Wenden. Eigentlich sollte auf dem Balcke-Dürr-Gelände eine Kulturhalle entstehen. Doch daraus wird nichts. Jetzt sorgt ein Abriss für Diskussionen.

Es war ein großer Traum, der im Mai dieses Jahres platzte. Die Projektgesellschaft „Zukunftsquartier Rothemühle“ hatte die Kulturhalle 4 auf dem ehemaligen Balcke-Dürr-Gelände in Rothemühle für nicht finanzierbar erklärt. Damit gab auch der eigens dafür gegründete Kulturverein auf. Jetzt müssen Wendens Politiker über die Zukunft der Halle 4 entscheiden. Am Montagabend stand das Thema im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) auf der Tagesordnung.

Die Projektgesellschaft hatte bei der Gemeinde angefragt, ob die Halle abgerissen werden könne, um die Fläche gewerblich nutzen zu können. „Wenngleich die damalige Konzeptvergabe den Erhalt und die Weiterentwicklung der Halle 4 vorsah, so darf nicht verkannt werden, dass die Investitions- und Betriebskosten durch die geplante kulturelle bzw. gastronomische Nutzung nicht gedeckt werden können. Aufgrund der Entwicklungen sowie der Tatsache, dass aus Sicht der Verwaltung eine alternative Nutzung der Halle 4 nicht darstellbar ist, wird vorgeschlagen, den Abriss bereits vor Ablauf der Frist beschließen zu lassen“, hatte die Verwaltung vorgeschlagen.

Die Gemeinde hatte einen positiven Aspekt bei einem Abriss der Halle für die Freilegung der Bigge hervorgehoben: „Nach Abriss der Halle 4 kann der Verlauf der Bigge an das vorhandene Gelände angepasst und müsste nicht durch aufwendige Böschungsarbeiten hergestellt werden. Zudem würde der hieraus resultierende Straßenverlauf eine bessere Ausnutzbarkeit der Grundstücke gewährleisten.“

Ort der Erinnerung

SPD und UWG hatten beantragt, dass die Verwaltung einen Vorschlag erarbeitet, wie die ortsbildende Architektur der bislang vorhandenen Bausubstanz in die neuen Planvorgaben ggf. durch Auflagen eingearbeitet werden könne. Vorzugsweise sei hier eine Fassadenverkleidung mit vergleichbaren Klinkern zu prüfen. „Aus Sicht der Verwaltung sollte es nicht primäres Ziel sein, die vorhandene Bausubstanz mit den Klinkerfassaden zu erhalten. Im Ergebnis wird eine alte Industriebrache durch ein modernes Gewerbegebiet ersetzt. Die neuen Gewerbebetriebe sollen die Möglichkeit bekommen, das ganze Register moderner Bauweise ziehen zu können“, hatte die Gemeinde empfohlen, den Antrag von SPD und UWG abzulehnen.

Die Verwaltung schlug zudem einen „Ort der Erinnerung“ vor im Eingangsbereich des Geländes. Die konkrete Gestaltung solle noch erarbeitet werden. Denkbar wäre laut Verwaltung auch die Errichtung einer kleinen Mauer, verblendet mit Klinkern und Schriftzug von Apparatebau oder die entsprechende Gestaltung einer Sitzgelegenheit. Hier sollen noch weitere Ideen gesammelt werden.

Ludger Reuber (SPD) zog den gemeinsamen Antrag mit der UWG daraufhin zurück. Der geplante Ort der Erinnerung sei ein Kompromiss. Wichtig sei, dass die Projektgesellschaft die Kosten dafür übernehme. Dies forderte auch Thorsten Scheen (UWG): „Dazu möchten wir eine klare Aussage vom Projektierer.“

Auf die Frage von Elmar Holterhof (Grüne), wer den Abriss bezahle, versicherte Bürgermeister Bernd Clemens, dass dies eindeutig Sache der Projektgesellschaft sei. „Wir hätten auch gerne den Bach in trockenen Tüchern“, betonte Elmar Holterhof. Markus Hohmann, Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung, teilte mit, dass die Verlegung der Bigge in Aussicht gestellt worden sei. Durch einen Abriss werde die Verlegung der Bigge günstiger und wahrscheinlicher. Ohne eine Umlegung der Bigge würde das ganze Projekt scheitern, erläuterte Bernd Clemens.

Harsche Kritik übte noch einmal Heike Quast (UWG): „Es ist langsam genug, was Pyramis hier für eine Salamitaktik mit uns betreibt. Wir zerstören etwas, was architektonisch wertvoll ist. Wir machen uns zum Knecht der Wirtschaftlichkeit von Pyramis. Wir haben noch Zeit, einen Investor zu finden.“ Man habe Begehrlichkeiten geweckt, die man nicht erfüllen könne, so Jürgen Greis (CDU): „Der Industriebrache kann ich architektonisch nichts abgewinnen.“ Von der ganze Konzeptvergabe bleibe vielleicht noch die Bigge, meinte Sven Scharz (SPD).

Zwei Bedingungen

„Ich sehe mich heute nicht im Stande und willens dem sang- und klanglos zu zustimmen. Wir wissen noch nicht, ob die Freilegung der Bigge sicher ist und die Kostenübernahme für das historische Denkmal“, sagte Thorsten Scheen. Der Ausschuss erarbeitete zwei Bedingungen, die Voraussetzung für den Abriss sind. Der Projektträger muss die Erinnerungsstätte im Eingangsbereich, die unter Abstimmung von Ortsvorsteher, Familie Brandt und dem Heimatverein entstehen soll, bezahlen. Zudem soll sicher sein, dass die Bigge verlegt werden kann. Markus Hohmann will sich noch einmal beim Kreis Olpe erkundigen und den Rat am Mittwoch informieren.

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Mit acht Ja-Stimmen bei zwei Enthaltungen und zwei Nein-Stimmen folgte der HFA diesem Beschlussvorschlag. Die finale Entscheidung trifft jetzt der Rat.