Attendorn. Am Dienstag hat sich in Attendorn eine neue Partei gegründet, die genau diesen Namen trägt: Die Partei. Das treibt die Gründungsmitglieder an.

Sie wirbt auf ihrer offiziellen Internetseite mit einer Bierpreisbremse, einer Abfuckprämie für SUV und dem Photoshopverbot: eine Partei, die genau diesen Namen trägt, nämlich: „die Partei“, und die es jetzt auch in den Kreis Olpe geschafft hat: Bei Bier und Gummibärchen haben Simon Przybilla (23), Jan Kevin Kampschulte (26) sowie Stephanie (50) und Daniel (47) Guttstein am Dienstagabend im Gebäude Alter Bahnhof den Attendorner Ortsverband von „Die Partei“ gegründet. In ihrem vollständigen Namen – „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ – stecken im Kern ihre politischen Themen. Bekannt ist sie vor allem durch Martin Sonneborn, Satiriker, Politiker und Journalist, der im EU-Parlament sitzt.

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Gelacht wurde am Dienstagabend viel, mitunter auch Blödsinn geredet, das gehört bei „Die Partei“ dazu. Sie widmet sich zwar durchaus ernsten Themen, wird medial aber in erster Linie als Satire-Partei von Protest-Wählern wahrgenommen. Das weiß auch Inklusionspädagoge Simon Przybilla, am Dienstag zum 1. Vorsitzenden gewählt: „Unsere Partei verfolgt realpolitische Gedanken, allerdings mit dem Blick aus einer humorvollen Brille.“ Damit wolle die neue Partei in Attendorn, die in den sozialen Kanälen auf Facebook und Instragram bereits aktiv ist, in erster Linie junge Menschen abholen, „mit einer ordentlichen Portion Humor, ohne dabei die Ernsthaftigkeit zu vergessen“, ergänzt der neue Schatzmeister Jan Kevin Kampschulte aus Listerscheid, der sein Geld als Fachkraft für Lagerlogistik verdient.

Von Finnentroper SPD zur Attendorner Die Partei

Das Quartett meint es ernst mit der neuen Partei in Attendorn. Die Gründungsversammlung im Frühjahr 2024 sei nicht willkürlich gewählt, sondern in dem Wissen, dass kommendes Jahr die nächsten Kommunalwahlen in NRW anstehen. Simon Przybilla will sich noch nicht zu weit aus dem Fenster legen, er verweist darauf, dass seine Partei noch ganz am Anfang stehe, dennoch: „Es wird ein Programm von uns geben.“ Welche Themen sich die vier Gründungsmitglieder, die nun in die aktive Phase der Mitgliedergewinnung starten und „sichtbar werden wollen“ (Przybilla), auf die Agenda setzen, darüber wollen sie (noch) nicht öffentlich sprechen. „Wir haben Ideen, es gibt Vorschläge. Klar ist: Wir wollen die Demokratie auf Ortsebene hier in Attendorn stärken“, skizziert Daniel Guttstein.

Hansestadtverband

Auf Antrag von Daniel Guttstein, von Beruf Energiemanager, trägt die Attendorner Partei von „Die Partei“ den Namen „Hansestadtverband Attendorn“. Kontaktaufnahme ist via Mail möglich: info@die-partei-attendorn.de. Eine Homepage ist im Aufbau, erreichbar ist die Attendorner Partei über Facebook oder Instagram

Den Anstoß zur Partei-Gründung gab Simon Przybilla, der bis letztes Jahr für die SPD im Finnentroper Gemeinderat saß, dann jedoch von Heggen nach Attendorn zog und komplett aus der SPD austrat. Er habe sich nicht mehr mit der Politik der Sozialdemokraten identifizieren können und sei schon vor geraumer Zeit auf „Die Partei“ aufmerksam geworden. Sie spreche ihn an, „vor allem, weil diese Partei es schaffen kann, junge Menschen zu erreichen.“ Eine Vergangenheit als Lokalpolitik hat auch Daniel Guttstein, er gehörte der Attendorner UWG an, trat dort jedoch aus. Schon seit Jahren ist er, genauso wie Ehefrau Stephanie, Mitglied von „Der Partei“. Die 50-jährige Rechtspflegerin wolle sich nun politisch engagieren, „um ein bisschen Schwung in die satte, bequeme Politik in Attendorn“ zu bekommen.

Markus Schmidt ist Fraktionsvorsitzender von „Die Fraktion“ in Bad Laasphe im Kreis Siegen-Wittgenstein, die Partei gibt es dort seit 2019 und hat rund 20 Mitglieder. „Wir sind damals angetreten, um die absolute Mehrheit zu holen und das Bürgermeister-Amt zu besetzen. Hat leider nicht geklappt. Ist nur aufgeschoben für nächstes Jahr“, sagt Schmidt. Ein Satz, der zeigt, dass die Partei satirisch unterwegs ist. Und wie stehen die etablierten Parteien in Attendorn zur Neugründung? „Grundsätzlich finde ich es gut, wenn sich Menschen politisch engagieren“, sagt Michael Hoberg, seit Kurzem neuer SPD-Stadtverbandsvorsitzender, um folgendes „Aber“ nachzuschieben: „Wir haben allerdings genug Parteien in Attendorn, die das gesamte Spektrum abbilden. Wir brauchen keine neue Partei, die vom Prinzip gegen alles ist. Damit kommen wir nicht weiter.“

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Matthias Pröll, Fraktionsvorsitzender der Grünen, betont: „Mein Zuhause ist diese Partei nicht. Aber es steht mir auch nicht zu, darüber zu richten. Wenn sich eine demokratische Partei gründet, haben wir das so hinzunehmen.“ Rolf Schöpf, stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender, sieht das ähnlich: „Wenn sich eine demokratische Partei gründet, die unsere Werte vertritt, kann das zunächst nur gut für Attendorn sein.“ Ralf Warais, Chef der FDP in Attendorn, hat grundsätzlich nichts gegen den Parteien-Zuwachs, solange „Die Partei“ die demokratische Grundordnung achte, er sagt aber auch: „Am Ende muss man Politik mit Seriösität und Ernsthaftigkeit angehen.“ Ob die neue Partei dies tun wird, wird man sehen. Windfried Richard (UWG) ist es aber lieber, wenn Nicht- oder Protestwähler ihre Stimme der Sonneborn-Partei geben, statt das Häkchen ganz rechts oder links zu setzen. Diesen Meinungen schließt sich auch Friedhelm Arens an, Fraktionschef der Union für Attendorn (UfA).