Das Jahr 2024 könnte einen wirtschaftlichen Abschwung auch im Kreis Olpe bringen. Das ergibt eine Umfrage des Arbeitgeberverbandes Olpe.

Mehr Kurzarbeit und starke Investitionszurückhaltung: Die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr bei vielen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie im Kreis Olpe haben sich spürbar verschlechtert. Das ist das Fazit, dass der Arbeitgeberverband für den Kreis Olpe (AGV) nach seiner aktuellen Konjunkturumfrage ziehen kann. Verbandsvorsitzender Christopher Mennekes, sein Stellvertreter Christian Hermann und Arndt G. Kirchhoff, Vorsitzender der Fachgruppe Metall, sowie AGV-Geschäftsführer Thorsten Holzhäuser, konnten der aktuellen Situation nur wenig Hoffnungsvolles abgewinnen. Einig waren sich die Vertreter der Unternehmen, dass die mangelhafte Verlässlichkeit der Politik ein riesiges Problem sei, ebenso eine überfrachtende Bürokratie und das Hineindirigieren in unternehmerisches, aber auch privates Handeln. Arndt G. Kirchhoff sprach seinen Unternehmerkollegen aus der Seele: „Wir benötigen ein anderes Leitbild in Deutschland. Wir brauchen viel mehr Freiheit. Leider haben wir in der Regierung zunehmend Leute, die glauben, sie wüssten es besser als wir Unternehmer selbst.“ Wahlergebnisse und Umfrageergebnisse der AFD seien für ihn erschreckend. Es gehe im Grundsatz um die Frage: Markt- oder Planwirtschaft. Kirchhoffs Überzeugung: „Wir brauchen mehr Markt.“ Angesichts der aktuellen Situation sei es nicht verwunderlich, so Christopher Mennekes, dass die Unzufriedenheit überall im Lande spürbar sei.

Ebenfalls herrschte weitgehende Einigkeit bei der Frage nach den Ursachen: An der Spitze stünden nicht wettbewerbsfähige Energiepreise. Mennekes: „Mehr Elektro-Fahrzeuge oder Wärmepumpen - das geht nur mit günstigeren Strompreisen.“ Aber auch die Absicherung durch grundlastfähige Gaskraftwerke schreite nicht voran. Die deutsche Bürokratie lähme den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Zinsniveau, Inflation und gestiegene Baupreise, so die einhellige Meinung, führe zu bremsender Vorsicht: „Dann baut niemand ein Haus, kauft ein E-Auto oder baut eine neue Heizung ein.“ Für Thorsten Holzhäuser ist klar: Was das Wirtschaftswachstum angehe, „trägt Deutschland weiter die Rote Laterne durch Europa.“

An der Umfrage beteiligten sich in diesem Jahr doppelt so viele Unternehmen wie beim letzten Mal, 24 Betriebe von 90 befragten, somit 27 Prozent. Vertreten seien damit rund rund 10.000 Beschäftigte und etwa 570 Auszubildende im Kreis Olpe. „Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Teilnehmerzahl an der Umfrage verdoppelt. Das ist ein klares Zeichen für die wachsenden Sorgen der heimischen Wirtschaft“, hob Christopher Mennekes hervor.

Die Konjunkturumfrage des AGV belegt auch eine erschreckende Investitionszurückhaltung. Fast 40 Prozent der Unternehmen sagen, weniger im Inland zu investieren. 2023 waren das gerade einmal 8 Prozent. Gerade einmal 17 Prozent sprachen für 2023 von einer guten Geschäftslage, 2022 waren es noch 45 Prozent. 43 Prozent bezeichnen ihre Geschäftslage als schlecht, 2022 waren das 18 Prozent. Wo die Unternehmen der Schuh drücke, liege auf der Hand: „Der verlässliche Planungshorizont fehlt.“ Von der anvisierten Beschleunigung für Planungs- und Genehmigungsverfahren bleibe Deutschland weit entfernt. Werde so weiter gewirtschaftet, fürchtet Arndt Kirchhoff, schreite die aktuell auch im politischen Umfeld erkennbare Spaltung und teilweise gesellschaftliche Radikalisierung weiter voran. Das müsse unter allen Umständen verhindert werden.

Mehr Anreize, weniger Verbote

Insgesamt bestätigten die Ergebnisse, so der AGV, „in weiten Teilen die Prognosen des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung aber auch der Wirtschaftsforschungsinstitute. Derzeit befinde sich Deutschland in einer strukturellen Krise, die es schnellstmöglich zu überwinden gilt.“ (...) „Die Unternehmer des Kreises Olpe fordern eine Wirtschaftspolitik, die mehr Anreize und weniger Verbote setzt, die Innovationen und Investitionen positiv beeinflusst.“

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Mennekes, Kirchhoff und Hermann fordern unisono einen schnellen Kurswechsel hin zu einer unterstützenden, unbürokratischen und verlässlichen Wirtschaftspolitik. Dafür müsse ein wirtschaftspolitischer Kurswechsel gelingen.

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Positive Zahlen vermeldet die Umfrage auch - in Sachen Beschäftigung: Für die Entwicklung der nächsten sechs Monate gehen fast 60 Prozent der Unternehmen von einer unveränderten Beschäftigung aus. Die Entwicklung bei den Ausbildungsplätzen erweist sich ebenfalls als sehr stabil, lediglich 4 Prozent der Unternehmen gehen von einer abnehmenden Tendenz aus. Es sei erfreulich, so Christopher Mennekes, „dass die Unternehmen trotz aller bestehenden Unwegsamkeiten an ihren Mitarbeitenden festhalten.“