Kreis Olpe. Landwirte und Grünen-Politiker diskutieren viele Themen auf Augenhöhe. Beim Thema „Wolf“ gehen die Meinungen meilenweit auseinander.
Miteinander statt übereinander reden: Unter diesem Motto trafen am Donnerstagabend in der Skihütte Fahlenscheid zwei Parteien aufeinander, die in jüngster Zeit im Mittelpunkt manches Konflikts standen. In einer gemeinsamen Veranstaltung des Kreisbauernverbands im Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) und des Kreisverbands der Partei Bündnis 90/Die Grünen saßen Menschen zusammen am Tisch, die viele Themen gemeinsam besetzen, aber sehr unterschiedlich aufgestellt sind. Dass es offensichtlich höchste Zeit für ein solches Treffen war, zeigt schon die Tatsache, dass der vorgegebene Zeitrahmen von immerhin zwei Stunden fast um das Doppelte übertroffen wurde.
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Für die Bauern saßen Michael Richard und Bernd Eichert am Tisch, die den Vorstand des WLV-Kreisverbands bilden. Die grüne Seite vertraten der heimische Landtagsabgeordnete Dr. Gregor Kaiser aus Oberelspe und Norwich Rüße, der in der NRW-Landtagsfraktion der Grünen landwirtschaftspolitischer Sprecher ist. Mit am Tisch: Landwirte und Grüne, die ein aufgeschlossenes Publikum waren und mit Meinungen von der Basis Politiker wie Funktionäre erdeten. Mögliche Ursache für den gelungenen Austausch: Kaiser wie Rüße sind nicht nur Politiker, sondern auch Bauern.
Der Abend bot eine breite Palette an Themen, und öfter als zunächst zu erwarten, wurden Gemeinsamkeiten festgestellt, etwa bei Rüßes Hinweis, dass es gemeinsames Ziel aller sein müsse, dass die Bauern den Preis für ihr Produkt erhielten, den es wert ist. Differenzen wurden auf dem Weg dorthin deutlich, dennoch kam es zu einer Diskussion auf Augenhöhe. Nur bei einem Thema kam es zu keiner Einigung: beim Wolf.
Moderiert wurde der Abend von Georg Jung, Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Kreisverbände Olpe und Siegen-Wittgenstein. Dieser hatte eingangs erklärt, er könne nicht garantieren, unparteiisch zu bleiben, und als die Rückkehr des Wolfs angesprochen wurde, war es soweit. Rüße hatte sich keineswegs bedenkenlos für die unkontrollierte Rückkehr des Beutegreifers ausgesprochen, lediglich moderat auf die Probleme hingewiesen, die durch den hohen Schutzstatus des einst ausgerotteten Wildtiers entstehen. Da brachen Sorgen und Ängste der anwesenden Landwirte aus ihnen heraus. Und wie ein Stakkato fasste Georg Jung zusammen, welche Probleme die heimische Region durch eine Wiederbesiedlung durch den Wolf bekommen werde. Die von Rüße angesprochene Unterstützung beim Bau von Schutzzäunen lehnte Jung ab: Denn Wolfsschutzzäune seien auch unüberwindbare Barrieren für Hirsche, Rehe und Wildschweine; der nötige Gen-Austausch des Wildes werde dadurch unterbunden.
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Bernd Eichert machte klar, dass derartige, elektrisch geladene und eingegrabene Schutzzäune den vorhandenen Weidezäunen ökologisch klar unterlegen seien. Alle sich zu Wort meldenden Landwirte erklärten klipp und klar, nur die Aufnahme des Wolfs in die Liste des jagdbaren Wildes in Verbindung mit klaren Abschussplänen könne auf Dauer eine Lösung sein. Rüßes Plädoyer, vom Wolf betroffene Landwirte für den Zaunbau entsprechend finanziell zu fördern, fand keine Zustimmung. Der Blick nach Skandinavien zeige, wie Wolfsmanagement funktionieren könne, und dies sei nicht möglich durch das von Rüße unterstützte Abschießen von Tieren, die nachgewiesenermaßen in Viehherden zugeschlagen hätten. Landwirt Georg Geuecke erklärte, eine solche Herde sei nach dem Wolfsangriff nicht mehr zu führen. Auch sein Plädoyer: vorbeugendes Senken der Wolfsbestände auf ein verträgliches Maß. Rüße gab zu bedenken, dass noch niemand geklärt habe, wie hoch dieses verträgliche Maß denn sei. Die Landwirte machten deutlich, dass bei allen noch zu klärenden Fragen die Lösung nicht landwirtschaftlich, sondern jagdlich zu lösen sei. Am Ende galt für das Thema Wolf wie für den gesamten Abend das Fazit von Georg Jung: „Wir können heute Abend die Welt nicht retten.“ Aber beide Seiten, so Jung, hätten viel voneinander gelernt und viele Vorurteile beseitigt. Der Austausch soll fortgesetzt werden (wir berichten noch).