Olpe. Jahrzehntelang stand die Kreisverwaltung der Gründung einer Biologischen Station ablehnend gegenüber - nun gibt es plötzlich eine 180 Grad Wende.

Es war der nächste einer langen Reihe von Anläufen, um auch im Kreis Olpe, dem letzten diesbezüglichen „weißen Flecken“ im Land Nordrhein-Westfalen, eine Biologische Station einzurichten. Der Kreisheimatbund hatte diesmal die Initiative ergriffen, um die bislang unvereinbaren Seiten von „Schützern“ und „Nutzern“ der heimischen Landschaft unter einen Hut zu bekommen. Und dieser Anlauf scheint vom Erfolg gekrönt: In den gerade veröffentlichten Beschlussvorlagen für den nächsten Sitzungsblock der Kreistags-Ausschüsse ist zu lesen, dass die Gründung in die entscheidende Phase geht.

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Am 2. November tagt zunächst der Umwelt- und Strukturausschuss des Kreises, um als zuständiger Fachausschuss die erste grundlegende Beratung vorzunehmen. Wie die Kreisverwaltung erläutert, soll schon bald ein „Verein zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Land- und Forstwirtschaft im Kreis Olpe“ gegründet werden, der dann als Trägerverein einer „Biologischen Station für Natur und Landschaft im Kreis Olpe“ fungiert. Diesem Verein soll der Kreis beitreten. Bis zum 1. Januar 2025 soll der Landrat eine geeignete Unterbringungsmöglichkeit für eine solche Station bereitstellen.

Der Weg dorthin scheint kein leichter gewesen zu sein, was sich der Beschlussvorlage entnehmen lässt. So sei Anfang 2023 eine fünfköpfige Arbeitsgruppe aus Vertretern der Naturschutzverbände, der Landwirtschaftskammer NRW, des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) und der Unteren Naturschutzbehörde eingerichtet worden, um in mehreren Sitzungen die Vor- und Nachteile sowie die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen zur Einrichtung einer solchen Station im Kreis Olpe zu beraten. „Insbesondere sollten dabei die an Biologische Stationen gekoppelten Fördermöglichkeiten des Landes NRW sowohl als Chancen für die Erhaltung und Entwicklung von Natur und Landschaft als auch Einkommensmöglichkeiten für extensiv wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe im Kreis Olpe beleuchtet werden“, so die Beschlussvorlage.

Dabei habe sich rasch herauskristallisiert, dass eine Biologische Station und deren Trägerverein sich „zwingend als ein vom Konsensgedanken getragenes Gemeinschaftsprojekt von Naturschützern und Landnutzern verstehen muss. Als solches darf es weder einer einseitigen naturschutz-, noch landwirtschaftspolitischen Agenda dienen, sondern muss mit Hilfe der von Land und Kreis gewährten Förderung konsensuale Lösungen für die spezifischen Herausforderungen einer sowohl naturverträglichen, als auch wirtschaftlich einträglichen land- und forstwirtschaftlichen Nutzung im Kreis Olpe generieren“.

Die unterschiedlichen Interessenvertreter hätten zahlreiche Bedenken formuliert, in ihren Gremien intern diskutiert und Änderungswünsche formuliert. Insbesondere die Landwirte hätten durch eine solche Station neue Einengungen befürchtet, die jedoch durch entsprechende Vorgaben in den Vereins-Statuten hätten ausgeräumt werden können.

Dabei sieht der Kreis in seiner Funktion als Untere Landschaftsbehörde große Vorteile in einer solchen Station: „Vor dem Hintergrund des Klimawandels und einer gesellschaftlichen Realität, in der tägliches Naturerleben und der direkte Kontakt zu Land- und Forstwirtschaft für die Mehrheit der Bevölkerung keine Rolle spielen, stehen die im Bundesnaturschutzgesetz normierte Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege auf der einen und eine die natürlichen Ressourcen schonende, gleichwohl aber einträgliche Land- und Forstwirtschaft auf der anderen Seite gleichermaßen vor Herausforderungen, die nur durch die enge Kooperation der vor Ort handelnden Akteure zu bestehen sind.“ Die zu Beginn der 2000er-Jahre auch vom Kreis Olpe geteilte Besorgnis hinsichtlich einer Fremdbestimmung der Arbeit von Biologischen Stationen durch das Land oder durch Interessenverbände und eine daraus resultierende Erschwernis der Arbeit der unteren Naturschutzbehörde bestehe nicht mehr: „Zum einen ist eine solche Entwicklung weder in den anderen Kreisen in NRW eingetreten, welche mit Ausnahme des Kreis Olpe alle eine Biologische Station eingerichtet haben. Zum anderen sind das vorliegende Konzept der Biologischen Station für Natur und Landschaft im Kreis Olpe und die Satzung des Trägervereins umfassend auf eine konsensuale Arbeitsweise der Akteure angelegt.“