Kreis Olpe. Die Beschwerden über verspätete und ausgefallene Busse im Kreis Olpe werden immer heftiger. Die Lage im Busverkehr ist derzeit dramatisch.

Die Zahl der Beschwerden über den Linienbusverkehr in der Region steigt weiter. In den sozialen Netzwerken beschweren sich immer mehr Fahrgäste, die lange und auch vergeblich auf den Bus warten. Das Büro der Verkehrsbetriebe in Olpe war seit Wochen unbesetzt. An jedem Bus der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd und deren Olper Tochterfirma, dem Kraftverkehr Olpe, klebt der Hinweis: Fahrpersonal dringend gesucht. Doch die Ursachen für die Verspätungen sind vielschichtig, betont Stefan Wied. Er ist Geschäftsführer des Zweckverbands Personenverkehr Westfalen-Süd, den die Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein gebildet haben und der als Besteller für den ÖPNV in der Region fungiert.

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Wied räumt ein, dass die Lage derzeit durchaus als „dramatisch“ bezeichnet werden könne. Dies liege an fehlendem Fahrpersonal. Und diesbezüglich werde bereits kräftig um Abhilfe gerungen. „Beide Kreise sind eingeschaltet“, so Wied, gemeinsam mit dem Jobcenter werde derzeit jeder in Frage kommende Arbeitssuchende angesprochen. Auch werde versucht, die Abwicklung der Prüfungen für den speziellen Busführerschein zu vereinfachen. „Das heißt nicht, dass die Prüfungen einfacher werden“, so Wied, aber beispielsweise gehe der Weg dorthin, ausländische Interessenten in ihren Muttersprachen abzufragen. „Die VWS hat jede Woche eine Veranstaltung mit rund 100 Interessenten, die sich den Beruf vorstellen könnten. Wir sind da alle zusammen sehr aktiv.“ Unter anderem würden auch Taxifahrer eingesetzt, die dann Kleinbusse mit acht Passagieren fahren dürfen und zumindest in manchen Bereichen die großen Linienbusse, für die der Busführerschein nötig ist, ersetzen können. „Doch was derzeit wirklich so dramatisch wie selten ist, das ist die Häufung von Baustellen.“

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Klaus-Dieter Wern (78), Chef der Wern-Group und der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd.
Klaus-Dieter Wern (78), Chef der Wern-Group und der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd. © WP | Josef Schmidt

In Olpe und Attendorn seien Hauptverkehrsstraßen betroffen, die Landesstraße 711 bei Neuenkleusheim sei gesperrt, ebenso die Hünsborner Straße in Wenden. „Das sind Sperrungen, die bekommen wir im Fahrplan einfach nicht abgebildet“, so Wied. Auch gebe es noch andere Ursachen als den Fahrermangel für die Verspätungen: „Gerade heute hatten wir den Fall, dass unangemeldet eine ganze Schülergruppe einen Ausflug machte. Die passten in den Kleinbus natürlich nicht hinein. Wäre sowas angemeldet, hätten wir einen großen Wagen kommen lassen. So mussten die Schüler stehenbleiben.“

Jeder Beschwerde werde nachgegangen, und dabei komme dann auch heraus, „dass eine Schule den Eltern nicht kommuniziert hat, dass eine Haltestelle wegen einer Baustelle verlegt werden musste. Die Kinder standen also an der alten Haltestelle, an der im Moment gar kein Bus vorbeifahren kann“. Dennoch sei der Fahrermangel ein immanentes Problem, die derzeit laufenden Bemühungen seien höchstens mittelfristig wirksam.

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Dass die Lage schwierig ist, weiß auch Klaus-Dieter Wern, Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) in Siegen: „Das Problem ist, wenn uns Leute fehlen und wir was nicht besetzen können, ist sofort die Öffentlichkeit betroffen. Jedes andere Unternehmen kann die Maschine stillsetzen und das merkt keiner. Wir versuchen im Moment immer, auch im Kreis Olpe, alle Schüler wegzubringen, alle Schulfahrten zu besetzen. Ja, und das gebe ich zu, hier und da fällt schon mal eine Linie aus, aber katastrophal, das ist was anderes.“

Im Moment sei auch Covid wieder ein Thema, so Wern: „Wir hatten am Mittwochmorgen vier Kranke, am Donnerstagmorgen dann noch wieder drei, die sich dann immer morgens melden. Dann stehen wir natürlich da und müssen Dienste übergeben, neue zusammenstellen. Das ist alles nicht so einfach.“ Und weiter: „Wir versuchen schon, alles zu fahren, aber bei dem Personalmangel ist das schwer. Und das ist ja nicht nur bei uns so. Lesen Sie mal, was bei der Bahn los ist. Da würde ich sagen, das ist schon katastrophal. Es ist dramatisch im Moment. Uns fehlen einfach die Leute.“

Verärgert sind viele Fahrgäste aber auch über die schlechte Kommunikation, weil Ausfälle erst zu spät mitgeteilt würden. Klaus-Dieter Wern dazu: „Ich versuche alles bis zur letzten Minute zu besetzen. Aber wenn einer krank ist, ist er krank. Wenn sich der Fahrer morgens um 5 Uhr krank meldet, kriege ich die Fahrt nicht besetzt. Da müssen die Leute auch mal Verständnis für haben. Es steht alles auf unserer Internetseite. In Olpe haben wir leider keine Kommunikationstafeln wie in Siegen. Aber dafür sind ZWS und Kreis Olpe zuständig.“ Auch Stefan Wied verweist auf die Homepage der VWS: „Da wird wirklich jeder Ausfall so früh wie möglich angekündigt.“ Infotafeln seien gut, könnten aber nicht an jeder Bushaltestelle aufgestellt werden.

Die VWS-Homepage ist erreichbar unter www.vws-siegen.de/aktuell/verkehrsmeldungen-stoerungen/.