Kreis Olpe. Die frühere Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht will ihre eigene Partei gründen. Viele ihrer Ideen finden auch im Kreis Olpe Beachtung.
Die politische Republik wird durch den Vorstoß von Ex-Linken-Chefin Sahra Wagenknecht, eine neue Partei zu gründen, heftig durcheinandergewirbelt. Die Prognosen, wie viel die geplante Partei allerdings bundesweit holen könnten, klaffen weit auseinander. Die pessimistischsten Vorhersagen liegen bei unter 5 Prozent, die höchsten jedoch bei über 25 Prozent. Vor allem in Ostdeutschland trauen die Demoskopen Wagenknecht starke Ergebnisse zu. Was aber sagen die Bürger im Kreis Olpe, ehemalige und aktuelle Kommunalpolitiker zum Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)? Wir gehen auf Stimmenfang.
Gefahr für Altparteien
Klaus Peter Langner, altgedienter Sozialdemokrat und stellv. Bürgermeister der Stadt Olpe, erklärte auf unsere Anfrage: „Ich kann mir vorstellen, dass diese neue Partei für andere gefährlich werden kann.“ In welcher Größenordnung, sei schwer vorherzusagen. Dass die Wagenknecht-Partei sozusagen „aus dem Stand“ vor der SPD landen könne, „würde mich bestürzen“. Wobei Langner, seit 1972 SPD-Mitglied und seit 1979 im Olper Stadtrat, seine Partei derzeit in „keiner schönen Situation“ sieht.
Gabriele Granrath, 2020 Landrats-Kandidatin für die Linken im Kreis Olpe, erklärt: „Ich habe natürlich eine Meinung zu den Plänen von Frau Wagenknecht. Ich sage aber noch nichts dazu.“ In der nächsten Woche werde der Kreisvorstand der Linken eine abgestimmte Pressemitteilung versenden.
Nachvollziehbare Argumente
Stefan Volpert hat vor wenigen Wochen das vorgemacht, was Sahra Wagenknecht jüngst ebenfalls getan hat: Er hat die Partei Die Linke verlassen. Seitdem ist er parteiloses Mitglied im Stadtrat Lennestadt. „Ich kann sie gut verstehen. Meine Beweggründe waren ähnlich. In der Partei geht es alles andere als harmonisch zu, was aber die Wählerinnen und Wähler abstrafen, was die jüngsten Landtagswahlen gezeigt haben.“ Ihm habe ihr Auftritt vor der Bundespressekonferenz gut gefallen, „das waren für jedermann nachvollziehbare Argumente, und ich finde gut, dass sie betont, ohne Groll und Schlammschlacht gehen zu wollen. Das beobachte ich bei denen, die bei der Linken bleiben, durchaus anders“. Er habe sich nach seinem Austritt die Frage gestellt, ob das eine neue politische Heimat für ihn sein könnte. „Die Geschichte unserer Bundesrepublik zeigt, dass derartige Absplitterungen etablierter Parteien nie nachhaltig waren.“ Vor einem jedoch warnt Volpert: „Die Partei sollte auf keinen Fall den Namen Wagenknecht tragen, das wäre für mich ein Grund, da nicht einzutreten. So etwas ist viel zu personenorientiert.“ Aber über den Schritt von Sahra Wagenknecht und ihren Gefolgsleuten und den Parteiplänen sagt Volpert: „Es hat was.“
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Aktivierung von Nichtwählern
Ähnlich äußert sich Engelbert Prevorcic, der für „die Linke“ bei der letzten Kommunalwahl in Lennestadt als Bürgermeisterkandidat antrat. „Inhaltlich bin ich mit ihr in den meisten Fragen voll d’accord. Beim Thema Migration würde ich mir mehr Empathie wünschen. Industrie- und energiepolitisch würde ich die ökologischen Fragen stärker gewichten“, so der 70-Jährige. Auch außenpolitisch vertrete sie „eine gute Position“. „Wir müssen zur Diplomatie zurückkehren und den Krieg beenden.“
Dann würde sich auch das Flüchtlingsproblem erledigen. Denn die weitaus meisten Geflüchteten, die jetzt in den Unterkünften leben und sofort Bürgergeld bekommen, stammten ja aus der Ukraine. Zustimmung auch im sozialen Bereich. „Sie betont den Leistungsgedanken und das ist berechtigt. Viele Leute arbeiten hart und viel und kriegen keine adäquate Entlohnung dafür“, auch im Dienstleistungsbereich wie zum Beispiel bei der Post. „Die Hintergründe stellt Sahra Wagenknecht sehr gut da und da wird sie bei weiten Teilen der Bevölkerung auf Zustimmung stoßen, das hoffe ich jedenfalls.“ Die Chancen einer neuen Wagenknecht-Partei könne er nicht beurteilen. „Eine Parteigründung ist eine Riesennummer, aber sie wird einen Teil des Wählerpotentials der Linken mitnehmen und vielleicht auch viele unzufriedene Nichtwähler wieder aktivieren können.“
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