Olpe. Ein 21-jähriger Olper ist wegen Körperverletzung angeklagt. Alkohol macht den jungen Mann besonders aggressiv. Vorfall im Kaufland.

„Sobald er etwas getrunken hat, ist er ein ganz anderer Mensch“, beschrieb der 47-jährige Taxifahrer den jungen Mann, der ihn am 13. Oktober 2023 am Olper Bahnhof erst mit der Faust ins Gesicht und nach einem anschließenden Gerangel mit einer leeren Glasflasche auf den Kopf geschlagen hat. „Sonst ist er ein netter junger Mann“, sagte das Opfer vor dem Amtsgericht Olpe über den Täter. Dort musste sich der 21-jährige Olper vor dem Jugendschöffengericht wegen Körperverletzung, gefährlicher Körperverletzung und Bedrohung in mehreren Fällen verantworten.

Weil der Angeklagte zu den Tatzeiten unter laufender Bewährung stand, „ganz erheblich und einschlägig vorbestraft war“ und ein hohes Gewaltpotenzial zeigte, verhängte Richterin Stephanie Scheepers gegen den in einer städtischen Notunterkunft wohnenden Heranwachsenden eine Jugendstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten. Der Vollzug der Jugendstrafe soll zu „einem Umdenken“ des 21-Jährigen führen, betonte die Richterin. Auch Rechtsanwalt Christoph Hilleke hofft, dass sein Mandant die „Kurve kriegt“, kündigte zuvor aber an, in die Berufung gehen zu wollen.

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In seinem Plädoyer zeichnete Hilleke die zwei Gesichter seines jugendlich wirkenden Klienten nach. Auf der anderen Seite ein junger Mann, „den man sich als Schwiegersohn wünschen könnte, wenn er nüchtern ist“ und dem man die Gewaltsituationen, für die sich der 21-Jährige verantworten musste, so nicht zutrauen würde – wenn da nicht der regelmäßige Alkohol- und Drogenkonsum wäre. „Er muss wegkommen von den Drogen. Und wir müssen ihn in eine Situation bringen, dass er so schnell wie möglich das Saufen drangibt“, brachte Rechtsanwalt Christoph Hilleke die Probleme des Angeklagten auf den Punkt.

„Er ist höflich und nett, wenn er nüchtern ist. Wenn er Alkohol getrunken hat, wird es gefährlich“, sagte Markus Schirmeyer von der Jugendgerichtshilfe. Die Folgen sind „erhebliche Entgleisungen und Gewalttaten“. Für insgesamt vier Vorfälle musste sich der 21-Jährige vor dem Jugendschöffengericht verantworten. Nach Faustschlägen und Bedrohungen beim Olper Stadtfest und am Skaterplatz, die am ersten Verhandlungstag im Mittelpunkt standen (wir berichteten), ging es bei der Fortsetzung des Prozesses um zwei gefährliche Körperverletzungen am Bahnhof und im Kaufland in der Martinstraße.

Als ihn ein Kaufland-Mitarbeiter am 2. Oktober 2023 kurz vor Ladenschluss gegen 22 Uhr nicht mehr in das Geschäft reinlassen wollte, tickte der wieder einmal stark alkoholisierte 21-Jährige aus und verpasste dem Einzelhandelskaufmann einen Faustschlag aufs Ohr. „Er wollte noch rein, hat mir gedroht und ins Gesicht gespuckt. Dann flog eine Kette durch die Gegend“, schilderte der 47-jährige Olper die Rangelei im Eingangsbereich. Die gar nicht so leichte Kette habe ihn am Arm getroffen. Zwei Verkäuferinnen versuchten vergeblich, den aggressiven Angreifer festzuhalten. Eine junge Frau rief die Polizei, die den Angeklagten wenige Minuten später auf dem Parkdeck stellen konnte.

Nur wenige Tage später rastete der 21-Jährige erneut aus. Am Olper Bahnhof schlug er einen in seinem Wagen wartenden Taxifahrer durch die heruntergedrehte Seitenscheibe mit der Faust ins Gesicht. „Ich bin ausgestiegen, habe ihn festgehalten und gesagt: Es reicht. Aber er war aggressiv und nicht zu stoppen. Ich hatte mich schon wieder von ihm abgedreht, da hat er mich mit der Flasche erwischt. Ich habe geblutet und musste ins Krankenhaus“, erinnerte sich der Taxifahrer noch gut. Die beiden Männer kannten sich.

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Ein anderer Taxifahrer, der gegen 19 Uhr gerade seine Schicht beginnen wollte, beobachtete die „Eskalation“ und alarmierte die Polizei. Anschließend versuchte der 59-Jährige, seinem Kollegen gegen den Angreifer zu helfen. „Ich wollte ihn festhalten, aber er hat sich losgerissen. Danach habe ich nur noch Sterne gesehen“. Denn auch der ältere Taxifahrer erhielt einen Schlag ins Gesicht und musste im Krankenhaus behandelt werden. Schwere Verletzungen erlitten die beiden Opfer aber nicht. „Es tut mir leid, das ist mir wichtig“, entschuldigte sich der Angeklagte im Gerichtssaal beim 59-jährigen Zeugen. Der nahm die Entschuldigung an.

Die herbeigerufenen Polizeibeamten beschrieben den jungen Mann nach der Tat am Olper Bahnhof als „sehr alkoholisiert und aggressiv“. Das war der Angeklagte offensichtlich auch wenige Tage zuvor bei der Randale im Kaufland. „Aufbrausend, uneinsichtig, augenscheinlich alkoholisiert und aggressiv“, gaben die Ordnungshüter über dessen Zustand am 2. Oktober 2023 zu Protokoll. Neben reichlich Alkohol mit Promillewerten von 2,1 und 1,6 war auch Cannabis im Spiel.

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Schon in jungen Jahren war der Angeklagte mit Alkohol und Drogen in Berührung gekommen. Zu seiner Familie hat er kaum noch Kontakt. Trotz eines nachgeholten Hauptschulabschlusses lebt der 21-Jährige von Bürgergeld. Die Unterbringung in eine Wohngemeinschaft ist ohne seine Schuld geplatzt. Trotzdem wollte und konnte seine Bewährungshelferin „nichts schönreden“ und „keine günstige Sozialprognose geben“. Der geregelte Tagesablauf in einer Jugendstrafanstalt ohne Alkohol und Drogen könnte die letzte Chance für den Angeklagten sein, um sein noch junges Leben in den Griff zu bekommen.