Olpe. Die Stadt Olpe ist in Sachen Abschaffung eines hauptamtlichen Archivars zurückgerudert. Die Verfasser eines Protestbriefs reagieren.

„kw“ für „künftig wegfallend“: Zwei Buchstaben hatten in den vergangenen Monaten für viel Ärger in Olpe gesorgt. Die Tatsache, dass die Stelle des bald seinen Ruhestand antretenden Stadtarchivars Josef Wermert mit besagtem Zusatz versehen worden war, hatte Fachkreise und die Olper Heimatfreunde in helle Aufregung versetzt. Die Stadtverwaltung hatte den kw-Vermerk vorgeschlagen, der Rat ihn mitgetragen, verbunden mit dem Plan, dass der neu eingestellte Leiter des im Aufbau befindlichen Stadtmuseums die Archivarbeit quasi nebenbei miterledigen könne. Dieser ist jedoch kein ausgebildeter Archivar, sondern Archäologe, und nach Ansicht von Fachleuten und erst recht der Heimatfreunde muss ein Stadtarchiv mit einer Fachkraft besetzt sein. Keinesfalls sei eine solche Aufgabe neben dem Aufbau und der Leitung des Stadtmuseums zu leisten. Dr. Roswitha Kirsch-Stracke aus Wenden, ehemalige Vorsitzende des Kreisheimatbundes, und Dr. Hans-Bodo Thieme aus Neuenkleusheim, Historiker und engagierter Autor zahlreicher Bücher, Aufsätze und Beiträge über die Olper Stadtgeschichte, hatten ein geharnischtes Protestschreiben verfasst, das bundesweit auf Beachtung gestoßen war und zahlreiche Mitunterzeichner von höchstem Rang gefunden hatte. Inzwischen hat die Stadtverwaltung entschieden, den kw-Vermerk zu streichen; nach Wermerts Ruhestands-Antritt soll ein neuer Archivar eingestellt werden (wir berichteten). Nun haben die beiden Initiatoren des Protestschreibens ein Dankesschreiben an ihre Unterstützer verfasst.

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„Unser aller über neun Monate währender Protest hat zu diesem Erfolg geführt“, schreiben Kirsch-Stracke und Thieme. „Wir hatten die gesamte Zeit über den ,Druck im Kessel’ aufrechterhalten“, durch das Einschalten renommierter Unterstützer und einen Antrag auf Einblick in den Schriftverkehr der Stadt mit dem LWL-Archivamt in Münster sowie ein „auf weiten Strecken recht konfrontatives Gespräch mit dem Olper Bürgermeister, der sich zu keinen klaren Aussagen durchringen konnte oder wollte“, sei letztlich die Sache in ihrem Sinne verändert worden. Ihre Vermutung: „Die ganze Angelegenheit (war) den Verantwortlichen und den hiesigen Parteien im Stadtrat zu ,heiß’ geworden, zumal Olpe (ohne hauptamtlichen Archivar!) ein westfalenweit negatives und blamables Bild abgegeben und dies dem Ansehen der Kreisstadt beträchtlich geschadet hätte: Wer sich am Archiv einer Stadt vergreift, der vergreift sich an deren Geschichte und ihrem kulturellen Erbe!“

100 Unterschriften gesammelt

Kirsch-Stracke und Thieme danken ihren Unterstützern: „Ohne Ihre etwa 100 Unterschriften unter unseren ,Offenen Brief’ und ohne die ,Offenen Briefe’ des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare und des Studienjahrganges der Archiv-Fachhochschule Marburg sowie ohne die Unterstützung durch die Landesarchive NRW, das Archiv des Erzbistums Paderborn und das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld und die zahlreichen Kommunalarchive wäre unser Bemühen ohne Erfolg geblieben.“ Etliche Olper Lokalpolitiker und Honoratioren seien über das Engagement „überhaupt nicht begeistert“ gewesen. „Das hat uns indes nicht irritiert, sondern angespornt, wieder und wieder die Trommel zu schlagen und manches an die ,große Glocke’ zu hängen. Wir haben dies auch in dem Wissen getan, dass, wenn das Olper Beispiel Schule machen würde, manche finanzschwache Kommune ihr Archiv dem Rotstift opfern könnte. Dem galt es vorzubeugen und zu wehren!“

Reaktionen erfolgen umgehend

Die ersten Reaktionen der Unterstützer erfolgten umgehend. „Ohne Ihren Einsatz und den Ihrer Kollegen und Kolleginnen hätte dies sicher nicht zum Erfolg geführt“, heißt es aus einem Archiv im Märkischen Kreis. „Sie beide haben das Thema aufgegriffen, ein Nachdenken und eine Diskussion darüber ins Rollen gebracht und die Sache zu einem guten Ende gebracht, über das sich die gesamte Archivwelt freut und Ihnen dafür dankt“, so die Reaktion aus einem Archiv im Kreis Olpe. „Ein dickes Dankeschön aus Münster für diese sehr besondere Form ,kultureller Zivilcourage’! Und toll, dass es wirklich Früchte getragen hat – Chapeau!“, kommt aus einem Büro des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. „Es kann sich also doch lohnen, für eine Sache zu kämpfen, sogar für eine Archiv-Sache“, so das Statement eines Archivars aus dem Lipperland, und eine Archivarin aus Westfalen gratuliert: „Es lohnt sich immer, für Geschichte Öffentlichkeit zu suchen.“