Drolshagen-Husten. Marcel und Sandra Westerhof aus den Niederlanden sind mit ihren Söhnen nach Husten gezogen. Warum die Musik eine entscheidende Rolle spielt.

Dass der Iseringhauser Grund ein Stückchen Sauerland ist, in dem sich gut leben lässt, ist kein Geheimnis. Saftige Wiesen, bewaldete Höhen und ein selbstbewusstes Völkchen machen den Drolshagener Landstrich zu einem attraktiven und beschaulichen Wohnort. Dass sich aber ausgerechnet eine Familie aus den platten Niederlanden dorthin verirrt, die nicht nur im Wohnwagen den Biggesee im Auge hat, sondern heimisch werden will, hat sicherlich Seltenheitswert.

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Marcel und Sandra Westerhoff mit ihren Söhnen Daan und Max jedenfalls haben sich dazu entschlossen, das Dörfchen Husten zum Lebensmittelpunkt zu machen und hier Wurzeln zu schlagen. Dass sie von Anfang an wenig Integrationsprobleme hatten, liegt zum einen an ihrer offenen und freundlichen Mentalität, aber ganz entscheidend an ihrer grundsätzlichen Einstellung: „Wenn man sich nicht verschließt und mitmacht, gehört man schnell dazu“, sagt der 53-jährige Marcel, der sogar schon Mitglied im Schützenverein geworden ist. Aber nicht nur die Schützen freuen sich über den internationalen Zuwachs, auch der Feuerwehr-Musikzug darf künftig eine weitere kräftige Trompete (Marcel) und eine gefühlvolle Querflöte (Sandra) in ihren Reihen begrüßen.

Eine lange Geschichte

Die Frage drängt sich auf: „Wie kommt ein musikalisches Ehepaar aus den Niederlanden auf die Idee, in ein entlegenes Dörfchen des Dräulzer Landes zu ziehen. Sandra Westerhof lacht übers ganze Gesicht: „Das ist eine lange Geschichte.“ Eigentlich beginnt sie schon in der Kindheit der beiden, denn mit dem Trompeten- und Flötenspiel haben beide schon früh begonnen. „Ich war sieben Jahre alt“, erinnert sich Marcel, „und bin seitdem drangeblieben.“ Kurios: Obwohl Marcel und Sandra aus derselben ländlichen Gegend aus dem Süden Limburgs stammen, sind sie sich nie begegnet, bevor es zwischen den beiden funkte. 2013, also vor genau zehn Jahren, haben sie geheiratet, Sandra brachte mit Lars und Maud zwei Kinder mit in die Ehe, die in den Niederlanden leben, mit den Buben Daan und Max ist die Familie jetzt komplett.

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Letztlich sorgten berufliche Entwicklungen dafür, dass sich die Westerhofs auf den Weg machten. Marcel ist Projekt-Leiter in der Autozulieferindustrie und musste sich 2012/2013 während einer wirtschaftlichen „Delle“ in den Niederlanden einen neuen Job suchen. „Wir hatten dann die Wahl, vom Dorf nach Rotterdam umzusiedeln oder in die Nähe der Firma Voss nach Wipperfürth“, erzählt Sandra, die selbst Sozialarbeiterin und Musiktherapeutin ist. Die Wahl fiel aufs ländliche Wipperfürth im Oberbergischen Kreis und dort ins beschauliche Mühlenbach.

Leistungsträger im Musikzug

Matthias Reißner, Dirigent des Feuerwehrmusikzuges Iseringhausen, lobt die Qualität seiner neuen Musiker aus den Niederlanden: „Marcel und Sandra Westerhof sind sehr gute Musiker, für uns echte Volltreffer. In den Niederlanden gibt es ja eine ausgesprochene Blasmusik-Tradition und eine große Anzahl an sehr guten Auswahl-Orchestern, in denen die beiden teilweise schon gespielt haben. Wir sind sehr froh über diese Verstärkung, beide gehören zu unseren Leistungsträgern.“

Der Musikzug Iseringhausen hat fast 70 Aktive, Marcel und Sandra Westerhof sind die einzigen internationalen Musiker im Ensemble.

Die Musik weist den Weg

Letztendlich wies aber die Musik der Familie den Weg ins Sauerland: „Wir sind beide leidenschaftliche Musiker und haben schon in mehreren Orchestern gespielt“, erzählt Sandra Westerhof. Als es sie dann 2019 aufs Drolshagener Erntedankfest verschlug, hörten sie das Blasmusik-Orchester aus Iseringhausen. Und Sandra war sofort Feuer und Flamme: „Ich habe sofort gedacht: Das passt zu mir. Dann habe ich geschaut: Iseringhausen - wo liegt das eigentlich?“ Es folgten Gespräche mit dem damaligen Vorsitzenden der Iseringhauser, Martin Bender, und schon nach der ersten Probe stand fest: „Hier sind wir zu Hause.“ Daran änderte auch die schwierige Corona-Phase nichts.

Wie wichtig für die Attraktivität einer Region auch das schulische Umfeld ist, zeigte sich dann auch am Beispiel der Niederländer. Da Sohn Daan gehandicapt ist, war es für die Westerhofs wichtig, genau jetzt nach der Grundschule die bestmögliche Förderschule zu finden, die erreichbar war: „Als wir uns die Max von der Grün-Schule in Olpe angesehen haben, wollte Daan da gar nicht mehr weg, so gut hat es ihm gefallen“, freut sich Vater Marcel über den wichtigen Aspekt der familiären Zukunftsplanung. Der Kimicker Berg in Olpe ist kaum mehr als eine viertel Stunde Autofahrt entfernt. Sohn Max peilt eher die St. Franziskus-Schule für die schulische Laufbahn an.

Beruf, Hobby, Familie - alles sprach also fürs Sauerland. Aber warum Husten? „Wir haben dann ein neues Zuhause gesucht, und das Haus hier mit dem großen Grundstück hat uns gefallen.“ Gesagt, gekauft - und jetzt machen sich die Niederländer auf den Weg, Sauerländer zu werden. Eine für einen Musiker und Schützenbruder wesentliche Voraussetzung erfüllt Trompeter Marcel schonmal: „Krombacher schmeckt mir ganz gut.“