Olpe. Bei Melanie Allebrod war der Name ihres Geschäfts „Trags mit Fassung“ Programm. Sie wurde Opfer eines heftigen Shitstorms. So wehrt sie sich.

Fassungslos sitzt Melanie Allebrod in ihrem roten Nicki-Weihnachtsanzug vor der Kamera und teilt eine neue Story über die Social-Media-Plattformen Instagram und Facebook. Anders als sonst, wenn sie in ihren Live-Shoppings die Mode ihres Labels „Trags mit Fassung“ präsentiert. Nachdenklich, fast sprachlos, beschreibt sie ihrer Community, was ihr widerfahren ist und welchen Schritt sie gehen musste, zum Schutz. „Ich habe Anzeige erstattet wegen Cybermobbing“, bringt die 43-Jährige es auf den Punkt. Polizeihauptkommissar Thorsten Scheen, verantwortlich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Kreispolizeibehörde Olpe, bestätigt auf Anfrage, dass eine Anzeige vorliege: „Wir sind noch ganz am Anfang der Ermittlungen“.

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Melanie Allebrod ist seit über 15 Jahren selbstständig im stationären Einzelhandel in Olpe und bis vor zwei Jahren auch in Attendorn. Schon vor der Corona-Krise baute sie das Online-Geschäft aus, was sich in Zeiten der Ladenschließung natürlich auszahlte. Sie präsentiert über 80.000 Followern die neuesten Kleidungsstücke in Storys und zeigt sich auch selbst vor der Kamera. Doch, was ihr jetzt passiert ist, setzt ihr die Krone auf: „Auf meine Person ist ein regelrechtes Bashing betrieben worden, in einer offenen Whatsapp-Gruppe. Ich habe niemandem etwas getan und verstehe nicht, warum Menschen so etwas tun“. Den Weg in die Öffentlichkeit wählte die Mutter von vier Kindern auch zum Schutz ihrer Firma, ihrer Existenz und ihrer zwölf Mitarbeiter. Sie steht auf und erhebt das Wort – gegen Mobbing.

Ich bin keine Schaufensterpuppe, ich bin eine Frau, eine Mama mit einem schlagenden Herzen. Es ist meine Pflicht, das Herzstück der Menschlichkeit zu schützen. Jede Mobbingtat ist ein großer Riss in unserer Seele
Melanie Allebrod

Sie stellt ein Video online, welches ihr Leben widerspiegelt, mit Fotos, die sie mit Übergewicht, nach den Geburten ihrer Kinder zeigen, einfach aus dem Alltag. Dazu ihre Stimme, die sagt: „Ich bin keine Schaufensterpuppe, ich bin eine Frau, eine Mama mit einem schlagenden Herzen. Es ist meine Pflicht, das Herzstück der Menschlichkeit zu schützen. Jede Mobbingtat ist ein großer Riss in unserer Seele. Ich möchte mich mit diesem Video gegen Mobbing erheben“. Das Reel bekommt binnen weniger Tage über 87.000 Aufrufe, tausende Likes und durchweg positive Kommentare aus der Community, auch aus dem Kollegenkreis von Melanie Allebrod.

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Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt sie, dass der Shitstorm über eine Ende Oktober gegründete Whatsapp-Gruppe losging. Nach einem ihrer beliebten Live-Shoppings wurde der Link zu dieser Gruppe gepostet und geteilt. „Wir haben uns anfangs sogar gefreut, weil die Gruppe unseren Namen trug und wohl vorgesehen war, um Kleidung untereinander zu verkaufen oder zu tauschen. Wir dachten, das sei eine sogenannte Fanbase“, beschreibt Melanie Allebrod. Mit ihrer Vermutung lag sie falsch, denn schon bald erfuhr sie, dass massiv gegen ihre Person gelästert wurde. „Die haben mich komplett auseinandergenommen. Aufs Übelste beleidigt, als alt und dick bezeichnet und Fotos von mir verunstaltet und in dieser Gruppe publiziert“, ist die 43-Jährige immer noch schockiert von der Vorgehensweise. Und weiter: „In der Gruppe waren in Spitzenzeiten bis zu 60 Teilnehmer, auch aus dem Kreis Olpe. Was mich besonders traurig macht, sind die Personen, die einfach nichts gesagt haben. Das ist wie an einem Unfallort vorbeizufahren und die Person verbluten zu lassen“.

Ladenlokal in Olpe wird nicht schließen

Dass ihre Mode-Präsentation und ihr Auftritt in den Storys bei Instagram und Facebook nicht allen gefällt, darüber ist sich Melanie Allebrod im Klaren, doch sagt sie es, wie Peter Lustig aus der TV-Sendung „Löwenzahn“ es immer gesagt hat: „Einfach Abschalten, wenn einem etwas nicht gefällt“. Dass die modebewusste Frau ihren Job liebt, strahlt sie täglich aus. Über Jahre ist ihr Team gewachsen und mittlerweile hat sie 12 Mitarbeiter im „Trags mit Fassung“-Team. Erst kürzlich hat sie einen Ausbildungsplatz zur Einzelhandelskauffrau besetzt. „Mir ist der stationäre Einzelhandel sehr wichtig. Ich bin ein Kind des Einzelhandels. Auch wenn wir kurzzeitig unser Geschäft in Olpe nur noch an drei Tagen in der Woche öffnen konnten, bedeutet dies nicht, dass unsere Tage gezählt sind“, will die Einzelhändlerin auch Gerüchte über die Schließung ihres Ladenlokals in der Kölner Straße aus der Welt räumen.