Der Heimatverein hat ein für ehrenamtliche Dimensionen riesiges Projekt gestemmt: Der Heimathaus-Neubau wird im Frühjahr eingeweiht.

Es ist für ehrenamtliche Dimensionen ein Megaprojekt, das der Heimatverein für das Drolshagener Land in diesen Wochen Stück für Stück in Betrieb nimmt: Der Neubau in der Annostraße hat die Nutzfläche des bestehenden alten Heimathauses auf jetzt rund 1.000 Quadratmeter fast verdoppelt. Das neue Angebot ist für eine Kleinstadt wie Drolshagen ein Quantensprung – ebenso nutzbar für Heimatliches, Kultur und Bildung wie für Vereinswesen und Feierlichkeiten aller Art. Während eines Rundgangs durch die großzügigen Räumlichkeiten mit der Vereinsspitze wollten sich Vorsitzender Dr. Stephan Schlösser, Schatzmeister Winfried Behme und Geschäftsführer Georg Melcher allerdings noch nicht auf einen Termin für die offizielle Eröffnungsfeier festlegen: „Es wird vermutlich im Frühjahr sein, am besten bei schönem Wetter“, lacht Stephan Schlösser, während Winfried Behme, der den Bau von Seiten des Vereins wesentlich mitbetreut hat, grob umreißt: „Vermutlich im April oder Mai.“

Erhebliche Fördermittel

Kein Geheimnis macht das Vorstands-Trio, das von der stellvertretenden Vorsitzenden Petra Lütticke komplettiert wird, aus dem finanziellen Kraftakt, den der Verein nur durch die erhebliche Förderung des Heimatministeriums NRW stemmen konnte: „Von den Gesamtkosten, die sich auf rund 1,3 Millionen Euro belaufen, sind rund 1,09 Millionen Euro Fördermittel“, informiert Winfried Behme. Stephan Schlösser fügt hinzu: „Die stammen aus dem Fördertopf Heimatzeugnis.“ Fast 250.000 Euro habe der Verein aus Eigenmitteln aufbringen müssen, darunter zahlreiche, auch namhafte Spenden. Wie viele andere Bauprojekte, so Behme, habe auch das Heimathaus-Projekt deutlich mehr gekostet, als ursprünglich kalkuliert. Bei Baubeginn sei der Verein von rund 900.000 Euro Gesamtkosten ausgegangen. Auch die Bauzeit sollte spürbar kürzer ausfallen: „Eigentlich wollten wir schon 2022 fertig sein“, sagt Georg Melcher, aber nicht zuletzt durch den Ukrainekrieg sei es zu teils erheblichen Verzögerungen beim Baumaterial gekommen. Winfried Behme nennt ein Beispiel: „Auf eine Dämmung für die Heizung haben wir über zwei Monate warten müssen.“ Seinen Humor hat der 72-Jährige dennoch nicht verloren. Auf die Frage, ob ausschließlich heimische Handwerksbetriebe beim Bau zum Zuge gekommen seien, antwortet er spontan: „Bis auf den Aufzug, der kommt aus dem Siegerland.“

Die gläsern überdachte Brücke zwischen Alt und Neu. Ein zentrales Anliegen der Architektur. Die Architektin des Projektes ist Eva Maria Nebeling (Dumicke).
Die gläsern überdachte Brücke zwischen Alt und Neu. Ein zentrales Anliegen der Architektur. Die Architektin des Projektes ist Eva Maria Nebeling (Dumicke). © WP | Josef Schmidt

Apropos Heizung: Gewärmt wird der Neubau von zwei stattlichen Luft-Wärmepumpen, während das alte Heimathaus von einer Gasheizung versorgt wird. Technisch sei das nicht anders möglich gewesen, versichert das Vorstandstrio.

Was Stephan Schlösser besonders am Herzen liegt, hebt er im Gespräch mit unserer Redaktion ausdrücklich hervor: „Durch den Neubau und den behindertengerechten Aufzug ist der gesamte Komplex auch für Rollstuhlfahrer ohne fremde Hilfe erreichbar.“ Wer als Gehbehinderter jetzt beispielsweise in den alten Vortragssaal ins Dachgeschoss des alten Traktes wolle, müsse keine unüberwindbaren Hürden mehr nehmen.

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Großzügige Fensterflächen geben dem Heimathaus-Neubau ein hell-freundliches Innenleben. Der Vorstand des Heimatvereins freut sich über das gelungene Projekt: (von links) Dr. Stephan Schlösser, Georg Melcher und Winfried Behme (es fehlt Petra Lütticke).
Großzügige Fensterflächen geben dem Heimathaus-Neubau ein hell-freundliches Innenleben. Der Vorstand des Heimatvereins freut sich über das gelungene Projekt: (von links) Dr. Stephan Schlösser, Georg Melcher und Winfried Behme (es fehlt Petra Lütticke). © WP | Josef Schmidt

Bekommen hat der Heimatverein für die stattliche Investitionssumme eine immens hohe Erweiterung des Angebotes für ganz Drolshagen und darüber hinaus.

Bürgerstiftung schon 2009 gegründet

Die Idee, neben dem Heimathaus ein großzügiges, neues Kulturhaus für Bildung und Kultur zu schaffen, hatten der damalige und inzwischen verstorbene Heimatvereinsvorsitzende Prof. Dr. Hubertus Halbfas und der Industrielle Theo Hermann. Das Vorhaben geriet jedoch nach mehreren Jahren der Vorplanung und durch politischen Gegenwind ins Stocken. Die für das Projekt eigens geschaffene Bürgerstiftung wurde schon 2009 gegründet, 2014 lehnte der Stadtrat Drolshagen die vorgestellten Entwürfe ab - wegen baurechtlicher Bedenken.

Allein drei neue Seminarräume stehen zur Verfügung, das Zuhause der öffentlichen Bücherei und der vereinseigenen Bibliothek ist nahezu verdoppelt worden. Umfangreiche sanitäre Anlagen gehören dazu, Räume für Küche, Lager und Technik, ein Werkraum für Volkshochschulkurse und vieles mehr. Wichtiges architektonisches Ziel: Durch überdachte „Brücken“ ist eine direkte Verbindung zwischen Alt und Neu geschaffen worden. Die bisherigen Angebote im alten Trakt bleiben bestehen – unter anderem das Hochzeitszimmer mit Standesamt.

Lobende Worte hatte das Trio folgerichtig für Architektin Eva Maria Nebeling aus Dumicke parat, auch die Zusammenarbeit mit den Handwerkern, so Behme, sei den Umständen entsprechend sehr gut gelaufen. Nicht vergessen werden dürfe, dass im September 2021, inmitten der zweiten Corona-Welle, mit den Arbeiten begonnen worden sei.

Erste Veranstaltung Advents-Café

Jetzt richtet sich der Blick des rührigen Vereins nach vorne, die erste Veranstaltung im alten, neuen Heimathaus ist bereits anvisiert: Am kommenden Sonntag, parallel zum Weihnachtsmarkt, findet ein Advents-Café für Jedermann statt – ab 14.30 Uhr.