Olpe. Das Biggesee Open Air 2024 ist abgesagt. Ein Grund: Die Genehmigung für 15.000 Gäste fehlt. Doch warum? Das sagen die Behörden.

Das Biggesee Open Air 2024 ist abgesagt (unsere Zeitung berichtete). Veranstalter Dietmar Harsveldt begründet diese Entscheidung unter anderem damit, dass die gewünschte Erweiterung auf 15.000 Besucher pro Konzerttag noch nicht genehmigt sei (2022 waren 10.000 Besucher genehmigt). „Einer der Hauptgründe für die Entscheidung zur Absage des Biggesee 2024 ist die bislang noch immer fehlende Genehmigung zur Erweiterung des Konzertgeländes für 15.000 Fans, die für eine wirtschaftliche Durchführung essenziell gewesen wäre“, hieß es in der Pressemitteilung. „Obwohl der Antragsprozess bereits unmittelbar nach dem Biggesee Open Air 2022 startete, ist eine Entscheidung der Behörden noch immer ausstehend.“ Zuletzt habe der Hackerangriff auf die Südwestfalen-IT für weitere unerwartete Verzögerungen gesorgt. Doch warum wurde die Genehmigung nicht erteilt?

Steffen Sieler ist Abteilungsleiter der Bauaufsichtsbehörde der Stadt Olpe. Hier wäre die Genehmigung erteilt worden – zumindest, wenn alle Unterlagen und Stellungnahmen rechtzeitig eingegangen wären. Steffen Sieler betont im Gespräch mit unserer Zeitung, dass im Fall einer solchen Genehmigung etliche Fachbehörden eine Stellungnahme abgeben müssten. So zum Beispiel der Ruhrverband, die Umweltbehörde oder auch Straßen.NRW. Ein umfangreiches Verfahren, das Zeit brauche. „Es sind allein zehn Fachbereiche, die eine Stellungnahme abgeben müssen“, erklärt Steffen Sieler. Darüber hinaus erklärt er, dass der offizielle Antrag zur Erweiterung der Besucherkapazitäten auf 15.000 Gäste erst am 11. August 2023 eingegangen sei. Erschwerend zum Antragsprozess habe der Hackerangriff auf die Südwestfalen-IT (der Hackerangriff ereignete sich in der Nacht zum 30. Oktober) beigetragen. Denn konnten die Stellungnahmen bislang digital abgegeben werden, war das plötzlich nicht mehr möglich.

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Darüber hinaus fehlten noch Unterlagen mit Blick auf die Umweltbelange. Der Fachbereich Umwelt des Kreises Olpe hatte, als Träger öffentlicher Belange in einem Baugenehmigungsverfahren der Kreisstadt Olpe, noch Unterlagen beim Veranstalter nachgefordert. Diese lägen bis zum heutigen Zeitpunkt aber nicht vor. „Wir können die Prüfung erst abschließen, wenn alle Unterlagen vorliegen“, erklärt Steffen Sieler. Der Kreis Olpe bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung, dass der Fachdienst Umwelt weitere Unterlagen beim Veranstalter angefordert hatte – erstmals im September 2023, des Weiteren im Oktober 2023. Die notwendigen Unterlagen sind bislang nicht eingegangen. Könnte das am Hackerangriff liegen? „Dies kann nicht sicher gesagt werden. Da die zwischenzeitlich nicht erreichbaren E-Mail-Postfächer automatisierte Rückmeldungen an die Absender versandt haben, dass die Mail nicht zustellbar ist, wäre danach eine Übermittlung auf dem Postweg oder persönlich möglich gewesen“, heißt es in den Ausführungen des Kreises Olpe.

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Worum geht es konkret bei den Umweltbelangen? „Es geht hauptsächlich um die Anpassung der Prognose der von dem Event und seinen Besucherinnen und Besuchern ausgehenden Geräuschimmissionen sowie um die artenschutzrechtliche Prüfung“, so der Kreis Olpe. „Im Vergleich zur ersten Konzertreihe ist mit deutlich mehr Besuchern zu rechnen und dies zudem über einen längeren Zeitraum, teilweise inmitten der Brutzeit. Die Antragsunterlagen sind aus rechtlichen Gründen auf diese veränderten Rahmenbedingungen anzupassen.“

Guido Becker ist Architekt in Olpe. Bei ihm laufen im Genehmigungsprozess für das Biggesee Open Air alle Unterlagen zusammen. Er bestätigt, dass der offizielle Antrag erst im August 2023 eingegangen ist, der Antragsprozess sei aber tatsächlich unmittelbar nach dem Event im Jahr 2022 gestartet. Vor allem die Simulation für die Enfluchtung – also die Fluchtwege für die nun beantragten 15.000 Besucher – sei aufwendig gewesen und habe Zeit gekostet. Das überarbeitete Brandschutzkonzept sei letztlich unstrittig gewesen. Uneinigkeit herrsche beim neuen Schallgutachten. Hier geht es um die besagten Geräuschimmissionen. „Man ist da noch in der Absprache“, erklärt Guido Becker. Außerdem geht es um die Bearbeitung eines Artenschutzgutachtens, das der Fachdienst Umwelt des Kreis Olpe erneut fordert.

Im Übrigen wird das Biggesee Open Air als dauerhafte Veranstaltung beantragt. „Wir legen jetzt die Grundlagen dafür“, so Guido Becker. Das hat den Vorteil, dass die Unterlagen (bis auf das Sicherheitskonzept) nicht jedes Mal erneut eingereicht werden müssen. Fakt ist für Veranstalter Dietmar Harsveldt, dass das Biggesee Open Air – mit der Unterstützung lokaler Unternehmen und der Politik – eine Zukunft in Olpe haben soll. „Das ist eine herrliche Location, die man nutzen muss“, betont er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Man muss auch den jungen Leuten etwas bieten können. Das Biggesee Open Air ist eine Bereicherung für das ganze Sauerland.“