Olpe. Dr. Reichenbach aus Olpe engagiert sich für die Bongaschule. Doch jetzt muss er sich von einem Weggefährten verabschieden. Die Trauer ist groß.

Es ist sein Lebenswerk. Seit 1999 setzt sich Dr. Gerd Reichenbach für den Aufbau der Bongaschule im Ngodini Tal im Zululand, einer der ärmsten Gegenden Südafrikas, ein. Aus einer Baracke sind dort die Bonga High School und die Grundschule entstanden. Regelmäßig besucht der Olper Arzt „seine“ Schule. Jetzt war er erneut für zehn Tage vor Ort. Es war ein trauriger Anlass: die Beerdigung von Mr. Xaba, Mitbegründer und Direktor der Bongaschule und langjähriger Weggefährte von Reichenbach, der im Alter von 62 Jahren verstarb. „Es waren sehr beeindruckende und unvergessliche Tage. Das hat mich tief bewegt“, blickt der 74-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion zurück.

„Ich möchte Ihnen etwas über die besondere Beziehung zwischen Mr. Leslie Xaba und mir erzählen. Wir nannten uns Brüder“, sagte Dr. Gerd Reichenbach in seiner Trauerrede bei der Beerdigung in Südafrika. 1999 habe Mr. Xaba mit dem Aufbau der Bongaschule begonnen. Es sei seine Vision gewesen, in einem entlegenen Tal des Zululandes eine Schule zu errichten: „Er hatte eine Baracke von einer Firma in Richardsbay geschenkt bekommen. Er sammelte Spenden, um den Transport des Materials in das Tal bezahlen zu können. Da es keine Straße gab, wurde die Baracke auf der anderen Seite des Tals abgeladen. Mr. Xaba, Lehrer, Schüler und Bewohner des Tals trugen die Barackenteile auf ihren Schultern zum Schulgelände und bauten die ersten Klassenzimmer. Das war harte Arbeit.“

Viele Spenden aus Olpe

Danach habe Mr. Xaba die Schwestern Dity und Marlene von der Katholischen Mission um Unterstützung für den Kauf von Zement und Schrauben gebeten. „Mit den Spenden, die ich zu meinem 50. Geburtstag für die Arbeit der Schwestern im Zululand erhalten hatte, wurde der finanzielle Grundstock für die Bongaschule gelegt. In den nächsten Jahren wurde das Schulprojekt in meiner Heimatstadt bekannt und bekam viel Unterstützung. Zum Beispiel vom Rotary Club Olpe, vom Städtischen Gymnasium Olper und von vielen Menschen aus Olpe und Umgebung“, so Reichenbach in seiner Trauerrede.

Zweimal habe Mr. Xaba Deutschland besucht: „Einmal zu meinem 60. Geburtstag. Vor vielen Gästen und Förderern bedankte sich Mr. Xaba für die Unterstützung. Er trug dabei sein traditionelles Zuludress. Die Zuhörer waren beeindruckt von seinen Dankesworten.“ Zudem sei er 2012 zusammen mit dem südafrikanischen Botschafter Dr. Stofile zur Feier der zehnjährigen Schulpartnerschaft nach Olpe gekommen.

Zuletzt habe er Mr. Xaba im Februar 2023 bei seinem Abschied von der Bongaschule, die er seit 1999 geleitet hatte, gesehen, so Reichenbach: „Alle Redner priesen seine Visionen und sein lebenslanges Engagement, um Bildung und Berufschancen in diese unterprivilegierte Region Südafrikas zu bringen. Persönlich bin ich sehr traurig über den frühen Tod meines Bruders Leslie. Ich werde ihn nie vergessen.“

Drei Trauerfeiern habe es für Mr. Xaba gegeben, in seiner Heimatgemeinde, der Schule und die Beerdigung, erzählt Dr. Gerd Reichenbach im Gespräch mit dieser Redaktion: „Es war katholisch, aber mit vielen traditionellen Elementen. Es ist dort alles viel lebendiger als bei uns. Die Menschen standen auf, sangen und tanzten in der Kirche. Es ist eine besondere Art und Weise, wie die Menschen damit umgehen.“ Die Feiern hätten ihn sehr beeindruckt, betont Reichenbach: „Die Trauer ist genauso, aber emotionaler. In Kirche und Schule wurde auch gelacht. Schöne Erinnerungen wurden aufgefrischt.“

Am Todestag von Mr. Xaba sei eine Kuh geschlachtet worden: „Die Kuh wurde gegessen und das Fell der Kuh auf den Sarg gelegt, um die besondere Verbindung zu den Ahnen zu demonstrieren. Das spielt dort eine ganz wichtige Rolle.“

Auch Mr. Xabas Nachfolger als Rektor der Bongaschule, Mr. Mbonambi, sei sehr engagiert, berichtet der Olper Arzt: „Ich telefoniere alle 14 Tage mit ihm und einmal in der Woche mit Schwester Marlene.“

Zwei neue Projekte

Seit Jahren schließen mehr Mädchen als Jungen die Bongaschule mit dem Abitur ab. „Die Förderung von Mädchen und Frauen – darin liegt ein entscheidender Schlüssel für eine bessere Zukunft Afrikas“, unterstreicht Reichenbach. Seit 2008 werden auch ehemalige Bongaschüler mit Stipendien an südafrikanischen Universitäten und Colleges gefördert. Die Mehrzahl sind Frauen. Ein Beispiel ist Sisiwe Mthethwa: Sie ist das sechste von elf Kindern einer armen Familie, ihre Mutter starb bei der letzten Geburt. Ihr Vater ist arbeitslos. „Einen ähnlichen Hintergrund haben viele Schüler“, so Reichenbach.

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Der 74-Jährige wird sich weiterhin für die Bongaschule einsetzen. Zwei Projekte stehen bereits auf der Agenda: ein neues Gebäude für die Grundschule und eine Solaranlage für das ganze Gebäude. „Für die jungen Menschen dieser Region sind die Bonga High School und die Grundschule die große Hoffnung, dem Teufelskreis von Armut, Aids, fehlenden Bildungschancen und hoher Jugendarbeitslosigkeit, die in Südafrika über 50 Prozent beträgt, zu entkommen“, bringt es Dr. Gerd Reichenbach auf den Punkt.

Schulpartnerschaft seit 2002

1968 machte Dr. Gerd Reichenbach sein Abitur am Städtischen Gymnasium in Olpe.

1976 gründete er mit seinem Studienfreund Prof. Reiner Andreesen die „Initiative Lesotho e. V.“ in Südafrika und unterstützte dort die Arbeit von zwei Krankenschwestern. Seit 2002 existiert eine Schulpartnerschaft zwischen der Bongaschule und dem Städtischen Gymnasium Olpe. Zunächst wurde auf Weihnachtsmärkten und Schulfesten gesammelt, später kamen Sponsorenläufe und andere Spendenaktionen dazu.

Im Jahr 2014 erhielt Dr. Gerd Reichenbach für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement in Südafrika das Bundesverdienstkreuz.