Olpe. Das Olper Feuerwehrhaus hat sich zum zentralen Prüfstandort für Feuerwehr-Winden entwickelt. Jedes Jahr wird die Stabilität der Seile gecheckt.
Was bei Städten und Gemeinden oft gefordert wird, aber vielfach hakt – bei den Feuerwehren funktioniert sie, die interkommunale Zusammenarbeit. So war es zwar ein ungewöhnliches Bild für den unkundigen Betrachter, für die Feuerwehrleute selbst aber vollkommen normal, dass in den vergangenen Tagen Fahrzeuge etwa aus Gerlingen oder mehreren Wehren aus dem Siegerland das Gelände des Olper Feuerwehrgerätehauses befuhren. Denn die Olper Feuerwehr hat sich zum zentralen Standort der Windenprüfung entwickelt. Dass es so etwas überhaupt gibt, erklärt der Olper Wehrleiter, Christian Hengstebeck: „Die Feuerwehren müssen tatsächlich ihre Seilwinden jedes Jahr einmal von einem zertifizierten Fachmann überprüfen lassen.“ Die Olper Wehr hat solche Winden an zwei Wagen: dem großen Rüstwagen und ein kleineres Exemplar am geländegängigen Vorausrüstwagen. Sie sind für die Feuerwehr unverzichtbar: So sind sie im Einsatz, wenn Bäume nach einem Sturm von der Straße gezogen werden müssen. Wenn nach einem schweren Verkehrsunfall ein Pkw unter einem Lkw klemmt, kommt die Seilwinde zum Einsatz, um das kleine Auto unter dem großen hervorzuziehen. Ein Fahrer ist im Wagen eingeklemmt – oft ist es schneller und einfacher, den Wagen mit der Kraft der Seilwinde auseinanderzuziehen, als mit Hydraulikpressen zu drücken.
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Um die Winde zu testen, muss das Seil angeschlagen werden. Auf dem Übungshof der Olper Wehr, oberhalb des Feuerwehrhauses gelegen, wurde dazu beim Bau des Feuerwehrhauses eigens ein Festpunkt gebaut. Der Prüfer der Firma Rotzler, bei der die heimischen Wehren die Winden geordert haben, kommt nach Olpe und prüft hier zentral die kraftvollen Geräte. Sebastian Stachelscheid, hauptamtlicher Gerätewart der Olper Wehr: „Ich prüfe jede Winde nach jedem Einsatz sowieso. Die jährliche Prüfung ist aufwendiger: Das Seil wird komplett ausgefahren, zwischen dem Haken und dem Festpunkt wird ein Messgerät angehängt, das die anliegende Zugkraft anzeigt. In fünf Stufen wird dann angezogen, und die Winde muss die Zugkraft dann für eine bestimmte Zeit halten.“ Zudem nimmt der Prüfer das komplette Seil in Augenschein und prüft es auf eventuellen Aufspleißungen: Wenn einzelne Drähte aus den Litzen hervorkommen, wird es Zeit, das Seil zu erneuern. „Das ist zwar eine teure Angelegenheit, aber gottseidank recht einfach erledigt“, erklärt Christian Hengstebeck.
Die eigentliche Seilwinde befindet sich im Fahrzeugheck: Ein hydraulisch angetriebener Motor zieht das Seil durch eine Führung, die bis zur Fahrzeugfront reicht. Dort ist lediglich der Zughaken angebracht, der außerhalb der Einsätze von einer gepolsterten Haube geschützt ist. Vom Fahrersitz aus wird die Winde per Fernbedienung gesteuert. Hengstebeck: „Die heutigen Winden sind so präzise, dass wir zentimetergenau damit arbeiten können. Auch ist die Zugkraft konstant, egal, ob das Seil nur ein paar Meter oder auf komplette Länge ausgezogen ist.“ Und nach zehn Jahren ist die Winde zu ersetzen, genau wie alle Hydraulikschläuche und -leitungen. Genau das ist beim Rüstwagen aus Gerlingen der Fall: Er ist 20 Jahre alt und daher zum zweiten Mal „fällig“.
Nicht nur die Winden werden jährlich geprüft – auch alle Leitern, die auf den Fahrzeugen mitgeführt werden. „Die werden dann waagerecht aufgebockt und mit definierten Gewichten beschwert. Spezielle zusammenschiebbare Messstangen zeigen dann an, wie weit die Leiter sich durchbiegt. Wenn bestimmte Werte überschritten werden, müssen sie ebenfalls ausgetauscht werden“, erklärt Christian Hengstebeck.
Wer sich mit der Olper Stadtgeschichte befasst, erkennt übrigens eine interessante Parallele: Genau der Standort, an dem nun Drahtseile von Winden vermessen und kontrolliert werden, war früher Standort der Maschinen, die zur Fertigung solcher Drahtseile gebraucht werden: Das Olper Feuerwehrhaus nutzt den Standort der einstigen Firma J. A. Kraft, deren Seilereimaschinen in die ganze Welt geliefert wurden. In Hochzeiten waren hier über 200 Mitarbeiter tätig, bis Anfang der 1980er-Jahre der Niedergang einsetzte. Ein italienischer Konzern übernahm die Firma, beendete die Fertigung und schließlich auch die Entwicklung und Montage der Maschinen. Von diesen überstanden jedoch viele die Jahre und laufen bis heute, um Meter für Meter an Drahtseil zu wickeln – möglicherweise auch solches, das seine Stabilität bei einer der jährlichen Prüfungen auf dem einstigen Kraft-Gelände unter Beweis stellen muss.