Kreis Olpe. Der Stern des Dorfwettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ sinkt im Kreis Olpe. Immer weniger Orte nehmen teil. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Hat der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ noch eine Zukunftsperspektive oder siecht er so langsam vor sich hin? Eine Frage, mit der wir im Kreis Olpe auf Stimmenfang gegangen sind, nachdem in einigen Städten und Gemeinden die Teilnehmerzahl spürbar in den Keller gegangen ist. Ganze vier Dörfer zum Beispiel in Lennestadt, Wenden und Drolshagen, allesamt in früheren Zeiten Hochburgen des Wettbewerbs, in dem sich die Sauerländer Dörfer nicht selten von ihrer besten Seite zeigten und Jahr für Jahr Medaillen abräumten.
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Einen triftigen Grund für die verhaltene Resonanz in der Gemeinde kann Nicole Williams von der Gemeinde Wenden nicht auf Anhieb nennen. Sie ist im Rathaus für Marketing, Wirtschaftsförderung und Tourismus zuständig und damit auch für „Unser Dorf hat Zukunft“: „Es ist richtig. In Sachen Teilnehmerzahl haben wir uns seit 2019 halbiert. Einige Dörfer haben anklingen lassen, dass sie einfach keine neuen Entwicklungen vorzuweisen hatten. Ein grundsätzlicher Abwärtstrend bei den Teilnehmerzahlen ist auch überregional nicht verborgen geblieben. Wir sitzen beim Kreis regelmäßig zusammen, um zu überlegen, wie dem Wettbewerb frischer Wind eingehaucht werden kann.“ Eines kann sie definitiv sagen, was die Dörfer verärgert: „Die Begehungszeit der Jury wird als zu kurz kritisiert.“ 90 Minuten bzw. 45 Minuten (große und kleine Dörfer) reichten für eine umfassende und vernünftige Präsentation nicht aus.
Heinz-Gert Kraft, ehemaliger Baudezernent des Kreises Olpe und ein Urgestein des Wettbewerbs (über 20 Jahre Mitglied der Landesjury, über 30 Jahre der Kreisjury) sagt, der Abschwung habe sich schon vor einigen Jahren angedeutet: „In anderen Kreisen gab es das schon vor 10, 15 Jahren, jetzt auch bei uns. Es ist ein Problem des Zeitgeistes. Ein Dorf, das ernsthaft mitmachen will, braucht engagierte Ehrenämtler. Und die sind immer schwieriger zu finden. Das Miteinander spiele eine große Rolle. „Und wenn wir das in den Dörfern nicht mehr haben, gehen die Dörfer unter.“ Auf ein Rezept angesprochen, das dem Wettbewerb wieder Leben einhauchen könnte, tut sich Kraft schwer: „Vielleicht wäre es besser, den Wettbewerb direkt beim Heimatministerium als bei der Landwirtschaftskammer anzusiedeln. Ich glaube, dass der Wettbewerb politisch gesteuert werden müsste.“
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Albert Schneider langjähriger Ortsvorsteher des Vorzeigedorfes Oberveischede (jeweils einmal Bundes- und Landesgold, viermal Landessilber) setzt auf eine stärkere Anleitung der Dörfer: „Es sollte eine zentrale Veranstaltung im Kreis geben, auf der den Dörfern detailliert aufgezeigt wird, was von ihnen erwartet wird. Was will der Wettbewerb eigentlich, welches sind die wesentlichen Kriterien, wie stellt man ein Konzept auf, was muss getan werden, um erfolgreich zu sein.“ Mitunter habe er auch das Gefühl gehabt, dass in den Jurys auf Landesebene schon mal die Kompetenz gefehlt habe: „Problematisch ist es, wenn aus der Jury jemand die Nase rümpft darüber, dass wir einen Kunstrasen statt einen Naturrasen haben.“
Noch keine Abnutzungserscheinungen gibt es in der Gemeinde Finnentrop. Neun Dörfer waren beim Gemeindewettbewerb dabei. Mit dabei Hülschotten. Vor vielen Jahren nahm das 300-Einwohner-Örtchen am Vorgänger-Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ teil - bei „Unser Dorf hat Zukunft“ feierte das Dorf dieses Jahr Premiere. Für die Hülschotter endete die Teilnahme sodann mit dem 1. Platz in der kleineren Kategorie mit weniger als 500 Einwohnern. Für den neuen Sport- und Bürgerpark gab’s oben drauf noch einen Sonderpreis. „Dass wir gewonnen haben, hat uns sehr überrascht, damit rechnet man nicht“, ist Björn Häußler froh, dass sich das kleine Dorf mit viel ehrenamtlichem Engagement herausputzte und erfolgreich an dem Dorf-Wettbewerb auf kommunaler Ebene teilnahm. „Bei uns im Dorf tut sich eine Menge. Unser Dorf lebt, wir haben ein gesundes Vereinsleben, und jeder ist willkommen.“
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Peter Allebrodt aus dem Lennestädter „Siegerdorf“ Bilstein hadert mit den neuen Bewertungskriterien, bei denen es in erster Linie um eine nachhaltige Zukunft geht. „Man ist unsicher, was man präsentieren soll, ich glaube, manche Ortschaften sind damit überfordert.“ Dass bestehende Vorzeigeobjekte wie zum Beispiel mit großem Engagement gepflegte Baudenkmäler oder ein ehrenamtlich betriebenes Freibad wie in Bilstein in der Bewertung kaum noch eine Rolle spielten, kann er nicht nachvollziehen. Es sei wichtig, auch in die Zukunft zu schauen, aber nicht nur.
In Kirchhundem nahmen 14 von 37 Orten teil. Die Quote stimmt, aber auch Bürgermeister Jarosz, Mitglied der Bereisungskommission, stellt in den Orten eine verhaltenere Beteiligung fest. „Das Interesse der Orte, sich zu präsentieren, ist nach wie vor da. Ich glaube schon, dass der Wettbewerb eine Zukunft hat“, so Jarosz. Das neue Konzept, bei dem es darum gehe Defizite zu identifizieren und für die die Herausforderungen der Zukunft Lösungen zu finden, müsse sich aber noch besser einspielen“, so der Bürgermeister.