Wenden. Wendens Feuerwehr-Chef Joachim Hochstein berichtet über eine ständig steigende Belastung. Eine Lösung ist jetzt aber in Sicht.

Der Leiter der Wendener Feuerwehr schlägt Alarm. „Das kann auf Dauer nicht mehr rein ehrenamtlich aufrechterhalten werden. Das ist nicht mehr stemmbar“, sagt Joachim Hochstein im Gespräch mit dieser Redaktion. Mit der Arbeitsbelastung in seinem ehrenamtlichen Job stößt er an die Grenze: „Ich habe mir mal die Mühe gemacht und die Stunden festgehalten, die ich pro Woche für die Feuerwehr leiste. Da war ich doch einigermaßen erschrocken. Da standen 25 bis 30 Stunden. Das ist fast ein zweiter Fulltime-Job.“ Zudem würden auch seine beiden Stellvertreter noch 10 bis 15 Stunden ehrenamtliche Arbeit für die Feuerwehr leisten.

In seinem Jahresbericht für 2022 hatte Hochstein deshalb die Einrichtung einer hauptamtlichen Stelle bei der Gemeinde Wenden gefordert: „Die Belastung im Ehrenamt steigt stetig, immer neue Herausforderungen werden über Bund und Länder an uns herangetragen. Die Neu- und Umbauarbeiten unserer Gerätehäuser, Fahrzeugbeschaffungen oftmals mit europaweitem Ausschreibungsverfahren, Löschwasserkataster und unzählige Absprachen mit den unterschiedlichsten Gremien, Firmen und Behörden müssen getroffen werden. Vorbereitungen für Dienstbesprechungen oder Berichterstattungen nehmen zwei bis drei Tage in den Abendstunden ein, sodass kaum noch Zeit für Familie und Freunde bleibt. Von den unkalkulierbaren und ebenso steigenden Einsatzzahlen gar nicht erst gesprochen.“

Kaum noch Freizeit

Er sei zum Schluss gekommen, dass das alles nicht mehr zusammenpasst, so Joachim Hochstein im Gespräch mit dieser Redaktion: „Ich habe gesagt, da muss etwas passieren.“ Freizeit ist für den Wendener Feuerwehr-Chef so etwas wie ein Fremdwort geworden: „Die habe ich fast gar nicht mehr. Irgendwann klopft die Ehefrau auf die Schulter und sagt: „Ich bin auch noch da.“

Wendens Politiker haben den Hilfeschrei des Feuerwehr-Chefs gehört. Es wird gehandelt und der Wunsch wird in die Tat umgesetzt. Im Stellenplan für das Haushaltsjahr 2024 wird es eine zusätzliche Vollzeitstelle im Bereich des Feuerschutzes geben. Dies haben die Politiker einhellig beschlossen.

Laut Verwaltung handelt es sich „konkret um die hauptamtliche Beschäftigung einer Person, die auch in der Leitung der Feuerwehr tätig ist, um so einen Großteil der notwendigen Abstimmungen und Aufgaben in diesem Bereich unmittelbar in der hauptamtlichen Tätigkeit wahrzunehmen“. Es handele sich aber nicht um einen hauptamtlichen Leiter der Feuerwehr: „Der eigentliche Leiter der Feuerwehr soll diese Aufgaben auch weiterhin im Ehrenamt wahrnehmen, aber zusätzlich bei der Gemeinde Wenden hauptamtlich beschäftigt werden. Auch die Einsatztätigkeit bleibt ausschließlich im Ehrenamt. Der Leiter der Feuerwehr befindet sich in einem Ehrenamtsverhältnis auf Zeit und kann daher nicht in der Funktion hauptamtlich beschäftigt sein. Es würde sich also um keinen Mitarbeiter/Beamten der Berufsfeuerwehr handeln.“

Joachim Hochstein wird also die Stelle ab 1. Januar 2024 im Wendener Rathaus besetzen. Wenn es Richtung Berufsfeuerwehr gehen würde, könne er das auch gar nicht machen, teilte er auf Nachfrage mit: „Da wäre eine entsprechende Laufbahn erforderlich.“ In Wenden werde es dann so sein, wie in Olpe oder Attendorn, dass der Leiter der Feuerwehr Verwaltungsangestellter im Rathaus ist.

Bislang sind die Aufgaben rund um die Feuerwehr im Wendener Rathaus auf verschiedene Köpfe verteilt. Es gibt einen Sachbearbeiter für Feuerschutz, der aber auch nicht zu hundert Prozent in diesem Arbeitsfeld tätig ist. Ein Novum hat es in der Wendener Verwaltung mit der Schaffung der Stelle eines hauptamtlichen Feuerwehr-Gerätewartes gegeben, die seit dem 1. Juli 2022 von Lars Vorstadt besetzt wird. „Das hat definitiv eine Entlastung gebracht“, sagt Joachim Hochstein. Der Gerätewart kümmere sich unter anderem um logistische Aufgaben und den Austausch der Schutzkleidung. Er habe auch eine Kleiderkammer aufgebaut.

700 Stunden bei Kirmes

Zu Hochsteins Aufgaben werden ab 1. Januar 2024 gehören: Vorbereitung auf eventuelle Katastrophenschutzszenarien in der Gemeinde Wenden sowie Aufbau und Begleitung eines Stabes für außergewöhnliche Ereignisse (SAE), Löschwasserversorgung, Kampfmittelbeseitigung, Durchführung von Brandverhütungsschauen sowie die Fortschreibung des Sicherheitskonzeptes für die Wendener Kirmes.

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Apropos Kirmes. Da hat die Wendener Feuerwehr insgesamt 700 Stunden Arbeit geleistet. „Das ist schwierig für uns allein zu stemmen. Dieses Jahr haben wir es noch hinbekommen. Aber wir haben schon die letzten Jahre bis zum letzten Tag gebraucht, um den Dienstplan zu füllen. Uns fehlen die entsprechenden Qualifikationen“, berichtet Hochstein. Die Kirmes gerate deswegen aber nicht in Gefahr: „Wir müssen aber darüber nachdenken, dass uns die Kommunen rundherum mit Personal aushelfen.“