Olpe. Im ehemaligen „Purzelbaum“ will die IG Metall ein Versuchslabor einrichten, in dem es auch um 3D-Druck und Künstliche Intelligenz (KI) geht.
Das leerstehende Ladenlokal im Haus Kölner Straße 2 wurde am Donnerstag kurzfristig aus seinem Dornröschenschlaf geweckt. Dort, wo Klaus Sommer viele Jahre lang mit seinem Spielwarengeschäft „Purzelbaum“ Kinderherzen höher schlagen ließ, leuchteten Kontrolllampen von Servern, surrte ein 3D-Drucker, gaben sich Vertreter von Institutionen und Kommunen ein Stelldichein. Eingeladen hatte die Industriegewerkschaft Metall, die mit dem Ladenlokal Großes vorhat. Hier soll ein Innovationsraum entstehen, der einen Beitrag dazu leisten könnte, die Region voranzubringen.
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In Siegen gibt es so etwas schon seit 2015: „Fab Lab“ ist der Kurzname für das dort an die Uni angedockte „Fabrication Laboratorium“, eine Art Grübel-, Experimentier- und Denkwerkstatt, vollgestopft mit 3D-Druckern, aber auch herkömmlichem Werkzeug, Plottern und Cuttern, wo jedermann experimentieren darf, ohne groß zu investieren. Die IG Metall Olpe, so informierte der 1. Bevollmächtigte der Gewerkschaft im Kreis Olpe, André Arenz, ist teil der Initiative „Atlas“, in diesem Fall die Abkürzung für „Automotive Transformationsplattform“. Der Kreis Olpe ist in Südwestfalen, gemeinsam mit dem Märkischen Kreis, das Zentrum der Automobilzulieferer, und diese sind bereits mitten im Transformationsprozess angekommen. Die bereits laufende Umstellung vom Verbrenner auf den Elektroantrieb ist in vielen Firmen bereits zu spüren – wenn auch stark produktabhängig. Wer Federn herstellt, muss sich weniger umstellen, denn Federungen haben Elektroautos genau wie Verbrenner. Anders sieht es für Produzenten von Auspuffanlagen oder Tanks aus – sie müssen sich komplett umstellen, werden sie doch gleitend vom Erstausrüster zum reinen Ersatzteillieferanten mit immer niedrigerem Absatzmarkt. Daher soll die „Atlas“-Plattform einen Beitrag dazu leisten, den Transformationsprozess zu bewältigen. Selbes gilt auch für neue Produktionsverfahren, insbesondere die aufstrebende additive Fertigung, landläufig „3D-Druck“ genannt. Sie revolutioniert beispielsweise die Ersatzteil-Vorhaltung, müssen doch unter Umständen keine Artikel mehr langfristig auf Lager gelegt werden – sie werden bei Bedarf einfach gedruckt.
Der ehemalige „Purzelbaum“-Laden gehört der Kirchengemeinde St. Martinus. Mit dieser sind sich die „Atlas“-Verantwortlichen bereits einig; sie würde die Räume für den Innovationsraum vermieten. Nun suchen Arenz und seine Mitstreiter Finanziers. Einige Sponsoren sind bereits gefunden, die den Sinn und Zweck eines solchen Experimentierlabors unterstützen möchten. Arenz: „Wir als Gewerkschaft wollen nicht nur dann aktiv werden, wenn Firmen geschlossen werden, sondern uns auch einbringen, um Neues zu gestalten.“
Das Innovationslabor soll, wenn es denn realisiert wird, Innovationen erleichtern. Schüler, Studenten, aber auch jeder andere soll hier beispielsweise 3D-Drucke anfertigen können oder Mitdenker für neue Ideen finden und Hilfe bei der Umsetzung finden. Auch Virtual Reality und Augmented Reality mithilfe von speziellen Brillen, die entweder komplett künstliche Umgebungen simulieren oder aber virtuelle Elemente in die echte Umgebung hineinprojizieren, sollen hier möglich sein. Marios Mouratidis vom Fab-Lab Siegen brachte ein Praxisbeispiel: Ein Junge habe im Labor vorgesprochen, um sich eine bestimmte Maske für ein Rollenspiel auszudrucken. Dabei habe er große Freude am 3D-Druck entwickelt, der Vater sich aber geweigert, einen eigenen 3D-Drucker anzuschaffen. Dies wiederum habe den Jungen zu der Idee gebracht, alle nötigen Teile für einen solchen 3D-Drucker auszudrucken und sich das Gerät selbst zu bauen. Ein Schwerpunkt für die Einrichtung in Olpe könnte auch die Integration von Künstlicher Intelligenz sein.
Nun suchen Arenz und seine Mitstreiter weitere Sponsoren, die sich einbringen, um den Traum zu realisieren und in der Kreisstadt eine Innovation zu schaffen. Die Bürgermeister Peter Weber (Olpe) und Uli Berghof (Drolshagen) wie auch Landrat Theo Melcher waren höchst interessierte Gäste bei der Informationsveranstaltung und sagten ihre Unterstützung zu.