Rüblinghausen. Die Bauarbeiten auf dem Areal des künftigen Gefahrenabwehrzentrums des Kreises Olpe haben begonnen. Bis es soweit war, gab es viel zu klären.
Es waren keine Spaten, und ein Stich in den verdichteten Schotter war weder mit der breiten Holsteiner noch der spitz zulaufenden Frankfurter Schaufel möglich – dennoch gehört der symbolische „erste Spatenstich“ zu einem derartigen Termin: Begleitet von Planern, künftigen Nutzern und Mitarbeitern läutete Landrat Theo Melcher am heutigen Mittwoch den offiziellen Baubeginn des künftigen Gefahrenabwehrzentrums des Kreises Olpe ein. Es wird ein Bauwerk, das viele Besonderheiten aufweist - unter anderem eine ganz spezielle Heizung, eine Ausfahrt, die kein anderer Anlieger des Gewerbeparks Hüppcherhammer hat und das Alleinstellungsmerkmal, das teuerste Gebäude zu sein, das der Kreis je baute.
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Auf der Anhöhe oberhalb des Interkommunalen Gewerbeparks „Hüppcherhammer“ errichtet der Kreis Olpe für derzeit veranschlagte 36,1 Millionen Euro das Zentrum, in dem einerseits die Rettungsleitstelle, andererseits die Rettungswache Olpe und drittens eine zentrale Ausbildungsstätte der Feuerwehren im Kreis Olpe unter einem Dach Platz finden sollen. Der Standort wurde so ausgewählt, dass die Ausrückzeiten der Rettungsfahrzeuge sowohl für den Raum Olpe als auch für Drolshagen optimiert sind, weshalb die Rettungswache auch als einziger Anlieger sowohl in Richtung Kreisstraße 36 nach Rüblinghausen, Olpe oder Drolshagen-Berlinghausen als auch in Richtung Hüppcherhammer/Drolshagen vom Gelände fahren kann. In Betrieb genommen werden soll das Bauwerk Ende 2025.
Komplizierte Abstimmung
Nachdem schwere Baumaschinen in den vergangenen Monaten das Grobplanum erstellt haben, startet nun der Hochbau. Landrat Melcher betonte, dass es sich um das größte Hochbauprojekt handle, das in der Geschichte des Kreises Olpe von der Gebietskörperschaft selbst angegangen worden sei. Melcher wies auf die lange Vorgeschichte hin und klammerte auch nicht aus, dass insbesondere der Abstimmungsprozess mit den Feuerwehren enorm aufwendig gewesen sei. Der Bau einer neuen Rettungsleitstelle sei ihm seit vielen Jahren ein Herzensanliegen, denn so werde der Verbund aller Leitstellen Südwestfalens möglich: „So kann eine Leitstelle für die andere komplett einspringen, etwa wenn in Siegen oder Soest eine ausfällt, übernehmen die anderen.“ Er könne sich gut vorstellen, dass nach diesem Vorbild weitere interkommunale Vorhaben in Angriff genommen würden. Mit dem Bau des Gefahrenabwehrzentrums werde der Kreis Olpe „für alle Fälle gut aufgestellt“ sein. Sebastian Kühlmann von den Kreiswerken, die den Bau für den Kreis Olpe vornehmen, erklärte, nach langen Planungen gehe das Vorhaben nun auf die Zielgerade. Es werde das Ergebnis einer intensiven Kooperation zwischen Vorhabenträger, Planern und Nutzern. „Jetzt werden wir in Steine umsetzen, was detailliert geplant wurde.“ Auch Kreisbrandmeister Christoph Lütticke drückte seine Überzeugung aus, dass das Vorhaben auf einem guten Weg sei.
Der Bau wird in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes: So gehen die Kreiswerke in Sachen Heizung und Klimatisierung neue Wege. Eine sogenannte Eisspeicherheizung wird dies übernehmen, die energetisch hocheffizient arbeitet und deren benötigte Elektrizität überwiegend aus einer auf dem Gebäude angebrachten Photovoltaik-Anlage erzeugt wird. Eine riesige Zisterne soll Brauchwasser speichern, nicht nur für die Haustechnik, sondern insbesondere auch für die Feuerwehr-Trainingseinrichtungen. Auch wird das bei Übungen verwendete Löschwasser gefangen, aufbereitet und erneut verwendet.
Das zu bebauende Areal ist über 22.000 Quadratmeter groß. 2600 davon werden bebaut. Parallel zur Kreisstraße 36 wird das Hauptgebäude entstehen, viergeschossig und aus Stahlbeton-Elementen errichtet.
Keine Kampfmittel gefunden
Der Grundsatzbeschluss zum Bau des Gefahrenabwehrzentrums fiel am 26. September 2022. Am 27. Februar 2023 erteilte die Stadt Olpe, auf deren Gebiet der Komplex errichtet wird, dem Kreis die Baugenehmigung. Ende Mai startete der Erdbau. Diesem war eine gründliche Untersuchung nach möglichen Blindgängern vorausgegangen: Mit 300 Bohrungen überprüfte ein Spezialunternehmen den Baugrund, ohne fündig zu werden. Dann wurden rund 25.000 Kubikmeter Erde aus Hagen nach Rüblinghausen gefahren: Das Fallbett, das die gesprengte Rahmedetalbrücke aufgenommen hatte, wurde zur Nivellierung der Flächen genutzt. Anschließend rammte die mit dem Tiefbau beauftragte Firma Gebrüder Schmidt aus Freusburg Pfähle als Gründung in den Boden.
Mit der Fertigstellung des Rohbaus wird für Frühjahr 2024 kalkuliert, Ende 2025 soll das Zentrum seinen Betrieb aufnehmen. Was aus den Räumen der derzeitigen Rettungsleitstelle im Altbau des Kreishauses und der Rettungswache Olpe in der Trift geschieht, steht noch nicht fest; die Kreiswerke werden in Kürze die entsprechenden Planungen aufnehmen.