Kreis Olpe. Ein Fall mit K.-O.-Tropfen sorgte für großes Aufsehen im Kreis Olpe. Ist es in den vergangenen Jahren zu weiteren Vorfällen gekommen?

Es war ein spektakulärer Fall. Zwischen Oktober 2012 und April 2014 hatte ein Mann sechs Frauen in seinen Wohnungen in Rhode und Drolshagen K.-o.-Tropfen in Getränke gemischt, um sie widerstandslos zu machen und Sex mit ihnen zu haben. Die Frauen hatten von Übelkeit und Erbrechen berichtet und betont, dass sie keinen Sex wollten. Das Olper Schöffengericht hatte den Drolshagener am 26. Juli 2016 zu drei Jahren Haft verurteilt.

Über seinen Verteidiger Klaus Hesse hatte er Berufung gegen das Urteil eingelegt. Dabei hätte dem damals 56-Jährigen vor dem Landgericht Siegen statt des angeklagten sexuellen Missbrauchs widerstandsunfähiger Personen eine Verurteilung wegen sechsfacher Vergewaltigung und eine Strafe zwischen vier und sechs Jahren Haft gedroht. Im letzten Moment hatte der erfahrene Olper Anwalt Klaus Hesse dies verhindert und die Berufung zurückgezogen.

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In den vergangenen Jahren gab es im Kreis Olpe einige weitere Fälle mit Verdacht auf die Verabreichung von K.-o.-Tropfen, so Polizei-Pressesprecher Thorsten Scheen auf Anfrage unserer Redaktion. Im Jahr 2020 wurde ein Fall zur Anzeige gebracht, in den Jahren 2021 bis 2023 jeweils zwei. „In sämtlichen Fällen wurden chemisch-toxikologische Untersuchungen veranlasst. In keinem Fall konnten für K.-o.-Tropfen relevante Substanzen festgestellt werden. Das heißt aber nicht automatisch, dass da nichts drin war“, so Scheen. Es gehe um die Frage der Nachweisbarkeit im Blut. Und hier spielt die Zeit eine zentrale Rolle. „Die Blutprobe muss relativ schnell entnommen werden. Das ist in Verdachtsfällen Standard. Wenn sich jemand aber erst zu Hause ins Bett legt und abends zur Polizei geht, kann es zu spät sein“, erläutert Thorsten Scheen.

K.-o.-Tropfen werden dazu genutzt, andere Menschen handlungsunfähig zu machen. Dieser wehrlose Zustand wird von den Straftätern genutzt, um das Opfer auszurauben oder zu vergewaltigen.“
Thorsten Scheen - Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Olpe

Zur Frage, wie die Täter vorgehen, sagt der Polizei-Sprecher: „K.-o.-Tropfen werden dazu genutzt, andere Menschen handlungsunfähig zu machen. Dieser wehrlose Zustand wird von den Straftätern genutzt, um das Opfer auszurauben oder zu vergewaltigen.“ Um die Substanz möglichst unauffällig einem Getränk oder einer Mahlzeit beizufügen, würden sie von den Tätern oftmals in eine flüssige Form gebracht (K.-o.-Tropfen).

Ausgangsort der Taten seien häufig Bars, Diskotheken und Gaststätten. „Die verschiedensten Geschehnis-Abläufe sind vorstellbar: In Partystimmung wird das Opfer dazu animiert, unkontrolliert weiterzutrinken oder der Täter fügt einem Drink unbemerkt noch Alkohol bei. Das kann auch auf Privatfeiern passieren, wo man sich eigentlich sicher fühlt“, berichtet Scheen.

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Die Wirkung könne ganz unterschiedlich sein, so der Polizeisprecher: „Bereits zehn bis 20 Minuten nach der Einnahme wird dem Opfer meistens ganz plötzlich übel und schwindelig. Es ist auch möglich, dass ein Gefühl übersteigerter Heiterkeit und Frechheit aufkommt. Danach tritt plötzlich Müdigkeit ein. Die Opfer fallen in einen stundenlangen tiefen Schlaf oder werden sogar bewusstlos. Nehmen sie zusätzlich noch andere legale oder illegale Drogen, steigt das Risiko von unkalkulierbaren Rauschzuständen.“

Opfer von Sexualdelikten können sich nach Verabreichung von „K.-o.-Tropfen“ in einem besonderen emotionalen Ausnahmezustand befinden, so Thorsten Scheen weiter: „Der gewaltsam zugefügte Kontrollverlust sowie die damit verbundene Ungewissheit können zur Traumatisierung des Opfers führen.“

Kontakt über Single-Börsen

Einen solch spektakulären K.-o.-Tropfen-Fall wie zwischen 2012 und 2014 hat es also nicht mehr gegeben im Kreis Olpe. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Drolshageners hatten die Ermittler damals ein „Buch der Errungenschaften“ mit Namen und Daten von 191 Damen gefunden. Beispiel für einen Eintrag: „Eva, Bedienung, im Auto.“ Vor Gericht hatte der Mann die Vorwürfe bestritten. Der Sex sei einvernehmlich gewesen. Den Kontakt zu den Damen hatte er über Single-Börsen geknüpft. „Es hätte ein One-Night-Stand sein können oder etwas längeres“, hatte er gesagt. Auffällig war der zeitliche Abstand von einem Jahr zwischen Dame 169 und 170. Dazu hatte der Drolshagener gesagt: „Da hatte ich eine Beziehung. In die Frau war ich extrem verliebt. Dadurch, dass das nicht geklappt hat, war ich ein Getriebener, immer auf der Suche.“

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