Schönau. In Kooperation von Ortschaft, Uni und Gesamtschule wurde ein System aufgebaut, das Alarm schlagen soll, wenn die Albe über die Ufer klettert.

Der 21. Juni 2007 ist ein Tag, der in die Geschichte der ganzen Gemeinde Wenden, insbesondere aber der Ortschaft Schönau eingegangen ist: Ein örtlich stark begrenztes, zweistündige Starkregenereignis mit mehr als 80 Litern pro Quadratmeter ließ den eigentlich idyllisch dahinplätschernden Albe-Bach über die Ufer steigen und setzte das komplette Tal unter Wasser. Die Flut riss Anhänger und Tanks mit, die sich in Brücken verkeilten und so für Rückstauungen sorgten. Die Flutwelle wälzte sich bachabwärts durchs Tal und fand erst in Wenden Platz, sich auszudehnen, wo unter anderem der komplette Parkplatz des „Hit“-Markts und die Flächen der Feuerwehr überflutet wurden. Immense Schäden entstanden, Häuser wurden beschädigt, Keller und Autos liefen voll. Wochenlang dauerten die Aufräum- und Sanierungsarbeiten.

+++ Lesen Sie auch: Wendener SPD fordert Klarheit mit Vorgängen auf Sälzer-Gelände +++

Martin Gröger ist Schönauer und arbeitet an der Uni Siegen. Der Professor am Department Chemie und Biologie hat gemeinsam mit Dr. Volker Heck und Ortsvorsteher Peter Arenz ein Projekt initiiert, das derartige Überflutungen nicht verhindern kann – wohl aber so frühzeitig Alarm schlagen soll, dass die Menschen informiert sind. Auf Katastrophen wie an der Ahr könnte so rechtzeitig reagiert werden, etwa durch die Räumung von Häusern oder die Sicherung von Autos, die aus Überflutungsgebieten herausgefahren werden könnten. Das europäische Förderprogramm „Leader“ unterstützt die Maßnahme, die den Namen „LISA“ als Abkürzung für „Lokalklima in Schönau/Altenwenden“ trägt.

Professionelle Wetterstation

Rückgrat dieses Systems sind Sensoren, die mit einer professionellen Wetterstation verbunden sind. Über den Jahresverlauf werden Niederschlag, Wind und Temperatur gemessen, dazu kommen Pegelsonden, die im Verlauf des Albe-Bachs angebracht wurden, um den Wasserstand mit aktuellen Niederschlagsdaten abzugleichen. Nach gewisser Dauer sollen so die Einflüsse des Regens auf den Wasserstand im Bach errechnet werden können.Bei Starkregenereignissen könnten dann Hochwässer frühzeitig gemeldet werden. „Zudem können die Daten langfristig Grundlage für sinnvolle lokale Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung sein“, heißt es in der Projektbeschreibung.

Die kritische Warngrenze wurde von Schülern und Studenten gemeinsam festgelegt.
Die kritische Warngrenze wurde von Schülern und Studenten gemeinsam festgelegt. © Privat

Da die Lage von Schönau typisch für die heimische Mittelgebirgslandschaft ist, könnte das Projekt „LISA“ beispielhaft für viele andere Orte werden, um auch dort Hochwasser frühzeitig vorauszusagen. Zudem ist das Projekt angebunden an das Freilandlabor mit Experimentierfeld (FLEX) der Naturwissenschaftlich-technischen Fakultät der Universität Siegen, das in Schönau angesiedelt ist. Vorwiegend Lehramtsstudenten werden hier für den Sachunterricht ausgebildet, auch nutzen viele Grundschulen das Gelände für Praktika ihrer Schülerschaft. Während bislang praxisorientierte Angebote wie „Vom Schaf zur Wolle“, „Bienen in Aktion“ oder „Nachwachsende Rohstoffe“ angeboten werden, kann das Lernangebot durch die Ankopplung des Projekts „LISA“ auf Fragen des Klimawandels und -schutzes ausgeweitet werden.

Anlieger sehr interessiert

Seitens der Anlieger des Albe-Bachs, so geht aus der Projektbeschreibung hervor, sei großes Interesse an den Daten zur Pegelhöhe artikuliert worden. Wie vielseitig interessant das Projekt ist, zeigt die Liste der Unterstützer: Dies sind Ortsvorsteher Peter Arenz, Bürgermeister Bernd Clemens, der Fachdienst Umwelt des Kreises Olpe, die Untere Wasserbehörde, der Naturpark Sauerland-Rothaargebirge, die Freiwillige Feuerwehr Wenden und die Fischereigenossenschaft Wenden. Sie alle versprechen sich ein Nutzen von „LISA“.

Die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule legen beim Projekt kräftig Hand an.
Die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule legen beim Projekt kräftig Hand an. © Privat

Die nötigen Installations- und Programmierarbeiten wurden in der feinmechanischen Werkstatt der Uni Siegen und von Studierenden vorgenommen. Zwei Oberstufengeografiekurse der Gesamtschule Wenden waren jetzt mit Lehrerin Elisa Bambach im Einsatz, um beim Einbau der vier Pegelsonden Hand anzulegen. Die Schülerinnen und Schüler werden das Projekt laut Prof. Gröger weiter begleiten und gemeinsam mit der Universität die Daten auswerten. Sie können unter www.wetter-in-schoenau-und-altenwenden.de abgerufen werden. Die Seite wird weiterentwickelt; so soll noch eine Karte mit der Position der Sonden hinzukommen, auch ist geplant, die Niederschlagsmengen der jeweils letzten Tage bzw. Wochen abrufbar zu machen. Wenn der Wasserstand eine kritische Grenze übersteigt, schicken die Sonden eine Warn-SMS an die Projektleitung. Diese Grenzen haben die Schülerinnen und Schüler mit den Uni-Mitarbeitern vor Ort genau bestimmt.