Altenhof/Hünsborn. Der Elternverein Altenhof gibt auf. Es fehlt einfach Personal, die Arbeit ist nicht mehr zu stemmen. Doch es gibt eine außergewöhnliche Lösung.

In der jüngeren Vergangenheit ist es schon fast Routine geworden, dass bei Sitzungen des Jugendhilfeausschusses des Kreises Olpe über den Wechsel der Trägerschaft von Kindergärten beschlossen wird: Immer öfter geben Elternvereine angesichts der steigenden Verwaltungs-Mühen, blühender Bürokratie und wachsender Verantwortung auf und übertragen ihre oft schon jahrzehntelang ehrenamtlich geführten Geschäfte an professionelle soziale Träger, etwa den Caritasverband oder die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO). Jüngst war dies beispielsweise in Germinghausen und Serkenrode der Fall. Wenn die Mitglieder des Fachausschusses zu ihrer nächsten Sitzung am 7. November im Olper Kreishaus zusammenkommen, wird ihnen nun allerdings ein Beschlussvorschlag vorgelegt, den es so im Kreis noch nicht gegeben hat: Ein Elternverein will den anderen übernehmen. Im Detail: Der Elternverein Altenhof, der den dortigen Kindergarten „Kleine Strolche“ betreibt, wird sich auflösen und sein Vermögen und die Trägerschaft der Einrichtung an den „Verein zur Förderung eines christlichen Kindergartens in Hünsborn“ übertragen, und das zum nächstmöglichen Zeitpunkt.

+++ Lesen Sie hier: Bierbrunnen in Olpe – alle Infos zur Kinder-Halloween-Party +++

Bislang betreibt dieser Verein den viergruppigen Kindergarten „Unterm Regenbogen“, der in der ehemaligen Hünsborner Grundschule untergebracht ist. Wie aus den öffentlich einsehbaren Unterlagen zur Ausschusssitzung zu ersehen ist, helfen die Hünsborner den Altenhofern damit aus akuter Not. Die notwendige Zustimmung des Jugendhilfeausschusses dürfte nur Formsache sein, zumal beide Vereine der Übernahme zugestimmt haben. Im Antrag der Altenhofer heißt es, seit geraumer Zeit arbeiteten die beiden Elternvereine zusammen; die Übernahme solle nun weitere Synergien ermöglichen. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Kindergarten „Kleine Strolche“ Altenhof war erklärt worden, dass dort nach dem Weggang der langjährigen Leiterin und der plötzlichen Kündigung ihrer Nachfolgerin dringend Unterstützung im Bereich der Verwaltung benötigt worden sei. Als das Leitungsteam des Hünsborner Elternvereins davon erfahren habe, sei sofort ehrenamtliche Hilfe angeboten und auch geleistet worden. Daraus erwachsen sei dann das Angebot des Hünsborner Vereins, die Trägerschaft in Altenhof zu übernehmen. Auch der Caritasverband habe dies offeriert, der befreundete Hünsborner Verein werde jedoch favorisiert. Nur vier Eltern hätten überhaupt Interesse an einer Vorstellung der Caritas gewünscht.

+++ Lesen Sie hier: Junge Sängerin – „Ich kann lachen, aber es wird mir verboten“ +++

In öffentlicher Wahl sprachen sich alle 17 anwesenden Eltern aus Altenhof für die Übergabe an den Hünsborner Verein aus. Die Mitglieder des „Vereins zur Förderung eines christlichen Kindergartens in Hünsborn“ tagten zwei Wochen später und klärten dabei einige Fragen der Eltern: So wurde betont, grundlegendes Ziel werde sein, dass Altenhofer Kinder in Altenhof und Hünsborner Kinder in Hünsborn betreut würden und dass der zu übernehmende Verein zwar personelle, aber keinerlei finanzielle Probleme habe. Hier sprachen sich 51 Eltern für die Übernahme aus, drei enthielten sich der Stimme. Auch hier gab es keine einzige Gegenstimme.

Weitere Übernahme wird diskutiert

Und in derselben Sitzung des Jugendhilfeausschusses wird eine weitere Übernahme diskutiert: Denn auch der Elternverein in Elspe wird aufgeben. Er betreibt derzeit den Kindergarten „Lummerland“ an der Bielefelder Straße. Hier haben die Eltern sich entschlossen, ihren Kindergarten in die Trägerschaft des Caritasverbands zu übertragen. Dies soll zum 1. August nächsten Jahres erfolgen. Der Vereinsvorstand erklärte den Eltern, dass sich „die Arbeit als geschäftsführender Vorstand eines Elternvereins in Hinblick auf Verantwortung und fachspezifischer Arbeit derart verändert hat“, sodass sich diese Tätigkeit an zeitlichem Aufwand und personellen Strukturen kaum noch im Ehrenamt darstellen lasse.

Auch beim Elternverein Frenkhausen laufen entsprechende Überlegungen, die für den nötigen Antrag auf einen Trägerwechsel nötige Versammlung steht für Montag auf dem Programm, sodass wohl auch die folgende Jugendhilfeausschuss-Sitzung wieder einen Trägerwechsel zu beschließen hat. Michael Färber, Fachbereichsleiter beim Kreis, sieht den Schritt der Altenhofer und Hünsborner ausschließlich positiv: „Das ist tatsächlich das erste Mal, dass Elternvereine so eine Zusammenarbeit entwickeln. Bislang wurde immer ein großer Träger gewählt. Vielleicht ist dieser Schritt auch ein Signal an andere Elternvereine, dass das System durch solche Synergien doch eine Zukunft haben kann.“

Im Jahr 1973 gründeten Eltern aus Altenhof und Girkhausen eine Elterninitiative, aus der der Kindergartenverein Altenhof entstand. Zwei Gruppen wurden ab 1975 in der kurz zuvor geschlossenen Grundschule Altenhof eingerichtet. 1997 kam eine dritte Gruppe dazu, derzeit wird die Einrichtung einer vierten geprüft. Der Kindergarten ist als Familienzentrum zertifiziert. Der Elternverein Hünsborn nahm den Betrieb seines inzwischen viergruppigen Kindergartens 1999 auf. Er trägt die Zertifizierung „KindergartenUNI“, ein geschütztes Qualitätsmerkmal, das eine besonders qualifizierte und fakultätsübergreifende Bildungsarbeit mit Kindern im Primarbereich vermitteln soll.