Olpe. Vor knapp einem Jahr hatte Ömer Kandemir in Olpe ein Möbelgeschäft eröffnet. Doch jetzt verkünden Schilder die Schließung. Die Hintergründe.

Es war ein Versuch – aber er geht vorbei: Spätestens Ende des Jahres beendet Ömer Kandemir den Betrieb seines Möbelhauses an der Kölner Straße in Olpe. Vergangenen November hatte der frühere Abteilungsleiter im Thyssen-Krupp-Werk Lütringhausen den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Er hatte 2017 in einer Reha-Maßnahme damit begonnen, mit Epoxidharz zu experimentieren und große Freude an dieser Art der Möbelgestaltung gefunden. Dabei wird Holz mit dem Kunstharz verbunden; Löcher oder Spalten werden mit der klar oder farbig gehaltenen erstarrenden Flüssigkeit ausgegossen, sodass am Ende beispielsweise eine glatte Tischplatte entsteht. Da natürlich gewachsenes Holz verarbeitet wird, ist jedes so entstehende Möbelstück ein Unikat.

+++ Lesen Sie auch: Olper Feuerwehr lässt alten Bahnhof virtuell brennen +++

Nachdem das Federnwerk in Lütringhausen seine Tore für immer geschlossen hatte, erwartete Ömer Kandemir dasselbe Schicksal wie über 300 Kolleginnen und Kollegen. Er beschloss, den Verlust des Arbeitsplatzes als Chance zu verstehen und gründete eine Firma. Selbst produzieren durfte er nicht, weil er kein Tischler ist. Er fand in der Türkei eine Schreinerei, die nach seinen Vorstellungen arbeitet, mietete das ehemalige Ladenlokal des Schuhgeschäfts „Tendenza“ im einstigen Saal des Hotels Tillmann an und richtete es zu einem urigen, Gemütlichkeit ausstrahlenden Möbelhaus aus. Dabei nutzte er das Angebot der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die Existenzgründern bei der Erstanmietung finanziell kräftig unter die Arme greift. Auf 110 Quadratmetern zeigt er dort seit vergangenem November unter dem Namen „Ömer’s – the art of living“, was die Kombination aus Holz und Epoxidharz möglich macht. Das Echo auf sein Angebot war gut; viele zeigen sich begeistert von den einzigartigen Möbeln, die freilich nicht billig sind.

Allerdings hatte er sich mehr Zuspruch versprochen. „Die wirtschaftlichen Zahlen lassen es leider nicht zu, dass ich das so weitermache“, erklärt er auf Anfrage unserer Zeitung. Hinzu komme, dass er das Ganze als „Einzelkämpfer“ betrieben hat. „Weil am Wochenende verkaufsoffen ist, sitze ich dann zwölf Tage am Stück jeden Tag im Laden“, beschreibt er die Arbeitsbelastung, „aber jemanden zusätzlich einstellen zu können, lohnt sich leider nicht.“ Daher zieht er nun die Notbremse. Er hat bereits damit begonnen, seine Ausstellung in den Ausverkauf zu geben. „Aber Bestellungen nehme ich jederzeit noch an“, so Ömer Kandemir. Und das ist auch sein Plan für die Zukunft: Er möchte sich nach dem Schließen des Ladenlokals eine Arbeitsstelle suchen, aber die Designermöbel weiterhin im Nebenerwerb auf Bestellung anbieten. Für die Stadt Olpe heißt sein Schritt: ein weiterer Leerstand mitten in der Stadt ist zu erwarten.