Feldmannshof. Besuch bei Bauernmolkerei „Volle Kanne“: Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick lobt Regionalität und Qualität.

Oft wird Politikern, insbesondere Verantwortlichen in Ministerien, nachgesagt, dass sie keine Ahnung von ihrem Aufgabenfeld haben. Minister wechseln die Ressorts, wer gestern für Familien zuständig war, ist es morgen für das Bauen. Das kann man Dr. Ophelia Nick nicht vorwerfen: Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft ist promovierte Tierärztin, betreibt zusammen mit einer Freundin eine Schäferei und besitzt einen Bio-Bauernhof, den sie allerdings inzwischen verpachtet hat.

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Sie hat eine gemeinnützige Gesellschaft mit Namen „Lebendige Landwirtschaft“ gegründet, die sich für eine regenerative, die Biodiversität fördernde Landwirtschaft einsetzt und dafür, dass die Menschen ein Bewusstsein für nachhaltig produzierte, gesunde Lebensmittel entwickeln. Am Freitagabend war die Grünen-Politikerin zu Gast im Kreis Olpe: Sie besuchte die Bauernmolkerei „Volle Kanne“ im kleinen Weiler Feldmannshof und nahm sich viel Zeit, um sich einerseits das Projekt vorstellen zu lassen und andererseits mit Projektbeteiligten über regionale Lebensmittel, deren Produktion und Vermarktung zu diskutieren.

Dr. Ophelia Nick ist Tierärztin und war sehr zufrieden mit dem Zustand der Tiere in den Ställen der Familie Engels.
Dr. Ophelia Nick ist Tierärztin und war sehr zufrieden mit dem Zustand der Tiere in den Ställen der Familie Engels. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Zunächst stand ein Rundgang über den Hof der Familie Engels an, auf deren Areal die Molkerei 2021 gebaut wurde und die gemeinsam mit der Drolshagener Familie Alterauge und dem Hünsborner Lebensmittelunternehmen Dornseifer die Molkerei betreibt. Jörg Dornseifer informierte sie darüber, dass er in seinen Märkten bereits zu 80 Prozent regional erzeugte Eier verkaufe. Hier sei es gelungen, beim Verbraucher die Vorteile einer regionalen Wertschöpfung zu vermitteln; „die Leute kaufen die Eier und gucken eher danach, von welchem Hof sie kommen, als nach dem Preis“, so der Unternehmer: „Das muss uns mit den Molkereiprodukten auch gelingen.“ Er stelle fest, dass der Verkauf der „Volle Kanne“-Produkte umso leichter falle, je näher seine Märkte an Drolshagen liegen. Landwirt Peter Engels findet es wichtig, in der Werbung noch mehr Wert auf die Qualität des Produkts zu legen, denn die „Volle Kanne“-Milch ist eine der wenigen Sorten Frischmilch, die traditionell hergestellt werden und nicht mit dem Zusatz „länger haltbar“ gekennzeichnet wird, wodurch die aufwendig verarbeitete und geschmacklich veränderte sogenannte ESL-Milch kenntlich wird. Als er bei einer großen Molkerei vor Jahren erstmals solche ESL-Milch gekostet habe, seiner Meinung eindeutig mit „Kochgeschmack“, und die Molkereivertreter ihm klargemacht hätten, dass dies künftig die traditionell hergestellte Milch ersetzen werde, sei ihm entfahren: „Seid ihr verrückt? Dann muss ich mir eine eigene Molkerei bauen.“ Dies sei quasi die Gründungsidee für die „Volle Kanne“ gewesen.

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Mit der Parlamentarischen Staatssekretärin diskutierten Landwirt Michael Alterauge, Landwirtin Katrin Engels, ihrer Schwester, Molkereileiterin Anna Bieker, Jörg Dornseifer und befreundete Landwirte über die Frage, ob regionale Produkte im Supermarkt besser zwischen andere Produkte eingereiht oder separat in einem „regionalen“ Block präsentiert würden und wie die Packung möglicherweise optimiert werden könne, um das Thema Regionalität noch mehr zu betonen. Insbesondere aber der Geschmackstest der „Volle Kanne“-Milch überzeugte die Politikerin. Im Gespräch mit unserer Zeitung betonte sie, die Bauernmolkerei sei ein Musterbeispiel für eine regionale Wertschöpfungskette, die allen Beteiligten und den Verbrauchern Vorteile bereite und Emissionen durch lange Transporte verhindere. „Ob in der Corona-Krise oder bei der Blockade des Suez-Kanals haben wir ja gesehen, was passiert, wenn wir von globalen Lieferketten abgeschnitten werden. Regionale Lebensmittelerzeugung ist unverzichtbar wichtig und muss wieder in den Vordergrund rücken“, so Dr. Ophelia Nick. „Ich habe gemerkt, dass hier wirklich mit Leidenschaft gearbeitet wird, und so etwas unterstütze ich gern. Und als Tierärztin habe ich beim Hofrundgang gepflegte Tiere gesehen, die einen zufriedenen Eindruck machten.“