengpässen waren sehr frustrierend, wenn du als Apotheker der Berufsethik nicht mehr nachkommen kannst“, beschreibt Matthias Schütte. Dass sein Entschluss, seine Apotheke nach all den Jahren zu schließen, auch mit Emotionen einhergeht, will er im Gespräch mit dieser Zeitung nicht verschweigen: „Einfach ist das nicht, aber welche Entscheidung, die du im Leben triffst, ist schon einfach. Und ich möchte mich mit diesem Schritt für das Leben und gegen die Selbstständigkeit entscheiden.“

Die Bahnhof Apotheke am Marktplatz in Altenhundem: Nach 65 Jahren ist am 31. Mai Schluss. 
Die Bahnhof Apotheke am Marktplatz in Altenhundem: Nach 65 Jahren ist am 31. Mai Schluss.  © WP | Nadine Niederschlag

An der Philipps-Universität Marburg absolvierte er sein Hochschulstudium, ehe Matthias Schütte sein praktisches Jahr in der Apotheke seines Onkels in Weidenau anschloss. In der Bahnhof-Apotheke begann er 1991 als Apotheker und übernahm die Apotheke im Sommer 1994 von seinem Vater. Sieben Jahre vor seiner Regelrente gönnt er sich nach der Schließung Ende Mai nun ein Sabbatjahr. „Ich möchte Luft holen, mich erholen und reisen“, freut sich der gebürtige Altenhundemer auf die Zeit nach der Selbstständigkeit. Denn viele Hobbys sind zu kurz gekommen und so möchte er seinen Fokus auf die Fotografie legen und mit dem Mountainbike die Natur erkunden.

Die vergangenen Jahre mit den ständigen Lieferengpässen waren sehr frustrierend, wenn du als Apotheker der Berufsethik nicht mehr nachkommen kannst.
Matthias Schütte - Apotheker

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Keinen Nachfolger gefunden

„Und lange schlafen“, lacht Schütte, der beschreibt, dass es auch die ständigen Notdienste waren, die ihn müde gemacht haben. In den letzten Jahren sind die Notdienstgebiete größer geworden, und so musste der Apotheker mindestens zweimal im Monat bereitstehen und die Nächte in der Apotheke verbringen. Seitdem der Entschluss feststeht, dass er die Apotheke nicht weiterführen wird, hat er sich aktiv um eine Nachfolge bemüht, sei es im Umfeld oder im Großhandel. Fündig wurde er jedoch nicht. „Der Markt ist schwierig geworden und wir müssen uns damit abfinden, dass es bei den Apotheken einen Strukturwandel geben wird. In vielen kleinen Ortschaften werden die Apotheken keine Zukunft haben“, so Matthias Schütte.

Dennoch ist er erleichtert, dass viele seiner treuen Kunden seine Entscheidung verstehen und sich in den benachbarten Apotheken versorgt wissen. Dass alle Mitglieder seines Teams in neue Anstellungsverhältnisse gefunden haben, freut den Apotheker: „Meinen Mitarbeitern danke ich ganz besonders.“ Wie es für den 60-Jährigen nach dem Sabbatjahr weitergeht, lässt Matthias Schütte erst mal offen. Er sagt aber, dass man sich immer zweimal im Leben sieht und kann sich durchaus vorstellen im Angestelltenverhältnis, als Apotheker tätig zu sein.

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Ulf Ullenboom, Vorsitzender der Bezirksgruppe Olpe im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) zeigt sich bestürzt über die Schließung seines Apotheker-Kollegen: „Das ist für den Kreis Olpe sehr traurig, zeigt aber leider die derzeitige Entwicklung. Im letzten Jahr wurden 550 Apotheken in Deutschland geschlossen.“ Bereits in der Vergangenheit hatte Ullenboom erklärt, dass immer mehr Apothekern die Digitalisierung zu schaffen macht: „Wir sind Apotheker geworden, um Menschen zu helfen und nicht, um Bürokratie zu machen.“ Laut der Apothekerkammer Westfalen-Lippe haben im Kreis Olpe in den letzten zehn Jahren acht Apotheken geschlossen, von ehemals 37 Apotheken auf 29 (Stand: 1.1.2024). Zum 31. Mai ist es dann mit der Bahnhof-Apotheke in Lennestadt eine weitere, die ihre Türen schließt.