Bilstein. Über 500 Schützen aus dem Sauerland ehren verstorbenen Bundesoberst Martin Tillmann in einer bewegenden Abschiedsmesse mit Blasmusik und Fahnen.

Es hätte wohl keinen geeigneteren Ort gegeben, um die Abschiedsmesse für Martin Tillmann zu feiern. Die Freiheit-Bilstein-Halle war am Freitagabend gewählt worden, um den in der vorvergangenen Woche unerwartet und plötzlich verstorbenen Bundesoberst des Sauerländer Schützenbundes mit einer festlichen Messe zu verabschieden. Hier, wo Tillmann selbst praktisch ein halbes Jahrhundert lang das Schützenfest seines Heimat-Schützenvereins erlebt hat, kamen deutlich über 500 Schützen zusammen, um den vielfach verdienten und hochgeschätzten obersten Repräsentanten des Schützenwesens im Sauerland zu würdigen.

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An langen Tischreihen hatten die Gäste Platz genommen, die allermeisten in grün, wenige in schwarz und ein blauer Sprenkel – die Oberhundemer Schützen in ihren blauen Kitteln –, gesäumt von über 50 Fahnen- und Standartenabordnungen, die an den Längsseiten der Halle Aufstellung genommen hatten. Auf der Bühne war der Altar aufgebaut worden, ein großes Portrait von Martin Tillmann in der Uniform des Sauerländer Schützenbundes mit dem typischen Filzhut an die Wand projiziert. Statt Orgel- gab es Blasmusik, dargeboten vom Musikverein Bilstein unter der Leitung von Andreas Regeling. Zelebriert wurde die Messe vom kürzlich neu berufenen katholischen Präses des Sauerländer Schützenbundes, Norbert Scheckel. Sein evangelischer Amtsbruder Johannes Böhnke war mit am Altar und wandte sich am Ende der Messe an die Schützen. Auch Landrat Theo Melcher und sein Amtsvorgänger Frank Beckehoff erwiesen dem Verstorbenen durch ihre Teilnahme an der Messe die letzte Ehre.

Von Fahnen und Standarten gesäumt waren die beiden Längsseiten der Freiheit-Bilstein-Halle.
Von Fahnen und Standarten gesäumt waren die beiden Längsseiten der Freiheit-Bilstein-Halle. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Pastor Scheckel, im Pastoralen Raum Geseke/Erwitte tätig, aber aus dem Repetal stammend, erklärte, er habe sich wahrlich eine andere erste Amtshandlung als neuer Präses vorgestellt. „Uns alle hat Martins plötzlicher Tod betroffen gemacht“, so Scheckel, doch die volle Halle sei ein „gutes Zeichen, wie viele mit Martin verbunden waren“. Die Messe sei eine Würdigung seiner Arbeit. In der Predigt griff Scheckel aus der Lesung, einem Brief von Paulus an die Philipper, den Satz auf „Unsere Heimat ist der Himmel“ auf. Er schlug den Bogen vom Wahlspruch der Schützen, „Glaube – Sitte – Heimat“. Scheckel: „Heimat stellt ein Stück Himmel auf Erden dar.“ Viele hätten bei Martin Tillmann gespürt, dass er für die Werte der Schützen stehe. Pfarrer Böhnke sprach Martin Tillmann direkt an. „Du hast uns in Corona-Zeiten zusammengehalten. Du warst ein sehr kluger Mann, und wie alle klugen Männer warst du vollkommen uneitel“, so Böhnke: Martin Tillmann habe nicht viel gesagt, sondern erst zugehört, um dann zu sprechen, „und wenn du etwas sagtest, dann hatte dein Wort Gewicht“. Er schloss seine Rede: „Du bist für uns ein Segen gewesen.“

In der Freiheit-Bilstein-Halle wurde die Abschiedsmesse für Bundesoberst Martin Tillmann zelebriert, der im Alter von 61 Jahren überraschend verstorben war. Über 500 Schützen aus dem ganzen Sauerland erwiesen ihm ihre Reverenz.
In der Freiheit-Bilstein-Halle wurde die Abschiedsmesse für Bundesoberst Martin Tillmann zelebriert, der im Alter von 61 Jahren überraschend verstorben war. Über 500 Schützen aus dem ganzen Sauerland erwiesen ihm ihre Reverenz. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Heinz Rinscheid, Vorsitzender des Schützenvereins Bilstein, sprach für seinen Verein und die Dorfgemeinschaft Bilstein und betonte dabei, wie verbunden Martin Tillmann seiner Heimat stets geblieben sei. Bürgermeister Tobias Puspas würdigte Tillmann, der seit 2020 auch als Mitglied der CDU-Fraktion Stadtverordneter war. Er habe Tillmann aber viel früher kennengelernt: als Schützenbruder und Vorstandsmitglied. Besonders geschätzt habe er Tillmanns trockenen Humor, der ebenso kennzeichnend für ihn gewesen sei wie seine Zuverlässigkeit. „Ich glaube, er hätte diese Feier hier genau so organisiert, mit vielen Schützen, mit Fahnen und Standarten, mit dem Musikverein Bilstein und mit Brot von Vente und Schinken von Rauchhelds.“

Bernhard Adams von der Europäischen Gesellschaft historischer Schützen (EGS) nannte Tillmann, der ihm in 20 Jahren der Zusammenarbeit ein guter Freund geworden sei, „das Gesicht des Sauerländer Schützenbundes“. In der bevorstehenden Versammlung war geplant, Tillmann das Verdienstkreuz in Silber der EGS zu verleihen. Vertrauen und Loyalität seien seine Devise gewesen. Und Tillmanns Stellvertreter im Vorstand des Sauerländer Schützenbundes, Markus Bröcher, zitierte aus dem digitalen Kondolenzbuch auf der Homepage des SSB. Eine schier unendliche Liste positiver Eigenschaften haben die Eintragenden dort vermerkt. „Die große Schützenfamilie des Sauerlandes nimmt heute Abschied“, so Bröcher. Im April sei geplant gewesen, Tillmann in die vierte Amtszeit zu wählen. „Seine Haltung und Einstellung als Schützenbruder und überzeugter Europäer werden uns Vorbild bleiben“, so Bröcher. Die Worte des Pastors aufgreifend, zitierte Bröcher einen bereits verstorbenen Freund, dessen Devise gewesen sei: „Im Himmel ist jedes Wochenende Schützenfest, sonst ist es kein Himmel.“

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Nach den Ansprachen stimmte der Musikverein das Bilstein-Lied an, verfasst vom damaligen Herbergsvater Karl-Josef Voßhagen zum 750-jährigen Bestehen von Burg und Freiheit Bilstein: „Grüß mir mein Bilstein, grüß mir die Hohe Bracht, grüß mir den Rosenberg in seiner Pracht. Grüß mir die Veischede, grüß mir mein Heimatland, grüß mir mein Bilstein, Bilstein im Sauerland“. Am Rosenberg wohnte Martin Tillmann in seinem Elternhaus. Und zu den getragenen Klängen von „Des großen Kurfürsten Reitermarsch“ marschierten Fahnen- und Standartenabordnungen in langsamem Gleichschritt aus der Halle. Im Anschluss lud der Schützenverein die zum Teil aus dem Kreis Soest, dem Hochsauerland und dem Märkischen Kreis angereisten Gäste zu Imbiss und Umtrunk ein – ganz so, wie Martin Tillmann das mit Sicherheit auch getan hätte.